Ich muss zugeben: Ich kann keine Souls Like Spiele spielen
Ich mag das Art Design, die Atmosphäre und die Levelgeometrie, gerade bei den genre-definierenden Originalen von From Software, aber mir fehlt einfach das Geschick/Timing für die Kämpfe und die Frustresistenz für das Speichersystem (mit jedem Speichern/Neuladen/Sterben respawnende Gegner und sämtliche nicht ausgegebene Erfahrung für immer weg, wenn man stirbt und seine "Leiche" vor dem nächsten Tod nicht plündern kann). Dafür gucke ich ab und zu gerne Youtubevideos oder Livestreams zu den Spielen. So können auch Gamepad-Legastheniker wie ich noch Spaß an den Spielen haben
Aber zurück zu Gothic: Perfekt waren die Spiele wirklich nicht (vor allem technisch), aber ich mag, wie gesagt, das System dahinter unglaublich gerne. In einem Singleplayerspiel finde ich Save-Scumming auch völlig okay (bleibt ja jedem selbst überlassen), wenn man es machen möchte. Man ermogelt sich damit ja keinen unfairen Vorteil gegenüber anderen oder so. Und ich gebe zu: In Stealth Spielen a la Thief oder Dishonored nutze ich Save-Scumming selbst viel, da ich solche Spiele ohne Gegner zu töten durchspielen möchte.
Dass man die Möglichkeit während der Kämpfe zu speichern rausgepatcht hat könnte sicher teilweise daran liegen, dass man das System so ausnutzen kann. Ich glaube aber eher, dass man das getan hat, damit sich Leute, die nur einen Save-Slot nutzen, nicht versehentlich in eine aussichtslose Lage bringen, aus der sie nicht hinauskommen (mit kaum Lebensenergie mitten in einer Gruppe Feuerwarene oder Drachensnapper gespeichert z. B.).
Das Ende von Gothic 1 fand ich an sich okay. Nicht super spektakulär, aber ich mochte den ganzen Lovecraft-Vibe rund um den Schläfer. Eigentlich war auch noch ein Addon geplant, aber stattdessen haben die Entwickler dann direkt mit Gothic 2 begonnen. Den Schläfertempel fand ich auch super, einer meiner Lieblingsdungeons in Rollenspielen generell, weil sehr viel Abwechslung. Etwas Story, reichlich Kämpfe, ein paar Puzzles und schöne Architektur. Ein paar stärkere Zwischengegner gegen Ende des Spiels wären noch ganz nett gewesen (immerhin gab es in späteren Kapiteln recht starke Trolle, ein paar stärkere Ork-Varianten, Drachensnapper, Feuerwarene usw.), aber für ein Erstlingswerk fand ich das alles schon sehr gelungen.
Viele andere und neuere Spiele von sehr viel größeren und erfahreneren Entwicklern haben meiner Meinung nach ihren Spielen deutlich schlechtere Enden serviert, wenn auch evtl. spektakulärer inszeniert (gerade seit Ingame-Cutscenes in RPGs immer aufwendiger und zahlreicher wurden durch diverse Bioware-RPGs).
*edit*
Btw. noch ein Punkt, den ich an Gothic super fand: Es gab kein GPS, wie in modernen RPGs seit Oblivion. Am Anfang hat man nicht einmal eine Karte, sondern muss erst eine finden/klauen/kaufen. Und auch da bekommt man erst eine kleine und unvollständige Karte. Erst später bekam man eine bessere Karte, alles handgezeichnet natürlich. Man lernte so auf die Umgebung zu achten. Dafür gab es überall einzigartige Landmarken, an denen man sich orientieren konnte. Das fand ich damals unglaublich gut. Die NPCs haben einem Wege beschrieben oder haben einen zum Questort begleitet und man ist nicht einfach nur einem Pfeil hinterher gelaufen. Da die Welt relativ klein war und jeder Ort seine Eigenheiten hatte, hat man sich so auch nie wirklich verirrt.
In moderneren Spielen mit gigantischen Spielwelten dagegen kann man oft ohne solche Systeme gar nicht mehr spielen. Erstens, weil die Welt riesig ist, und zweitens, weil einem die Informationen, die nötig sind um z. B. einen Ort oder eine Person zu finden, gar nicht mitgeteilt werden, sondern nur als Marker auf der GPS-Karte existieren oder als schwebendes Symbol direkt in der Spielwelt. Für mich ist sowas immer ein riesiger Immersionskiller. Bei Cyberpunk oder GTA macht ein GPS noch Sinn, aber in einem Fantasy-RPG mag ich sowas überhaupt nicht.