Ich habe Wizardry Online nun ein halbes Jahr gespielt, hier mein Eindruck:
Optisch erinnert das Spiel sicherlich nicht an alte Wizardry Spiele, aber das ist meiner Meinung nach auch gut so. Die Graphik des Spiels ist auf jeden Fall gut genug, um die düstere Atmosphäre dem Spieler zu übermitteln.
Die meisten Spieler dürfte der Schwierigkeitsgrad abschrecken und die Notwendigkeit sehr viel Farming zu betreiben, um seinen Charakter und seine Soul (zählt für alle Character und gibt den Progress im Spiel wieder) hochzuleveln.
Nun, dieses Spiel nach ein paar Stunden Spielzeit zu bewerten ist total unsinnig, denn erst nach mehreren Tagen Spielzeit wird es ermöglicht, seinen Charakter durch Classchanges zu optimieren. So läuft fast jeder höhere Magier mit Skills vom Dieb (wie Verbergen oder einem Ablenkungsskill, genannt Decoy) herum, um die anfänglich gravierende Schwäche des Zaubernden auszugleichen.
Dadurch, dass man mit seiner Soul den Fortschritt im Spiel betreibt, und man im F2P bis zu drei Charaktere erstellen kann, sollte man sich genau überlegen, mit welchem Charakter man die einen oder anderen Probleme löst.
Viele Spieler haben zum Beispiel einen für MMO einzigartigen Trapper (Fallensteller), der gut dazu geeignet ist nach Gegenständen und Soulpoints zu farmen.
Es gibt "nur" 4 Klassen. Auf den ersten Blick wirklich wenig, gerademal Fighter, Mage, Priest und Thief. Allerdings ist bei genauem Hinsehen das ganze nicht mehr so fade, da sich jede Klasse zu zwei bis drei Spezialisierungen ausbilden lässt. Dabei haben erfahrenere Spieler aber auch immer die Nützlichkeit ihres Charakters in der Gruppe (Party von 4 Spielern) im Blick, da der hohe Schwierigkeitsgrad der mittleren und höheren Dungeons ein Solo praktisch unmöglich macht. Durch das Classchangen, welches mit höherem Soulrank immer umfangreicher gestaltet werden kann, ist es möglich sich jeden Skill einer anderen Klasse anzueignen, welches im Spiel dazu führt, dass keine zwei Charaktere genau gleich sind.
Genauso umfangreich sind die Verbesserungsmöglichkeiten durch die Ausrüstung. Man kann sie "hochforgen", also +1, +2, usw, was die Stats der Waffe verbessert und ihr ab +5 ein Leuchten beschert, man findet aber auch Ausrüstung mit Sockeln für Edelsteine, mit denen man zusätzliche Verbesserungen (Stärke, Intelligenz, usw) anbringen kann.
Durch den schon erwähnten Schwierigkeitsgrad, ist die Community des Spiels sehr gut entwickelt. Dadurch, dass man fast immer ein Party braucht, um irgendetwas zu schaffen, hat man schnell viele Bekannte. Es gibt auch PVP Events am Wochenende, die von Spielern subventioniert und organisiert werden.
Viele meinen anfangs, die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig, was ich jetzt persönlich nicht so bestätigen kann. Allerdings ist sie für diese Art Spiel, welches wirklich eine hohe Konzentration vom Spieler verlangt genau richtig. Hier muss man auf höchstem Niveau mit seinen Partymitglieder zusammenarbeiten, was wahrscheinlich auch zu der guten Community beiträgt, da gegenseitiger Respekt viel dazu beiträgt.
Ok, ich schliesse noch mit einigen negativen Punkten. Wahrscheinlich aufgrund seines asiatischen Ursprungs hat es einen sehr hohen Farmanteil. Der Content entwickelt sich für die erfahrenen Spieler zu langsam, da nur alle sechs Wochen oder so ein neuer Dungeon rauskommt. PK wird nicht nur geduldet, sondern man wird dazu ermutigt. Allerdings hat es auch einige Nachteile, diesem zu frönen. Es ist also durchaus möglich, dass vor allem zu Beginn ein Spieler mehrmals von einem höheren Kriminellen um die Ecke gebracht wird und ein paar Items gelootet werden. Aber auch hier ist Erfahrung und eine gute Community der beste Schutz, denn auch höhere "gute" Spieler warten oft nur auf einen Hilferuf aus einem Dungeon, um eine kleine Jagd auf die Roten zu starten.
Trotzdem kann ich jedem, der auf ein hartes Rollenspiel Lust hat Wizardry Online empfehlen.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte es nicht viel mit der Original Reihe zu tun, aber je länger man dabei ist, umsomehr merkt man, es ist Wizardry.