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Danke für diesen Artikel! Ich zocke jetzt schon seit fast 30 Jahren (angefangen mit dem NES) und wünsche mir schon seit langem mehr erwachsenere Spiele (was nicht mal etwas mit Sex zu tun hat). Mit ein paar "angetackerten" Brüsten, ist das allerdings nicht getan. Dazu muss man gleichzeitig die Gewaltdarstellung etwas zurückfahren (Blutfontänen um der Gewalt Willen sind NICHT "erwachsen", sondern eher infantil) und den Story-Anteil deutlich erhöhen. Drangeklatschter Sex in Doom wäre genauso sinnvoll, wie Headshots bei FIFA.
Erwachsene Spiele müssten in ihrer Darstellung deutlich weniger Effekthascherisch sein und sehr viel mehr Wert auf ein rundes Gesamtpaket legen. Ich finde rasantes Gameplay wie in Borderlands oder Diablo großartig (das Gameplay ist extrem flüssig und motivierend), aber in Erinnerung bleiben mir doch eher Spiele wie Fahrenheit, Life is Strange, oder das im Artikel erwähnte Max Payne. Fahrenheit hat übrigens sogar mehrere Sexszenen (die, in der man sogar Brüste darstellt, ist in der US-Edition Indigo Prophecy zensiert), die auch super ins Spiel passen. Life is Strange dagegen, kommt prima ohne Sexszene aus. Tut dem Spiel sogar gut, weil man die Beziehung zwischen den Hauptfiguren selbst interpretieren kann und muss. Und obwohl das Spiel in einer extrem jungen Umgebung spielt (Teenager, Schule, etc.), ist es sehr erwachsen. Die Geschichte regt an vielen Stellen zum Nachdenken an. Fahrenheit und Life is Strange sind aber gameplaytechnisch echte Schlaftabletten.
Wo sind die Spiele, die motivierendes Gameplay und gute Geschichten vereinen? Wo sind die Max Paynes, Deus Exens (
) und L.A. Noires, die ruhige Story-Abschnitte mit actionreichem Gameplay vereinen? Und wann lernt man endlich, dass viel Blut nicht viel Gut ist? Warum muss Tomb Raider eine passable Erzählweise (Story ist so lala, wird aber sehr ordentlich präsentiert) mit extremer Gewaltdarstellung an jeder Ecke "ruinieren"? Gewinnt Tomb Raider in irgendeiner Form durch seine Gewaltdarstellung? Ich meine ausser bei den Kiddies, die sich kaputtlachen, wenn wieder mal das Blut sinnfrei durch die Gegend spritzt? Es gibt Fälle, in denen die Gewaltdarstellung ein Spiel sogar aufwertet. Max Payne ist dort ein klasse Beispiel. Aber Tomb Raider? Wirklich nicht...
Im Jahr kommen vielleicht ein, zwei Titel raus, die ich tatsächlich für erwachsen halte und die auch spielbar sind (sprich: bei denen das Gameplay Spaß macht). Das finde ich schon etwas schade. Ich habe oft den Eindruck, als würde bei ziemlich vielen Spielen ein Publisher im Hintergrund stehen, der dem Entwickler sagt, noch ein paar Liter Blut mehr aus den Köpfen spritzen zu lassen, damit auch die Kinder das Spiel kaufen
Soldier of Fortune, Manhunt und co., waren damals irgendwie noch in Ordnung, weil es etwas neues war. Lustigerweise war die Presse sogar über die Darstellung in diesen Spielen schockiert. Manch deutsches Spielemagazin hat sich gar geweigert, Manhunt auch nur namentlich zu erwähnen, weil sie auf jeden Fall vermeiden wollten, irgendwen auf dieses widerwärtige Zeug aufmerksam zu machen! Heutzutage wird bloß noch müde gelächelt, wenn man sich an einen Gegner schleicht, um ihm ein Messer in den Hals zu rammen, ihn mit der Kettensäge zu massakrieren, oder mit dem Baseballschläger gegen den Kopf zu schlagen. Business as usual. Im Vergleich zu manch heutigem Spiel, war Manhunt immerhin noch spielerisch anspruchsvoll. Eines der härtesten Stealth-Spiele, die ich jemals gespielt habe.
Interessante Randnotiz: Ich redete hier von Manhunt, Max Payne und L.A. Noire. L.A. Noire erwähnte ich als erwachsenes Spiel, das Gameplay und Story gelungen mischt. Max Payne als ein erwachsenes Spiel, welches durch Gewaltdarstellung aufgewertet wird. Und Manhunt als einen der umstrittensten Vorreiter der extremen Gewaltdarstellung, der trotzdem ne Menge Gameplay bietet. Ich verkniff mir die ganze Zeit, noch GTA als eine Spielreihe zu nennen, die ich ebenfalls als sehr erwachsen empfinde (weil das für die Meisten wohl leicht widersprüchlich zum Rest meines Beitrags klingt und ich wenig Lust habe das zu erklären). Alles Rockstar-Titel. Und alle nicht gerade für ihre sanfte Gewaltdarstellung bekannt. Rockstar hat irgendwie den Dreh raus, Gewalt erwachsen zu verpacken. Das schafft kein Far Cry, kein Dishonored, kein Skyrim (die Finishing Moves sind völlig sinnlos), kein Tomb Raider, kein garnix. In den meisten Spielen wirkt übermäßige Gewalt einfach übermäßig infantil. Spiele von Rockstar aber, gewinnen durch die Gewalt.
Rockstar würde bei mir auch immer an erster Stelle stehen, wenn man darüber redet, ob Spiele Kunst sind. Max Payne, L.A. Noire und GTA sind für mich absolute Meisterwerke! Max Payne ist ein spielgewordener Mix aus Film Noir und Actionfilm. L.A. Noire hätte eine Inspiration für das sterbende (bzw. bereits tote) Adventure-Genre sein MÜSSEN! Stattdessen bekommen wir Telltale-Spiele, die erzählerisch nicht schlecht sind, aber deren "Gameplay" eben doch zur Kategorie Schlaftablette gehört. Und GTA... GTA ist extrem vielschichtig. Fast schon vergleichbar mit einem Mix aus Pulp Fiction und Orwells 1984. Oberflächlich betrachtet, ist es ein völlig absurder Gewaltexzess. Aber unter der Oberfläche, findet man so viele, viele, kleine Details, die unsere komplette Gesellschaft Stück für Stück auseinandernehmen (Pulp Fiction). Wie absurd ist die Gewalt in GTA noch, wenn man sich all die anderen absurden Dinge anschaut, die aber doch irgendwie schon fast Realität sind (Lifeinvader!!!). Das ist dann auch der Punkt, an dem Orwells 1984 ins Spiel kommt. Man sieht bereits die Ansätze der absurden Dinge, die in GTA stattfinden. So wie Orwell damals die möglichen Probleme wachsender, staatlicher Kontrolle sah. GTA ist eine sehr gelungene Mischung aus Realität, Absurdität und Social Science Fiction. So... Jetzt habe ich doch erklärt, warum ich auch GTA für sehr erwachsen halte
GTA stellt mir einfach permanent die Frage "
Und es ist wirklich die konsequenzlose und Amokartige Gewalt, die du in diesem Spiel als drüber empfindest? Ehrlich!?"
Wasauchimmer... Abseits von Rockstar würde ich es sehr begrüßen, wenn mehr Spiele weniger auf exzessive Gewalt setzen würden und sich dafür mehr auf Geschichten konzentrieren, die einen auch nach dem Spielen noch beschäftigen. Selbst reinrassige Shooter wie Half Life 2 können Geschichten erzählen. Und das zu einem nicht geringem Teil sogar über das Leveldesign! Und das ganze ohne Blutfontänen nach jedem Treffer... Nichts gegen Gewaltorgien. Ich hatte ne Menge Spaß mit Dead Island. Aber als Erwachsener will ich hin und wieder doch mal was anderes, als fliegende Körperteile.