Da wäre ich mir nicht so sicher. Der Tod als Solches ist für Kinder solchen Alters noch etwas sehr Abstraktes, und den Tod von Tieren und Insekten kann man nicht mit dem Tod von Menschen vergleichen, zumal Kinder diese Form von Tod auch höchstens dann kennenlernen wenn die liebe Omi oder der Opi dahinscheidet. Das sind für schon zwei Paar Schuhe. Der Tod eines nichtmenschlichen Wesens geht einem nicht im selben Maße so nah wie der eines Verwandten, Bekannten, Freundes... Wobei ich jetzt nicht unsentimental verstanden werden möchte, auch der Verlust des an Herz gewachsenen Familienhundes oder Stubentigers ist kein Zuckerschlecken, aber ich unterscheide dennoch zwischen Mensch und Tier.
Und was den Einsatz von Waffen/Werkzeugen betrifft: Einen Käfer mit nem Hammer zu zerquetschen ist was ganz anderes als der eigenen Schwester die Rübe wegzublasen. Und darum bin ich fest davon überzeugt dass sich ein Kind wie besagter 9-Jähriger keinerlei Vorab-Gedanken über einen womöglich tödlichen Ausgang einer solchen Tat macht.
Es ist gar nicht so lange her, da hab ich drei Jungs in unserer Nähe gesehen, alles vielleicht auch um die 9-10 Jahre, die von der Schule auf dem Heimweg waren . Zwei von denen haben den anderen Jungen "im Spaß" vom Bordstein auf die Straße geschubst, mitten in einer 50er-Zone, während die Fahrzeuge nur so vorbeizogen. Da mich sowas (als Vater der ich nunmal selbst bin) nicht kalt lässt hab ich mir die beiden "Spaßkasper" kurz und knapp zur Brust genommen und ganz direkt gefragt ob die sich im Klaren waren dass dem anderen Bub was hätte passieren können, schließlich können die nicht darauf hoffen dass jeder Autofahrer reaktionsschnell genug ist um rechtzeitig zu bremsen. Haben verschämt geguckt und natürlich zugegeben dass sie das nicht gewollt hätten dass dem Anderen was passiert, dennoch hab ich ihnen vor Augen gehalten dass solch ein Spaß auch böse enden kann, gewollt oder nicht.
Also: Nur weil Kinder schonmal vom Tod gehört haben oder ne grobe Vorstellung haben heisst das noch lange nicht dass sie 100%ig wissen dass auch eigene fahrlässige Taten zu einem solchen führen können. Was ich aber auch aufgrund ihrer fehlenden Reife auch ein wenig nachsehen kann.
Tatsächlich kann auch der Tod des (ich konstruiere jetzt mal) Familienhamsters genauso schwer für Kinder sein, wie der Tod von einem Angehörigen. Natürlich ist das möglich. Vor allem, weil der Tod des Hamsters der erste Verlust in dieser Art darstellt und natürlich kommen Kinder so mit dem Konzept des Todes in Kontakt. Für Kinder spielt es grundsätzlich gar keine Rolle, ob es ein Tier oder ein Mensch ist, sondern wie eng die Beziehung zueinander ist (vielen Erwachsenen geht es übrigens auch so).
Ich bin Erzieher und bin sowohl im Kindergartenbereich, als auch im Hort tätig gewesen. Und ich kenne Kinder, die haben ewig lange ihrem Haustier nachgetrauert, während andere Kinder es wenig gejuckt hat, dass Opa gestorben ist, weil einfach die Beziehung zueinander nicht besonders eng war. Fand ich auch nicht so schön, aber es war trotzdem nachvollziehbar.
Wenn du zwischen Mensch und Tier unterscheidest, ist das okay. Du sprichst einem Menschen also mehr Wert zu, als einem Tier (sonst würdest du ja nicht unterscheiden). Das halte ich persönlich in der Tat ähnlich. Aber nicht jeder handhabt das so und das sollte man sich bewusst machen, es respektieren und vor allem sollte man es nicht unterschätzen, wie schwer der Tod eines Tieres auf einem Menschen, vor allem Kindern, lasten kann, wenn eine enge Beziehung zueinander vorhanden ist. Unsere
persönliche Meinung spielt dabei, entschuldige bitte, überhaupt gar keine Rolle und ist absolut irrelevant.
Man sollte sich auch nicht anmaßen, jemandem zu sagen, dass es falsch ist, einem Tier ebenso großen Wert zu zusprechen, wie einem Menschen und damit den Tod eines Tieres zu bagatellisieren. Denn indem du sagst, dass Kinder ja erst Ahnung vom Tod haben, wenn ein Angehöriger stirbt, tust du das ja. Und das ist schlichtweg falsch und absoluter Mumpitz, eigene Meinung hin oder her.
Und deswegen bin ich auch der Überzeugung, dass Kinder sehr wohl keine nur grobe, sondern eine relativ konkrete Ahnung davon haben können, was der Tod ist. Nämlich erstmal schlicht und ergreifend der Verlust von etwas geliebten, zu dem man eine Bindung aufgebaut hat. Das ist der Kern. Und das schmerzt heftig, egal ob Mensch oder Tier. Und Kinder, um die es hier ja vorrangig geht, sind deutlich emotionaler als Erwachsene, weswegen so ein Verlust für sie noch schwerer wiegt.
Mal zurück zum Artikel selbst: In Sachen Einsatz von Werkzeugen/Waffen wusste der Junge mit Sicherheit, was er damit anrichten kann. Wenn er sich nicht klar war, dass er sie damit töten konnte, so war er sich definitiv klar, dass er sie damit verletzen konnte. Das war kein Unfall, sondern eine mehr oder weniger zielgerichtete Handlung aufgrund eines Streits. Er hat nach der Waffe gegriffen und das ist zumindest definitiv ein Indiz dafür, dass er ziemlich genau wusste, was er mit dem Scheißding anfangen sollte. Hier spielt nämlich auch das reine Wissen eine Rolle. Ein Kind würde wohl kaum etwas zielgerichtet benutzen, von dem es (noch) nicht weiß, was es ist oder wie man es benutzt. Nachvollziehbar, oder? Dein Beispiel mit den Jungs auf der Straße hinkt da also etwas.
Mittel zum Durchsetzen des eigenen Willen schön und gut, letztendlich war es aber eine emotional getriebene Tat, keine rationale.
Was anderes hab ich ja auch gar nicht behauptet. Denke mal, das geht aus meinem vorherigen und diesem Kommentar recht deutlich hervor.