Schöner Thread, da muss ich doch auch mal ein wenig in meinen angestaubten Erinnerungen kramen.
Ich hattte das "Glück", dass die BW noch vor meinem Abitur auf mich aufmerksam wurde und ich Schreiben vom Kreiswehrersatzamt bekam. Meine Musterung war sogar noch in der Prüfungsvorbereitungszeit und da 1997 in Thüringen das Schuljahr offiziell irgendwann Mitte/Ende Juni endete wollten die mich auch gleich zum 01. Juli einziehen. Ich hatte allerdings mit zwei guten Freunden für August schon vier Wochen Urlaub gebucht. Ich weiß nicht ob das normal ist (bzw. war), aber man hat sich da in meinem Fall ziemlich kulant gezeigt und so wurde ich erst zum 01.10. eingezogen.
Allerdings bedeutete das auch: Grundausbildung Oktober mit abschliessendem BiWak Ende November. Und im fränkischen Ebern, wo ich stationiert war, bekam das Wetter Ende November 1997 schon fast sibirische Ausmaße. Wo ist die Erderwärmung wenn man sie mal braucht?
Ein Erlebnis ist mir noch sehr gut in Erinnerung:
Ich war Panzeraufklärer und wurde nach der Grundausbildung zum Richtschützen für den Spähpanzer Luchs ausgebildet. Der Begriff "Panzer" ist im Zusammenhang mit dem Luchs jedoch etwas übertrieben gewählt. Der Kommandeur unseres Zuges, ein Hauptmann, meinte irgendwann einmal zu uns: "Eigentlich braucht der Luchs gar keinen Richtschützen. Wenn er entdeckt wird ist es eh zu spät und ihr seid alle schon so gut wie tot. Und solltet euch der Gegner doch die Zeit und Gelegenheit lassen, mit eurem 20-mm-Spatzenrohr auf ihn zu schiessen und tatsächlich treffen, dann schaut der Panzerkommandeur nur oben aus der Lucke raus um zu sehen ob ihr einen Kratzer in seinen Lack gemacht habt."
Nun ja, wie dem auch sei, jedenfalls muss auch der Richtschütze für den Luchs eine Abschlussprüfung machen. Die führte uns auf den ehemaligen amerikanischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Schon die Fahrt dahin war unterhaltsam. Da der Luchs kein Kettenfahrzeug ist konnten wir als normale Bundeswehr-Kolonne fahren. Also alle hintereinander mit 60 km/h über die Autobahn, Kanone nach hinten und 45 Grad nach oben.An einer Baustelle wurde die Autobahn allerdings einspurig was bedeutete, das unsere Kolonne immer von einem oder mehreren PKWs unterbrochen wurde. (Der deutsche Durchschnittsautofahrer hat das Prinzip des Reißverschlussverkehrs bis heute nicht verstanden.)
Bei 60 km/h und frühsommerlichen Temperaturen hatten wir die Luke vom Turm auf und mein Kommandant und ich schauten oben raus und auf die PKWs hinter uns. Und es ist ein Heidenspaß wenn man in so einer Situation dir Kanone ruckartig nach unten fährt und langsam nach links und rechts schwenkt. Der Fahrer hinter uns hätte fast eine Vollbremsung hingelegt.
Am nächsten Tag war dann schießen angesagt und zum krönenden Abschluss das Nachtschießen. Dazu wurde das Lafetten-MG mit der Kanonensteuerung verbunden und so aufmunitioniert, dass alle fünf Schuß ein Schuß Leuchtspurmunition kam, damit man sieht wohin man schießt. Die Ziele waren beheizt, damit man sie im Nachtsichtgerät sieht. Die Ziele blieben immer nur für 5 Sekunden, man musste also schnell sein. Als Schütze war man ziemlich angespannt, schließlich wollte man ja alles treffen. Sobald irgendwo ein heller Fleck auftauchte wurde draufgehalten. Irgendwann tauchte bei mir ein kleinerer Fleck auf, der sich noch dazu bewegte. Also gezielt, geschossen und getroffen. Keine fünf Sekunden später schrie mir der Kommandeur über Funk ins Ohr: "Schießstop! Schießstop! Wild im Zielgebiet!"
Wie sich herausstellte hoppelte ein Feldhase zwischen unseren Zielscheiben herum. Nun ja, er konnte nicht lange über seinen Fehler nachdenken. Nach der Übung durfte dann auch der Rest der Besatzung noch beim "russisch abmunitionieren" mitspielen und mein Panzerkommandant, der sonst ganz dem Klischee eines Ausbildungssoldaten entsprach, hat mich für die Treffsicherheit gelobt. Anschliessend wurden die Bierdosenstiegen vernichtet, die sich unerklärlicherweise in den Fächern befanden, in denen üblicherweise die ABC-Filter für den Panzer eingebaut waren. Wer braucht schon Luftschutzfilter auf Übung, wenn er stattdessen Bier mitnehmen kann.
Kaum ein Mensch mag wirklich gebratene Leber. Jedes Mal wenn dieser "kulinarische" Festschmaus auf dem Essenplan stand und Tag X da war wo es ausgegeben wurde, war die Kasernenkantine so belebt wie ein Friedhof.
Also ich liebe gebratene Leber. Schön mit Kartoffelbrei, geschmorten Zwiebel und einer ordentlichen Portion Fettsoße. Hmmm, lecker ...
Bei sowas wie Gehirn oder Herz kann ich das verstehen, aber Leber?
Bei Gehirn kann ich das auch verstehen, bei Herz nicht. Das Herz ist pures Muskelfleisch, nur mit einer anderen Struktur als "normales" Fleisch. Wenn man das klein schneidet, wie bei Gulasch oder Geschnetzeltem, dann bemerkt man geschmacklich kaum einen Unterschied.