Zum einen ist das D&D System für Videospiele komplett untauglich, es ist ja auch immer schon gewaltig geändert und angepasst aber halt bei weitem nicht genug.
Das gilt aber auch für jedes andere Pen&Paper-Regelwerk auch. Diese Art Rollenspiel ist generell extrem komplex. Was man in einer Pen&Paper-Runde "sieht", geschieht bei Videogames ganz einfach im Hintergrund. Das sind im Endeffekt zwei völlig unterschiedliche Medien und natürlich muss es da Anpassungen geben. Man kann ja auch kein Spiel 1:1 zu einem Film verwursten. Oder umgekehrt. Funktioniert nicht.
Davon ab sind Rundenkämpfe natürlich ziemlich out, nicht umsonst nutzt kaum noch ein Spiel ein solches und wenn, dann versuchen sie es modern und flott zu gestalten. Was hier bei diesen "Retro-Games" aber leider nie geschieht. Dadurch werden diese Titel eben zu Nischenspielen für entsprechende Hardcore Gamer. Was schade ist, denn Setting, Welt und Story würden sicherlich viele sonst begeistern.
Dann hast du natürlich das Gruppen-Problem. Das klappte in einem Dragon Age_ Origins ziemlich gut aber war bei weitem noch nicht perfekt. Am Ende fühlt es sich oft einfach an wie ein Strategiespiel und das muss man auch erst mal mögen. Grund ist einfach, dass die Begleiter-KI sich in den letzten 20 Jahren leider Null verbessert hat.
Und letztlich ist es natürlich auch für die Verkaufszahlen schade. Ein klassisches RPG wie Divinity, welches von den Retro-RPGs das erfolgreichste ist, verkauft sich 2 Millionen Mal. Ein Mainstream RPG kann sich zehn Mal so häufig verkaufen.
Dragon Age Origins hat das Gruppenproblem außerdem am wenigsten gut gelöst. Man konnte zwar jede Menge KI-Einstellungen vornehmen, aber das klappte in der Regel eher semi-geil und war auch völlig nutzlos. Weniger war mehr und da hat DA:I die Sache z.B. besser gelöst, indem es nur rudimentäre Einstellungen gab. In Pillars of Eternity und anderen gab es auch nur noch "Passiv", "Aggressiv" oder "Defensiv" (oder wie auch immer man das nennen mag). Reichte völlig aus. Der Rest war Mikromanagement. Diese Spiele sind sowieso auf Mikromanagement ausgelegt. Man spielt immerhin eine Gruppe und keinen einzelnen Charakter. Eine KI würde bei Spielen wie Dragon's Dogma Sinn machen (Zwar Gruppe, aber deutlich actionreicher), aber nicht in einem Divinity oder Baldurs Gate, wo man ganz gechillt seine Kämpfe planen kann.
Ich gebe dir absolut recht, wenn du sagst, dass man sowas eben mögen muss. Ich mag es. Aber angesichts dessen, dass in den letzten Jahren einige recht erfolgreiche "Oldschool"-RPGs erschienen sind (zuletzt Disco Elysium), würde ich nicht sagen, dass Rundenkämpfe out sind. Übrigens sind 2 Mio. Verkäufe durchaus in Ordnung. Gerade für Low Budget-Spiele sind das hervorragende Zahlen. Spiele, die sich zehn Mal so gut verkaufen, kann man quasi an einer Hand abzählen. Und meist sind das Spiele, die einer ohnehin schon etablierten und bekannten Marke angehören. Im RPG-Bereich liegen die Verkäufe ohnehin generell weit unter dem, was Action-Spiele an Umsatz bringen.
Außerdem bringst du es ja auch gut auf den Punkt: Ein Mainstream-Titel
kann sich zehnmal so gut verkaufen. Aber ist, gemessen an der Zahl jährlich erscheinender Titel, doch eher die Ausnahme als Regel und alles andere als gesichert. Da sind 2 Mio. Verkäufe schon richtig gut.
Desweiteren sind Mainstream-Spiele, anders als Indie-Games, darauf ausgelegt, möglichst viele EInheiten abzusetzen und Umsatz zu generieren. Mainstream-Spiele gelten oft als finanzieller Flop, wenn nicht X und Y Mio. Einheiten verkauft werden. Aber durch den Fokus auf den Mainstream sind sie in der Regel zwar glatt gebügelt und technisch up to date, aber auch eher seicht, sehr simpel. Dragon Age Origins war schon sehr simpel im Vergleich zu anderen Genrevertretern. DA2 und DA:I setzten dem ganzen noch die Krone auf. Auch The Witcher 3 ist - so sehr ich das Spiel feiere - doch ein eher seichtes Action-RPG, was Gameplay angeht.
Und ob diese Entwicklung nun gut ist, will ich mal bezweifeln. Ich habe es zwar gern mal einfach und seicht, aber es muss ja nicht alles an den Mainstream angepasst werden. Es braucht auch sogenannte "Nischentitel".