Ra-Tiel am 11.03.2006 11:27 schrieb:
Also ich persönlich hab mir geschworen dass mir OO nie wieder auf die Platte kommt. Das Ding ist arschlangsam, nicht bloß langsam, und braucht mal eben vom Fleck weg 1.5 bis 2 mal soviel Speicher wie Word.... nur dass Word ne 5mb Datei geöffnet hat und OO noch gar nix.
Word 2003 hat "leer" einen Speicherbedarf von ~29MB. OO.org 2.0 lädt soffice.exe mit 1,4MB und soffice.bin mit ca. 61MB und kommt damit auf etwas mehr als das Doppelte. Lädt man jedoch noch Excel und Calc hinzu, so bemerkt man, dass Calc praktisch keinen zusätzlichen Speicher belegt (da Komponenten über alle OO-Anwendungen gemeinsam genutzt werden), während Excel noch einmal 25MB vereinnahmt und damit bereits ungefähr gleichzieht. Wenn nun noch Powerpoint hinzukommt, steht OO.org plötzlich sogar besser da als Office XP 2003. Doch so oder so: Wenn man nicht gerade mit mageren 256MB RAM haushalten muss, sind diese Werte mehr oder weniger uninteressant. Ab 512MB (und das sollte ein einigermaßen ordentlicher WinXP-Rechner ja wohl haben) ist es unerheblich, ob nun 30MB mehr oder weniger belegt sind. Wenn man etwas im Internet browst und nur ein paar Fenster offen hat, in denen größere Seiten, evtl. sogar mit Flash-Animationen laufen, so belegt der Browser damit gut und gerne doppelt so viel wie das vermeintlich "gierige" OO.org.
Ausserdem hatte ich ein paar besondere Erlebnisse mit OO. Hab mal selber probiert ein rpg Booklet damit zu machen (also schön mit bunten grafischen Kapitel-Openern und Randleisten). Ergebnis war, dass nach jedem Laden (und ich meine nach wirklich jedem) Teile der Verzierung (die ich einfach als grafische Objekte eingebunden hatte) irgendwo im Dokument verstreut waren - und das obwohl ich "Größe und Position schützen" aktiviert hatte.
Das kann ich definitiv nicht nachvollziehen. Ich habe diverse wissenschaftliche Hausarbeiten mit StarOffice erstellt, meine Frau hat ihre Zulassungsarbeit fürs Staatsexamen mit OpenOffice geschrieben, wir haben beide jeweils massig Formeln, Fußnoten, eingebettete Objekte, Diagramme, Bilder und Inhaltsverzeichnisse verwendet und es gab keinerlei derartige Probleme. Wenn Du allerdings ein Word-Dokument in OO.org importierst, kann es durchaus Probleme geben - das liegt aber daran, dass die OO.org-Entwickler das Word-Format reverse-engineeren müssen, da Microsoft dieses Format nicht offenlegt. Umgekehrt kann Word nicht einmal ansatzweise auch nur ein einziges natives OO.org-Format importieren - also klarer Vorteil für OO.org.
Auch ein relativ junger c't-Test belegt, dass es insbesondere bei längeren Dokumenten mit vielen eingebetteten Objekten/Bildern mit Word zu teilweise gravierenden Problemen kommt, während OO.org hier deutlich besser abschneidet. OO.org nun vorzuwerfen, dass der Import von Office-Dokumenten nicht immer vollständig fehlerfrei läuft, während Office-XP den umgekehrten Weg gar nicht erst anbietet, dürfte wohl reichlich unfair sein. Immerhin kann man mit OO.org teilweise auch Word 6.0-Dokumente noch öffnen, bei denen sich sowohl Word 6.0 als auch Word 2003 weigern.
Des Weiteren wurde die Datei mit jedem Speichern um ~1.5mb größer. Keine Ahnung warum, aber am Schluß hatte ich ein auf über 17mb aufgeblähtes Monstrum. Die Datei mit Word geöffnet, unter anderem Dateinamen abgespeichert und plötzlich war sie wieder ~900kb groß.
Ich vermute, dass das daran liegt, dass OO.org Dokumente, die ursprünglich in Word erstellt wurden, etwas anders behandeln muss, damit z.B. Macros erhalten bleiben. Bei nativ in OO.org erstellten Dokumenten passiert das definitiv nicht. Und da Word im Gegenzug OO-Dokumente überhaupt gar nicht importieren kann, ist auch dieser Vergleich reichlich unfair.
Aber nicht bloß mit Writer hatte ich schöne Erlebnisse, auch mit Calc. Wollte mal für nen Elektrotechnik-Laborbericht ein Diagramm damit erstellen (nix weltbewegendes, es waren nur 2 Graphen in 1 Diagramm, also 2 unterschiedlich skalierte y-Achsen von unserem Prof. Dr. verlangt). Und jetzt rate mal was. Genau, Calc kann sowas standardmäßig gar nicht! Auch kann man die horizontale und vertikale Linierung des Diagramms nicht getrennt voneinander skalieren, was mich dann noch zusätzlich angepisst hat! Ergebnis war dass ich mördermäßig frustriert am nächsten morgen schon um kurz nach 6.15 im Rechenzentrum der FH saß und das Zeug unter Hochdruck mit OfficeXP gemacht hab.
Das hättest Du Dir sparen können, denn Calc kann das durchaus: Einfügen, Achsen, Sekundäre X-/ oder Y-Achse - schon ist die sekundäre Achse da, deren Skalierung man völlig unabhängig von der der primären Y-Achse einstellen kann; danach nur noch die gewünschten Datenreihe(n) der sekundären Achse zuweisen und fertig.
Der Diagrammassistent von Office ist dafür reichlich unintuitiv, sofern man z.B. eine Datenreihe als Beschriftung der X-Achse haben möchte - da ist händische Auswahl des betreffenden Bereichs angesagt. In OO.org wählt man einfach beim Erstellen, dass die erste Reihe und oder erste Spalte die Beschriftung der betreffenden Achse enthält.
Bei den etwas exotischeren Funktionen wie Pivot-Assistenten hat allerdings Office XP noch die Nase vorn - das bestreitet niemand. Bei Allerweltsaufgaben herrscht in Punkto Funktionalität aber zumindest Gleichstand.
Also ich persönlich versenk meinen Rechner lieber im Ozean, bevor mir noch einmal OO auf die Platte kommt. Wenn man auch nur irgendwas machen will was über nen einfachen Brief oder ne primitive Auflistung hinausgeht, ist man aufgeschmissen damit. Scheißegal ob man's gleich als pdf exportieren kann oder net. Dafür gibt's genügend Freewaretools die das auch mit Word können.
Aber nicht wenn man z.B. Hyperlinks als solche auch im PDF erhalten möchte. Was Du mit Deinem Rechner machst oder ob Du nun hunderte von Euro an die Redmonder verschenkst, bleibt Dir überlassen. Deine Kritik ist jedoch leider nicht sonderlich sachlich und faktisch halten die von Dir vorgebrachten Punkte einer Überprüfung definitiv nicht stand. Im Gegenteil: Meine Erfahrungen deuten eher darauf hin, dass das Erstellen von längeren, komplexeren Dokumenten mit Word ein Glücksspiel ist - man weiß nie, ob man's beim nächsten mal überhaupt wieder öffnen kann und wenn ja, wo dann die Grafiken, Fußnoten und Seitenumbrüche sitzen.
Man kann gegen Microsoft sagen was man will, aber in punkto Performance, Funktionsumfang, aber vor allem Usability ist OfficeXP OpenOffice doch um Längen überlegen. Und wenn erstmal Office Vista raus ist, darf sich OO und die Open-Source Community in dem Gebiet mal eben ganz warm anziehen.
Bleibt abzuwarten. Was Usability angeht, so ist das eine ganz extrem subjektive Geschichte. Wer Office gewöhnt ist, der findet eben in OO.org keine kostenlose 1:1 Office-Kopie, sondern eben eine Office-Alternative, die sich jedoch in einigen Punkten von Office XP unterscheidet - das ist keine schlechte Sache an sich, nur eben ein Gewöhnungsproblem für Umsteiger. Ich benutze StarWriter bereits seit DOS-Zeiten ("StarWriter PC", so ca. zweite Häfte der 80er) nach einem Umstieg von Profitext. Dementsprechend komme ich mit Office nicht so gut klar wie mit StarOffice/OpenOffice.org, obwohl sich auch dieses in den letzten knapp zwanzig Jahren ganz extrem verändert hat.
Und während ich trotz sehr umfangreicher komplexer Dokumente mit StarWriter während meines Studiums keine Probleme hatte, durfte ich in dieser Zeit mehrfach Word-Hausarbeiten, einmal sogar eine halbfertige Word-Diplomarbeit "retten", die sich in Word eben nicht mehr öffnen ließen; mit StarWriter ging's, wenn damals auch einige Formatierungen und Fußnoten dabei auf der Strecke blieben, so war das Ergebnis doch noch brauchbarer als mit der anderen Alternative, dem guten alten Hexeditor.
Auch das ist jedoch nun beinahe zehn Jahre her und in dieser Zeit hat sicherlich auch Microsoft an der Stabilität seiner Software gearbeitet, doch ich sehe nach wie vor keinen Grund, auf Office XP oder den Nachfolger umzusteigen - dabei ist für mich der Preis nicht das primäre Argument: Das Office-Paket, mit dem ich schon immer arbeite, versieht seinen Dienst schlichtweg ohne irgendwelche Mucken, ohne Menüs ständig "persönlich" anzupassen, ohne beim Wechsel des Druckertreibers alle Seitenumbrüche im kompletten Dokument neu zu setzen usw.
Es darf ein jeder mit dem Office-Paket seiner Wahl selig werden. Das jeweils andere Produkt schlechtzureden, obwohl man sich allenfalls äußerst oberflächlich damit auseinandergesetzt hat, ist jedoch Zeitverschwendung. Am Ende des Tages sollte man sich für das Produkt entscheiden, dass den persönlichen Ansprüchen bzgl. Usability, Preis-Leistungsverhältnis und Funktionsumfang am ehesten entspricht. Und diese Entscheidung fällt eben nicht bei allen gleich aus.