der-jo am 06.05.2009 15:18 schrieb:
Ok, ich will Sacred 2 nicht unrecht tun, hab es auch nie selbst gespielt. Ist es anders als Teil I?
also wirklich anders? denn teil 1 war ein schlechter Klon.
Sacred als Diablo Klon hinzustellen, halte ich für nicht ganz fair.
Klar - auf den ersten Blick gibt es Gemeinsamkeiten. Man wählt eine vorgegebene Klasse aus und findet sich in der Spielwelt wieder - dort prügelt man auf Monster ein, findet neue Ausrüstung und steigt in der Stufe. Da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf.
Zunächst spielt Sacred in einem klassischen Fantasy-Setting und wirkt alles in allem weniger düster. Die Spielwelt ist nicht zufallsgeneriert, sondern vorgegeben und wirkt dadurch deutlich lebendiger und glaubhafter. Außerdem ist die Spielwelt mit einem Wort "GIGANTISCH" (und das nicht nur für Hack&Slay-Verhältnisse). Die Spielwelt lässt sich nicht nur zu Fuß oder durch Portale bereisen, sondern auch mit Hilfe von Reittieren - die zudem ein "taktisches" Element in den Kämpfen darstellen.
Das Kampfsystem unterscheidet sich auf von Diablo. Man kann nicht sämtliche Fähigkeiten mit Shortcuts belegen, sondern hat - je nach Stufe - bis zu 5 Slots für die sog. Kampfkünste. Diese müssen daher sinnvoll gewählt werden, um nicht mitten im Kampf tauschen zu müssen. Alternativ lassen sich Kampfkünste zu Combos verbinden, was ebenfalls etwas Tiefe in die Sache bringt. Etwas wie Mana sucht man vergebens. Stattdessen haben die Kampfkünste Regenarations- und zum Teil Cooldownzeiten. Diese zu kontrollieren stellt ein weiteres Element bei der Charakterentwicklung dar.
Die Entwicklung selbst ist zudem recht komplex. Nicht nur, dass die üblichen Stats wie Stärke, Geschicklichkeit und Co vergeben und geplant werden müssen - nein, auch die Fertigkeiten wollen verteilt sein. Man hat einen großen Pool an Fertigkeiten, von denen man in höheren Stufen zwar mehr, aber nur eine begrenzte Anzahl erlernen kann. Hinzu kommt, dass auch dort die Punkte sinnvoll verteilt sein wollen. Das ermöglicht eine komplexe Entwicklung. Anders als in Diablo kann man nicht pro Stufe eine bestimmte Anzahl an Punkten in einen Skilltree investieren. Es gibt sogenannte Runen, die eingelesen werden können, wodurch sich das Level einer Kampfkunst zugunsten der Stärke (z.B. Schaden), aber auf Kosten der Regenerationszeit erhöht.
Das sind sichtbare Unterschiede zu Diablo. Von einem Klon will ich daher nicht sprechen. Es ist klar von Diablo inspiriert - Sacred versucht sich aber auch deutlich von Diablo abzusetzen. Von einem geklonten Diablo zu sprechen, würde Sacred daher weit weniger gerecht werden, als wenn man Titan Quest das vorwirft.
Zwischen Inspiration und Kopie liegen meiner Meinung nach Welten.
Da Du Sacred 1 gespielt hast, war Dir das sicher bekannt. Ich wollte es einfach nochmal auflisten - auch für die, die Sacred 1 nicht kennen.
Ist Sacred 2 nun anders als Sacred 1? Kurze Antwort: Nein.
Etwas genauer betrachtet, müsste man aber sagen: Es ist eine Weiterentwicklung von Sacred 1. Die Entwicklungsmöglichkeiten der Charaktere sind nun noch etwas umfangreicher. Die Welt ist noch größer und schöner. Es gibt noch mehr zu entdecken und an Nebenquests zu lösen - und man hat einige weitere Nettigkeiten integriert...so zum Beispiel die besonderen Klassenmounts.
Das alles führt dazu, dass Sacred 2 deutlich mehr Spaß macht als Sacred 1. Da ich zur Zeit Sacred 2 und Diablo 2 spiele, kann ich auch sagen: Sacred 2 fühlt sich anders an als Diablo 2.
Also nochmal: Sacred (2) hat seine Ursprünge sicher in Diablo - aber es bedient sich auch anderer Vorlagen und verbindet alles zu einem eigenen Konzept.
Hinzu kommt, dass Sacred von einem netten Humor gezeichnet ist, was das ganze ein wenig auflockert.
Was mir an Sacred noch sehr gefällt:
Wie gesagt, die Spielwelt ist gigantisch und jede Region ist anders - das gilt z.B. auch für die Architektur, für die Kleidung der NPCs und auch für deren Verhalten. NPCs führen ähnlich wie bei Gothic und Oblivion Gespräche, wenn sie sich treffen. Und Orte zum Treffen haben sie genug: Es gibt kleinere Bauernhöfe (mal mit Viehzucht, mal mit Ackerbau), einzelne Hütten, kleine Siedlungen, Dörfer, große Städte, Tempel, Burgen - und jede Menge Dungeons.
Natürlich kann man es - wie gesagt - auf die Diablo Elemente reduzieren: Charakter wählen, Monster töten, Erfahrung und Gegenstände sammeln, Stufen aufsteigen, Punkte verteilen - und wieder jede Menge Monster metzeln. Das kann man machen...aber es wäre nicht fair.
Das ist meine Meinung
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Und daher komme ich zum Fazit, dass beide Spiele eine eigene Daseinsberechtigung haben.
---Nachtrag---
@bumi: Naja...wurden bei den bisherigen Patches nicht immer neue Gegenstände und Gegner eingefügt? Solange es nur darum geht, würde ich nicht vollmundig von einem Content-Patch sprechen. Klar, auch Gegenstände sind Content. Aber unter einem Contentpatch verstehe ich zumindest ein paar neue Dungeons - im Idealfall neue Gebiete mit neuen Quests (wobei ich daran auch nicht glaube). Aber hier und da eine neue und mehrstöckige Höhle mit neuen Gegnern wäre doch wünschenswert.
Schön wäre auch ein Interfaceupdate im Stile von Diablo 3...aber wahrscheinlich währen solche Änderungen zu tiefgreifend und man will ja nicht gleich sein ganzes Pulver verschießen....andererseits könnte es die Vorfreude auf D3 anheitzen.
Da fällt mir ein: Wie wunderbar wäre doch ein neuer Akt, der die Verbindung zu D3 knüpft (falls das bei der Story von D2 überhaupt möglich ist).
Naja...das ist Wunschdenken
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