Woher weißt Du denn wie genau die Gruppe der ALG2-Bezieher in Arbeitsunwillige und Arbeitswillige aufgeteilt sind?
Wie sind diese Daten erhoben worden?
Er sagt nichts davon, dass er es genau weiß, sondern nur, dass die Gruppe der Klischee-Faulenzer nicht so groß sei, wie einige tun. Manche tun ja so, als würde die klare Mehrheit mit Hartz IV gut genug leben und daher gar nicht arbeiten wollen. Das ist aber auf keinen Fall so, etliche Leute klagen ja darüber, dass ihnen Hartz IV nicht reicht sowie darüber, dass sie suchen und suchen und suchen und trotzdem keinen Job finden. Dass es auch die Faulenzer gibt, die mit dem Geld auskommen, sich von Billig-Food und dem ein oder anderen Bier ernähren und den ganzen Tag Konsole zocken oder das mit 10 Leuten geteilte Netflix-Abo nutzen, steht außer Frage. Vor allem werden gerade sie dann auch dankenswerterweise im "Asi-TV" präsentiert werden als seien sie die Norm...
Aber die Mehrheit würde gerne arbeiten, findet aber nichts oder kann es auch aus bestimmten anderen Gründen nicht, die nichts mit Faulheit zu tun haben. Es gab da zB eine Umfrage unter "Kunden" eines Jobcenters, ob man die Hartz IV-Sanktionen abschaffen sollte, die man bei Nicht-Einhalten von Terminen bekommen kann, was ja mal im Gespräch war. Wenn es so WÄRE, dass die Mehrheit faulenzen will, wäre ja die Mehrheit der Befragten ja klar dafür gewesen, dies abzuschaffen. War sie aber nicht, 46% waren dagegen, 37% dafür.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/s...tionen-a-27d3ecd6-292d-4ff7-9e3c-8c9b0a38ac45
Dann gab es auch eine andere Umfrage, laut der die Mehrheit der Deutschen Hartz IV-Empfänger quasi für faul hält und meint, sie würden nicht aktiv nach Arbeit suchen, obwohl es nachweislich Unsinn ist:
https://www.welt.de/wirtschaft/arti...sten-Irrtuemer-ueber-Hartz-IV-Empfaenger.html Denn laut Erhebungen sagen 75% der Arbeitslosen, dass ihnen Arbeit enorm wichtig sei, und 70% würden auch eine Arbeit unterhalb ihrer Qualifikation annehmen, 62% bewerben sich von sich aus bei potenziellen Arbeitgebern, also ohne "Anweisung" vom Jobcenter.
D.h. es gibt zwar keine ganz klaren Zahlen, aber viele klare Hinweise darauf, dass die Vorurteile, ein großer Teil der Hartz IV-Empfänger würde sich mit ihrem Status quasi vergnügt abfinden, Käse sind. Es IST nun mal so, dass etliche Leute tun können, was sie wollen, und nichts mehr finden oder nichts finden, was machbar ist - z.B. kann man ohne Auto keinen Job annehmen, für den man 60km fahren müsste oder per Nahverkehr 4 Stunden unterwegs wäre... Oder wer nimmt denn zB noch in Zeiten, in denen Onlinehandel immer wichtiger wird und man sowieso immer weniger Verkaufspersonal braucht, die 55jährige Ex-Schlecker-Angestellte, die noch nicht mal mit einem PC umgehen kann und vielleicht auch noch leichte Rückenprobleme hat? Die kann entweder ein Riesenglück haben und einen der wenigen Verkäuferjobs bekommen oder bei einer kleinen Firma zB als Bürohilfe ankommen und ansonsten quasi nur so was wie Reinigungsfrau machen, und da stehen viele jüngere, auch mit Migrationshintergrund einfach noch als Konkurrenz im Weg. Hinzu kommt dann, dass manche Arbeitgeber auch noch DIE, die besonders lange suchen, per se schon als "unpassend" empfinden - so nach dem Motto "wenn er/sie SO lange nichts gefunden hat, dann war er/sie wohl sehr faul oder ist einfach nur schlecht - dann schau ich mir ihn/sie erst gar nicht an". Der klassische Teufelskreis.
Manche sollten sich auch mal fragen, was denn wäre, wenn sie selber arbeitslos werden und ob sich sich dann ernsthaft für eine löbliche Ausnahme halten, wenn sie dann trotz Hartz IV weiter nach Arbeit suchen, und es okay wäre, wenn man sie als faul brandmarkt, nur weil es das entsprechende Vorurteil gibt.