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Behördliche Willkür – Erst Resozialisierung, dann Abschiebung
http://magazine.web.de/images/572/5202572,h=400,pd=2,w=300.jpg
Das ist Ronny. Ronny musste bereits in frühester Kindheit mit seiner gesamten Familie aus Uganda nach Deutschland flüchten, nachdem sein Heimatdorf bei Unruhen komplett zerstört worden war. Er wuchs in einer schlechten Gegend in Berlin auf und kam auf die schiefe Bahn, bis er schliesslich zu drei Jahren Haft in der JVA Berlin-Plötzensee verurteilt wurde. Während er seine Strafe verbüsste, wurde im Rahmen des Resozialisierungsprogramms das Projekt GittaSpitta ins Leben gerufen. Den jugendlichen Straftätern wird die Möglichkeit gegeben sich künstlerisch zu verwirklichen und ihre Talente werden gefördert. Sie lernen Verantwortungsbewusstsein, Disziplin, Sozialkompetenz und Teamfähigkeit. In diesem Fall heisst das konkret: Musik machen. Der Produzent Kronstädta stellt ehrenamtlich seine Dienste und sein Equipment zur Verfügung. Man kann GittaSpitta guten Gewissens als das erfolgversprechendste Projekt in diesem Programm bezeichnen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens können sich die Betroffenen damit identifizieren, anders als beispielsweise bei einer stinknormalen Ausbildung in einem Handwerksberuf, die im Knast genau so langweilig wäre wie draussen. Zweitens bietet das Projekt eine Perspektive, auch über die Zeit im Knast hinaus. Es wäre ja durchaus möglich, dass sich ein kommerzieller Erfolg einstellt. So wurde aus dem Verbrecher Ronny der Rapper Voodoo. Nachdem Ronny seine Strafe abgesessen hatte, wurde er entlassen ... und ohne dass er sich etwas zu Schulden hätte kommen lassen sofort wieder verhaftet. Abschiebehaft. Anfang Januar war es dann soweit: Ronny wurde von Deutschland, seiner Heimat, nach Uganda, ein ihm fremdes Land, mit dem ihn nichts verbindet ausser seiner Hautfarbe, abgeschoben. Ohne gültige Papiere. Ohne die Landessprache zu beherrschen. Ohne Verwandte oder sonstige Bezugspersonen. Ohne Geld.
Menschen wie Herr Ministerpräsident Koch oder Amtskollege Beckstein dürfen jubeln: Wieder ein *** weniger, der unschuldigen Rentnern in der U-Bahn den Schädel eintritt. Aber wo liegt der Sinn darin, jemanden erst zu bestrafen, ihn dann zu bekehren und anschliessend zu entsorgen? Und wem, genau wie dem deutschen Staat, das Einzelschicksal von Ronny vollkommen am Arsch vorbei geht, der soll sich mal folgendes vor Augen führen:
1. Haft -> kostet Geld
2. Resozialisierung –> kostet Geld
3. Abschiebung -> kostet Geld
Am billigsten wäre sicher, wenn man auf die Punkte 1 und 2 verzichtet. Am menschlichsten wäre aber, wenn man auf Punkt 3 verzichtet. Gerade bei jemandem wie Ronny, der nun in einer fremden Welt vor dem Nichts steht. Aber wen interessiert das schon – aus den Augen, aus dem Sinn.
Von dieser Problematik wusste ich bisher auch nichts. Erst durch den Artikel über Ronny wurde ich darauf aufmerksam. Auszug:
Die Geschichte von Ronny macht mich zugleich traurig und wütend, genau wie Ronnys Verwandte, Freunde und Partner. Leider ist es nur eine von vielen. Diese Menschen haben für einige Politiker kein Individuum, kein Gesicht. Sie sind wie der der schwarze Peter, den man am liebsten jemandem zusteckt, damit man ihn los ist. Und wenn es nach besagten Politikern ginge, dann würde diese Vorgehensweise sogar noch verschärft werden. Aber eins sollten die Herren, und alle, die diese Praxis unterstützen, dabei nicht vergessen: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Weitere Quellen:
http://www.hiphop.de/de/home.cfm?p=11969
http://www.zeit.de/2008/02/01-Gewalt?page=all
SSA
http://magazine.web.de/images/572/5202572,h=400,pd=2,w=300.jpg
Das ist Ronny. Ronny musste bereits in frühester Kindheit mit seiner gesamten Familie aus Uganda nach Deutschland flüchten, nachdem sein Heimatdorf bei Unruhen komplett zerstört worden war. Er wuchs in einer schlechten Gegend in Berlin auf und kam auf die schiefe Bahn, bis er schliesslich zu drei Jahren Haft in der JVA Berlin-Plötzensee verurteilt wurde. Während er seine Strafe verbüsste, wurde im Rahmen des Resozialisierungsprogramms das Projekt GittaSpitta ins Leben gerufen. Den jugendlichen Straftätern wird die Möglichkeit gegeben sich künstlerisch zu verwirklichen und ihre Talente werden gefördert. Sie lernen Verantwortungsbewusstsein, Disziplin, Sozialkompetenz und Teamfähigkeit. In diesem Fall heisst das konkret: Musik machen. Der Produzent Kronstädta stellt ehrenamtlich seine Dienste und sein Equipment zur Verfügung. Man kann GittaSpitta guten Gewissens als das erfolgversprechendste Projekt in diesem Programm bezeichnen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens können sich die Betroffenen damit identifizieren, anders als beispielsweise bei einer stinknormalen Ausbildung in einem Handwerksberuf, die im Knast genau so langweilig wäre wie draussen. Zweitens bietet das Projekt eine Perspektive, auch über die Zeit im Knast hinaus. Es wäre ja durchaus möglich, dass sich ein kommerzieller Erfolg einstellt. So wurde aus dem Verbrecher Ronny der Rapper Voodoo. Nachdem Ronny seine Strafe abgesessen hatte, wurde er entlassen ... und ohne dass er sich etwas zu Schulden hätte kommen lassen sofort wieder verhaftet. Abschiebehaft. Anfang Januar war es dann soweit: Ronny wurde von Deutschland, seiner Heimat, nach Uganda, ein ihm fremdes Land, mit dem ihn nichts verbindet ausser seiner Hautfarbe, abgeschoben. Ohne gültige Papiere. Ohne die Landessprache zu beherrschen. Ohne Verwandte oder sonstige Bezugspersonen. Ohne Geld.
Menschen wie Herr Ministerpräsident Koch oder Amtskollege Beckstein dürfen jubeln: Wieder ein *** weniger, der unschuldigen Rentnern in der U-Bahn den Schädel eintritt. Aber wo liegt der Sinn darin, jemanden erst zu bestrafen, ihn dann zu bekehren und anschliessend zu entsorgen? Und wem, genau wie dem deutschen Staat, das Einzelschicksal von Ronny vollkommen am Arsch vorbei geht, der soll sich mal folgendes vor Augen führen:
1. Haft -> kostet Geld
2. Resozialisierung –> kostet Geld
3. Abschiebung -> kostet Geld
Am billigsten wäre sicher, wenn man auf die Punkte 1 und 2 verzichtet. Am menschlichsten wäre aber, wenn man auf Punkt 3 verzichtet. Gerade bei jemandem wie Ronny, der nun in einer fremden Welt vor dem Nichts steht. Aber wen interessiert das schon – aus den Augen, aus dem Sinn.
Von dieser Problematik wusste ich bisher auch nichts. Erst durch den Artikel über Ronny wurde ich darauf aufmerksam. Auszug:
Dabei sollte eigentlich klar sein, dass Jugendkriminalität nicht auf die Hautfarbe oder Herkunft zurückgeführt werden kann, sondern auf das Umfeld und die Umstände. Kriminelles Potential ist keine Veranlagung. Ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund aus reichem Elternhaus wird bestimmt nicht eher straffällig, als ein Jugendlicher ohne Migrationshintergrund aus armen Verhältnissen. Ursache und Wirkung.[url=http://www.laut.de/vorlaut/news/2008/01/08/17531/index.htm schrieb:www.laut.de[/url]] Was grausam anmutet, ist allerdings gängige Praxis. Straffällig gewordene Menschen ohne deutschen Pass können bereits bei der ersten vorsätzlichen Straftat ausgewiesen werden. Die Option kommt praktisch grundsätzlich zur Anwendung, sobald der Betroffene eine längere Haftstrafe verbüßen musste. Ein Vorgehen, das zuletzt auch in einem Artikel der Zeit scharf kritisiert wurde, da Jugendkriminalität nun mal kein Ausländer- sondern ein Unterschichtenproblem darstelle.
Im politischen Geplänkel wird diese Tatsache aber allzu gerne verwischt. Schließlich verkauft sich rechter Populismus in Deutschland auch 60 Jahre nach dem Holocaust wie geschnitten Brot. Gewiefte Wahlkämpfer wie Roland Koch und Günther Beckstein wissen genau, welche Klischees es zu bedienen gilt, um die Meinung treuer BamS-Leser zu ihren Gunsten zu bilden.
So wird sich voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nichts Grundsätzliches an der deutschen Abschiebepolitik ändern, die viele Menschen in die Fremde schickt, wo sie oft Armut, Verfolgung oder gar Tod erwarten. Auf der Strecke bleibt die Menschlichkeit.
Die Geschichte von Ronny macht mich zugleich traurig und wütend, genau wie Ronnys Verwandte, Freunde und Partner. Leider ist es nur eine von vielen. Diese Menschen haben für einige Politiker kein Individuum, kein Gesicht. Sie sind wie der der schwarze Peter, den man am liebsten jemandem zusteckt, damit man ihn los ist. Und wenn es nach besagten Politikern ginge, dann würde diese Vorgehensweise sogar noch verschärft werden. Aber eins sollten die Herren, und alle, die diese Praxis unterstützen, dabei nicht vergessen: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Weitere Quellen:
http://www.hiphop.de/de/home.cfm?p=11969
http://www.zeit.de/2008/02/01-Gewalt?page=all
SSA