Hjorgar
Gelegenheitsspieler/in
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Im 3. Reich und in der DDR durfte keiner aus der Reihe tanzen. In unserer heutigen Gesellschaft schon eher. Man hat halt nur keinen Anspruch und schon gar kein Recht auf Zustimmung. "Das ist Meinungsfreiheit" ist bei zu vielen Menschen leider nur eine scheinheilige Umschreibung für "Ihr habt mir gefälligst zu zustimmen, weil ihr eh keine Ahnung habt".
Also hierbei stößt mir als Ossi mehr als sauer auf, dass die DDR in einem Atemzug mit dem 3. Reich genannt wird. Das ist schon recht harter Tobak. Zumal die Aussage so nicht verallgemeinert werden kann. Das große Ziel der Oberen in der DDR war zweifellos, dass alle im gleichen Takt tanzen. Nur haben sie es halt trotz Stasi und Verfolgung Andersdenkender nicht geschafft, das zu erreichen. Es gab genügend Möglichkeiten aus der Reihe zu tanzen und diese wurden auch reichlich genutzt. Manche wurden erwischt, aber viele eben nicht. Nur zur Sicherheit - ich will die DDR nicht zurück. Aber ich mag keine Pauschalisierungen und schon gar nicht, dass mein Geburtsland mit all seinen Fehlern auf eine gleiche Stufe wie Nazideutschland gestellt wird. Und ja, ich bin in diesem Punkt ein Sensibelchen.
In der Aufzählung fehlt mir aber eindeutig auch unser heutiger Staat, die BRD. Von 1972 bis 1985 hatte der Radikalenerlass Gültigkeit. Wenn Du also mit Deiner politischen Weltanschauung eher humanistischen Träumern folgtest oder die kommunistische Ursprungsidee sehr reizvoll fandest, war es das mit Deiner Anstellung im öffentlichen Dienst. Als Nazi hattest Du die Probleme selbstverständlich nicht, schon gar nicht als Alt-Nazi. Da durftest Du natürlich weiterhin unterrichten. Also auch hier gab es durchaus Einschränkungen der Meinungsfreiheit.
Was die Kolumne von Lukas angeht, ich kann die Gedankengänge durchaus nachvollziehen und ich würde mir auch mehr politische Verantwortung bzw. Statements wünschen. Aber da Unternehmen keine gesellschaftlichen Interessen verfolgen, sondern ausschließlich der Gewinnmaximierung dienen, bleibt das nur ein Wunsch. In Erfüllung wird der vermutlich nie gehen. Schade eigentlich. Man kann nur für sich persönlich entscheiden, welche Unternehmenskultur man tolerieren kann und welche nicht. Am Ende bedeutet das halt für den Verbraucher Verzicht auf Produkte von Anbietern, denen man sein Geld nicht in den Rachen werfen will. Was Epic angeht, so bestätigen sie meine Meinung über sie (geldgeiler Verein, der nach Außen so tut, als würde er für andere kämpfen) nur ein weiteres Mal und werden auch in Zukunft keinen Cent an mir verdienen. Dass die heutigen Gebühren bei Steam, Apple oder anderen Monopolisten nicht mehr zeitgemäß sind, steht außer Frage. Aber Epic kämpft hier für niemanden anders, als seine Aktionäre und dank voller Geldbörse, können sie es sich leisten.