Hab gerade bei Steam gesehen, dass es das Dingen schon gibt und hab's mal angetestet. Im Grunde entspricht es dem, was ich erwartet habe. Ein paar Kleinigkeiten haben mich positiv überrascht, andere eher negativ. Leider gibt es weit mehr negative als positive Punkte.
Was mir positiv aufgefallen ist: Man kann immerhin per Maus im Cockpit einige Instrumente bedienen und die Rundumsicht ist halbwegs gelungen. Mit Maus schaut man sich um, mit dem Mausrad zoomt man näher ran oder weiter weg und mit einem Klick bzw. Klick + Mausbewegung kann man verschiedene Schalter und Hebel betätigen. Leider lassen sich nicht alle Instrumente bedienen und auch die vorhandenen fühlen sich nicht allzu realistisch an.
Das GPS System im UL (Icon, ein kleiner Ultraleichtflieger mit zwei Sitzen und recht modernem Aussehen) bietet nahezu keine Funktionen. Man kann es ein- und ausschalten und zwischen drei verschiedenen Modi hin- und herschalten, bei denen ich kaum einen Unterschied sehe.
Ansonsten kann man noch Innen- und Außenbeleuchtung ein- und ausschalten, jedoch lassen sich z. B. Nav-Lichter, Landescheinwerfer usw. nicht getrennt bedienen. Entweder alles ist an oder alles ist aus. Die Kontrollen, vor allem die Ruderpedale fühlen sich sehr zäh an, zäher als sie in der Realität bei so einem kleinen leichten Flugzeug wären. Beim Rollen fällt es mir schwer geradeaus zu fahren.
Ansonsten hat der Flieger die nötigsten Instrumente, nicht weniger, aber auch nicht mehr als man in so einem Flugzeug benötigen würde.
Die Boeing Stearman (zweisitziger Doppeldecker mit Sternmotor und mehr Leistung) ist von Innen überraschend übersichtlich (hab nie in so einem Flieger gesessen, aber ich stelle mir die Sicht nach vorn beim Rollen weit schlechter vor als im Spiel). Das Cockpit ist auch optisch schön gestaltet.
Das Flugverhalten bzw. das ganze Feedback, das man beim Fliegen bekommt, ist allerdings relativ katastrophal. Man kann die Flugzeuge problemlos per Maus fliegen, das Ganze fühlt sich dabei sehr weichgespült an. Wenn man startet oder landet hat man kaum ein Gefühl dafür, ob die Räder den Boden berühren oder nicht, lediglich die Wasserlandung mit der Icon war ein wenig holprig. Andere Flugsimulatoren wie IL-2 oder auch ältere Microsoft Flugsimulatoren fühlen sich da deutlich realistischer an. Man fühlt sich nicht wirklich als würde man fliegen, eher als würde man schweben wie z. B. über Google Earth oder sowas.
Die optische Gestaltung der Umgebung ist allerdings ziemlich öde. Grafisch ist man ungefähr auf dem Niveau von Operation Flashpoint, die Texturen sind im Tiefflug sehr verwaschen, selbst die auf den Flugplätzen. Für die geringe Größe der Spielumgebung und die meist recht niedrige Flughöhe müsste da eigentlich mehr möglich sein. Die Flugzeuge (sagenhafte 2 Stück in der F2P Version) sehen dafür deutlich besser aus, können aber nicht mit der Optik von z. B. ArmA 2 oder den beiden DCS Flugsimulationen mithalten. Auf den Flughäfen herumstehende Fahrzeuge sehen auch ganz nett aus, da gibt's nix zu meckern.
Das Wasser ist übrigens auch hässlich und rum um Hawaii gibt es davon leider eine ganze Menge. Andere Fluggebiete gibt es keine.
Man kann jetzt natürlich sagen: Was soll man von einem Free 2 Play Spiel auch erwartet? Es ist kostenlos, da sollte man nicht so kleinlich sein. Mag stimmen. Aber immerhin hat Microsoft auch früher schon technisch und spielerisch deutlich bessere Kost geboten und will gleichzeitig mit Microsoft Flight noch per DLCs abkassieren. Da das Basisprodukt aber schon schwach ist, wie will man dann jemanden noch davon überzeugen, irgendwelche DLCs für das Spiel zu kaufen? Damit mögen neue Inhalte (Missionen, Flugzeuge usw.) dazukommen, die allgemeine Qualität wird aber sicher nicht steigen.
Apropos Missionen: Die erinnern teilweise doch stark an die furchtbar kitschigen Fahrmissionen in Test Drive Unlimited 2. War die erste Mission noch ein einfaches Tutorial, was ganz ok ist, darf man in der zweiten Mission seine Fluglehrerin mit dem UL zu einer Yacht bringen, weil sie dort auf einer Hochzeit eingeladen ist. Solche "Story"-Missionen haben meiner Meinung nach in einem Flugsimulator nichts verloren. Sie sind nicht nur unnötig, sondern auch lächerlich umgesetzt. Eine Autopilotfunktion um die Flugzeit zwischen Startbahn und Yacht zu überbrücken gab es übrigens auch. Aber wozu?? Das Ding will eine Flugsimulation sein, warum hat man dann die Möglichkeit 90% des eigentlichen Fluges zu überspringen?? Das will mir nicht in den Kopf.
Zusammenfassung: Eine Art Test Drive Unlimited 2 für Flugbegeisterte, jedoch mit viel zu wenig Inhalt und technischen und spielerischen Schwächen. Ich bin nicht begeistert.
Zum Artikel: Microsoft Flight: Kostenloser Download des neuen Flugsimulators ab sofort erhältlich - jetzt probefliegen!
