Ich mache kein Geheimnis daraus, dass Rockstar Games schon seit „Kindesalter“ meine Lieblings-Spieleschmiede ist, weil sie mich noch nie enttäuscht hat, aber dass ich mich von einem Spiel hypen lasse, kam schon eine Ewigkeit nicht mehr vor. Dafür betreibe ich das Hobby einfach schon zu lange und ich habe gelernt, auch nicht perfekte Spiele lieben zu lernen. Enttäuschung hatte ich in der Vergangenheit schon oft genug und irgendwann zog ich eben meine Lehre daraus.
Inzwischen ist das teilweise so, dass ich an Spielen oder Filmen vorab gar keine Erwartungen hege, egal wie gut ein Vorgänger war und egal wie groß die Lobeshymnen im Vorfeld sind. Dabei stelle ich fest, dass ich wirklich schon lange nicht mehr so richtig enttäuscht worden bin oder einen Kauf bereut habe. Auf einmal werden sogar mittelmäßige Filme sehenswert und durchschnittliche Spiele spielenswert, weil sie zwar als Gesamtwerk einem vorangegangenen Hype nicht gerecht werden, aber doch die ein oder andere Eigenschaft haben, die es von den anderen „Produkten“ abhebt. Ich denke, die Einstellung würde vielen Leuten der heutigen Community auch gut tun. Schlimmer als die „das muss das beste Spiel aller Zeiten werden“ Fraktion finde ich aber die Generation „ich hasse grundätzlich alles, was mich nicht sofort anspricht“. Da lese ich dann doch lieber von Leuten, die ihre Vorfreude nicht zügeln können.
Und was die Kolumne betrifft: Der Kernaussage kann man wohl uneingeschränkt zustimmen, aber die genannten Beispiele sehe ich persönlich nicht sonderlich kritisch. Ich vermute sogar, dass sich viele Spieler diesen Grad an Realismus in einem Westernszenario wünschen würden. Ich glaube aber nicht daran, das Rockstar Games den Bogen derart überspannen wird, so dass der Realismus vor dem Spielspaß steht. Ich meine, wenn z.B. ein Revolver mal Ladehemmung hat, nehme ich eben einen anderen oder das Gewehr. Wenn ich jagen gehe, dann bringe ich eben meine Beute direkt zum Laden und falls nicht, was soll‘s. Das Fell wird sicherlich nicht verderben. Wenn ich meine Frisur verunstalten lassen habe, dann lerne ich eben daraus und nehme beim nächsten mal eine andere. Mir kam zum Beispiel bei einem GTA V ein doofer Spruch über die Lippen, als ich sah, dass man seine Frisur jederzeit wieder ändern kann. Genervt hat es mich jedoch nie.