Servus,
ich antworte mal stellvertretend hier auch für den anderen Thread (bin da letzte Woche nicht dazu gekommen), das Thema, ist ja ähnlich.
Erst einmal danke für euer Feedback. Wenn ich/wir auf Sachen nicht reagieren/spät reagieren, liegt das nicht daran, dass wir uns der Diskussion verweigern, Die Wahrheit ist, alle Beiträge im Forum bekomme ich nicht einmal mit, und wenn, dann ist oft auch nicht genug Zeit da, um sie zufriedenstellend zu beantworten.
Jetzt aber zum Thema: Ich verstehe, dass ihr als treue Daueruser mit einigen der Überschriften bei den News ein Problem habt. Ja, die sind emotional, ja, die wollen natürlich die Leute abholen. Warum tun wir das? Sicher nicht, um euch auf die Nerven zu gehen.
Fakt ist, die alte Regel, dass News immer komplett emotionslos und nüchtern verpackt sein müssen, funktioniert 2023 nicht mehr. Das lässt der logischerweise von Google getriebene Markt nicht zu. Und das ist übrigens keine Strategie, die nur wir fahren, auch keine, die sich auf die Gamingbranche beschränkt; wen du nicht gerade mit der Reichweite und der Reputation einer New York Times arbeitest, dann musst du dich diesen Realitäten stellen. Und sogar die NYT hat eigene Sparten rein für Boulevard und Dinge wie leicht nachzukochende Rezepte, die natürlich auch rein auf Performance ausgelegt sind und sicher nicht dazu dienen, beinharten Journalismus voranzutreiben.
Eine Unterscheidung, die mir sehr wichtig ist, möchte ich hier aber schon auch einmal treffen: Ja, die Überschriften bei uns sind emotional und natürlich arbeiten wir mit der Neugierde der Leute. Aber wenn ihr auf einen Artikel klickt, wird dahinter auch der Content stecken, der angeteasert wird. Das muss man nicht mögen, aber der manchmal geäußerte Vorwurf, wir würden mit unseren Überschriften "lügen", stimmt nicht. Merke: Ausnahmen bestätigen die Regel, und sehr selten rutschen Titel durch, die zu weit gehen - in dem Fall korrigieren wir dann aber auch, sobald es auffällt, und nie steckt Böswilligkeit dahinter, sondern z.B. auch einfach, dass eine bestimmte Interpretationsart der Überschrift beim Erstellen schlicht nicht aufgefallen ist.
Ebenso ist es mir wichtig, hier meine Newsautoren in Schutz zu nehmen: Die machen meiner Überzeugung nach alle einen tollen Job. Sie finden Themen, sie setzen sie gut um, sie recherchieren, und das alles unter den nicht leichten Bedingungen des Online-Newsjournalismus, der immer Schnelligkeit voraussetzt. Wo gehobelt wird, da fallen Späne, und natürlich schleichen sich da Fehler ein, ebenso Phrasen, die man sich angewöhnt, wenn man in dieser Menge Texte abliefert. Darum finde ich es auch unfair, wenn teilweise mit persönlichen Angriffen gegen einzelne Personen gearbeitet wird. Und sie sind allesamt offen für konstruktives Feedback - hier in den Foren die Übersicht zu behalten oder sich neben ihrer eigentlichen Arbeit auch noch intensiv an Diskussionen zu beteiligen, kann ich von ihnen aber nicht verlangen.
Und: Sie liefern den Nährboden, damit "klassischer" Content bei uns überhaupt erst entstehen kann. Fakt ist, sogar so etwas wie die intensive redaktionelle Betreuung von Hogwarts Legacy oder der Test von Atomic Heart, die beide überdurchschnittlich gute Performance lieferten und liefern, können nur existieren, weil das Newsgeschäft existiert; von kleinerem, auch mal experimentellem Content ganz zu schweigen.
Und durch Newsberichterstattung können Themen auch erst entstehen. Darum finde ich diese Unterscheidung zwischen den Contentarten auch nur bedingt sinnvoll, denn der eine kann ohne den anderen gar nicht funktionieren und befruchtet sich gegenseitig. Wir liefern Newsberichterstattung zu Thema XY, erarbeiten uns damit für das Thema einen gewissen Google-Trust, darum lohnt es sich, ein Thema dann auch zu bearbeiten, weil wir wissen, es wird auch angenommen. Wäre es besser, alle User würden direkt auf unsere Seite kommen? Klar, dann hätten wir keine Abhängigkeiten von einem Algorithmus, der auch gerne mal spontan völlig neue Schwerpunkte setzt oder die eigene Relevanz bei einem Thema auf einmal drastisch fallen lässt. Aber das bleibt Wunschdenken.
Ebenso ist es nicht so, dass wir hier sitzen, uns die Hände reiben und uns hämisch grinsend fragen, wie wir heute wieder etwas machen können, um euch zu ärgern. Wahr ist: Wir probieren natürlich Dinge aus. Letztes und vorletztes Jahr gab es eine Phase, da funktionierten Influencer-News außerordentlich gut. Natürlich verfolgen wir - und die Konkurrenz - das Thema dann, daraus resultierte dann auch die Umgestaltung von gamezone.de. Eine Amouranth-News alleine hat uns teilweise Performance gebracht, die so gut war wie die Performance mehrerer normaler Tage zusammen.
Seit geraumer Zeit haben wir diesen Content aber zurückgefahren. In der Unterhaltungssparte veröffentlichen wir eigentlich fast nur noch Cosplay-News, und auch hier deutlich weniger als früher. Aber: Schon damals waren entsprechende leichte News keineswegs Fokus, von etwa 30 News pro Tag waren es in den Hochzeiten vielleicht drei, vier. Aktuell haben wir vielleicht drei, vier Cosplay-News in der Woche. Dass hier nach wie vor regelmäßig der Vorwurf kommt, wir würden "nur diese News" machen, finde ich deswegen etwas befremdlich. Das war und ist ein winziger Teil unseres Contents.
Was bleibt als Fazit? Wir wollen geilen Content für euch machen, und ich finde, das gelingt uns auch. Redaktionsintern haben wir Anfang des Jahres eine neue Contentstrategie auf die Beine gestellt, die darauf ausgelegt ist, bei der Bearbeitung von Themen tiefergehende Berichterstattung zu liefern, Content, den ihr sonstwo nicht bekommt. Das haben wir etwa eben bei Hogwarts Legacy umgesetzt, ist aber nicht auf Spiele beschränkt. Da sind einige starke Dinge in der Mache, ich freue mich schon, wenn die Redaktion ihre Arbeit mit euch teilen kann.
Dieser Content muss aber finanziert werden. Und da ich der festen Überzeugung bin, dass eine Paywall nicht der richtige Weg ist, wird die Wichtigkeit des Newsgeschäfts für uns nicht abnehmen. Wir veröffentlichen (meiner Meinung nach völlig okaye) News, die von Leuten gelesen werden, die großteils über Google kommen und ermöglichen so aufwendigen Content, der Prestige bringt und die Marke stärkt; und zwar in einer Redaktion, die es nur deswegen geben kann, weil dieser Kreislauf funktioniert. Wir sind eben kein Blog, der ganz andere Aspekte in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellen kann.
Knarzt es manchmal? Ja. Machen wir Fehler? Natürlich. Am Ende des Tages sind wir aber einfach ein Haufen Leute, die Content für euch machen und hoffen, dass er gut ankommt, egal ob das News, Reportagen, Videos, Tests, Specials oder sonst etwas sind.