Wäre für Ron Gilbert und seine Leute eventuell ein großes Plus gewesen, die Fans mal vorher zu fragen, welchen Grafikstil sie denn bevorzugen. Hier bei PCG wurde ja sogar eine Umfrage gemacht, mit einem klaren Sieger. Hätte beiden Seiten erstens viel Stress erspart und sie auf der anderen Seite vielleicht sogar noch mehr zueinander gebracht. Oder immerhin hätte man gemeinsam einen Kompromiss finden können, wenn Gilbert und Co. auf ihrem "Picassostil" bestanden hätten, weil sie nun mal grafisch unbedingt "Kunst" machen wollen.
Hätte auch Volition und Deep Silver eventuell sehr viel Stress erspart, wie auch nicht wenigen Fans, HÄTTE man sich zumindest mal grob vorher erkundigt, was sich die späteren Käufer optimal unter einem 2022er Saints Row vorstellen. Ich glaube Disneys "Wokenendkids" wären uns dann garantiert erspart geblieben. Die Entwickler, vor allem den Writer hätte man dann zwar bis hierher zähneknirschen gehört, aber wen kümmerts?
So viel allerdings zur Theorie.
Wie das dann praktisch aussieht, "Auf die Fans zu hören", ist wieder eine andere Sache.
Dass sich dies auch sehr schwer gestalten kann, sieht man an so schönen Beispielen wie der "Dynamische Skyboxen Streit" welcher damals im Forum von Serious Sam nach dem Release vom 4ten Teil wütete. Eine Person postete, dass sie es nett finden würde, wenn das Spiel einen Tag-Nachtswechsel oder sowas hätte. Einer meinte "Nein, das stört nur", einer meinte "Ja, aber nur wenn man es abschalten kann!", einer meinte "AUF GAR KEINEN FALL!!!" - Ab dann herrschte Krieg im Forum. Und als dann jemand feststellte "Hey, die Harpyen haben ja jetzt nen BH an... Iss das Zensur?", stieg auch ein Atompilz auf. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, hätten die Macher von Serious Sam versucht, ihre Community zu fragen, wie sie sich ein 2020er Serious Sam vorstellen, wenn sie diese schon gegenseitig abschlachten, bei so marginalen Dingen wie "Skyboxen" oder ob ein bestimmter Gegnertyp einen BH tragen darf/soll oder auch nicht.
Die Fans von NFS als weiteres Beispiel sind sich auch nicht wirklich einig. Die einen wollen endlich Underground 3, die anderen fangen an zu kotzen, wenn sie nur daran denken und hätten lieber ein neues, knallhartes SHIFT, in furztrocken und als Hardcoresimulation. Andere hätten lieber Burnout 4 oder eine neues Most Wanted. Da kann sich EA dann jetzt theoretisch aussuchen, was sie nun nehmen. Die nächste Hatewelle kommt wahrscheinlich trotzen. Einmal von denen, die XY nicht wollten und sauer sind, und auf der anderen Seite wohl auch von denen die XY wollten, aber nun ein Spiel haben, das nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt haben, weil warum auch immer. Jemand meinte mal "Die NFS-Community ist eine Gruppe von Leuten, die selber nicht wissen, was sie eigentlich wollen und egal was du ihnen vorsetzt, du machst es nur schlimmer".
Und ich denke mal UBISHROTT, ACTIVISION/BLIZZARD und Co... Denen ist es im Grunde komplett scheißegal was ihre Kunden eigentlich wollen. Die sollen am besten das Maul halten und kaufen. Von einem "NFTs sind voll geil! Ihr seid nur alle doof und kapiert das nicht!"-Ubisoft kann man beispielsweise kaum erwarten, dass sich dort jemand in der Führungsebene darum kümmert, was die auszupressende Konsumentenmasse von ihren Spielen denkt. Selbiges gilt auch für Bobbys geldgeilen Horrorschuppen aka Activision/Blizzard. Beides Firmen, denen es ja genauso wurscht ist, wie es ihren eigenen Angstellten geht, was die wollen oder auch nicht, wie eben ihren Fans. Wenn die Leute es dann nicht kaufen, rollen intern Köpfe, natürlich nur welche, die sich schnell austauschen lassen und auf der anderen Seite sind wie immer die eigenen Fans schuld. Siehe EA zu Bugglefield 2042, das haben wir ja auch noch alle lebhaft in Erinnerung, was da die Ausreden waren. Immerhin bekommt der Nachfolger ja jetzt wohl wieder nen Singleplayer. Zumindest etwas.
In manchen Fällen läuft es auch anders, das sollte man natürlich auch nicht vergessen. Wie die Leute, die am Remake von Dead Space arbeiten bewiesen haben. Dort hat man stolz ganz viel Kram gezeigt, hat den alten Sprecher von Isaac zurückgeholt, der sich im Video gefreut hat wie ein Schneekönig und hat MIT DEN FANS einfach gefeiert, was man da macht... Dann hat man das Feedback genommen, sich bei den Fans bedankt und gesagt, dass man jetzt erst mal Funkstille macht und das Spiel fertigstellt. -Das ist der Optimalfall in meinen Augen.
Eine andere, kurze (wenn auch traurige für Jack and Daxter Fans) Geschichte war jene, als Naughty Dog um 2013 rum ein neues Jack and Daxter plante, sich aber nicht sicher war, wie das was sie schon hatten ankommen würde. Also zeigte man im kleinen Rahmen auf Artstation ein paar Sachen. Man wollte den Fans das beste bieten, also die damals neueste Unreal Engine. Und tjoa... Schon der hochauflösender Daxter mit echtem Fell sah wohl so gruselig aus, dass der Typ der die Bilder postete, sie zwei Tage später alle wieder löschte und sich entschuldigte, weil das Urteil derer welche diese Bilder sehen mussten, so dermaßen empört und entsetzt war. Aber dennoch: Hut ab, dass man mal VORHER gefragt hat ob das was man da fabriziert eine gute Idee ist.
Insgesamt aber, pauschal einfach zu sagen, dass die Fans schon wissen, was sie wollen... Halte ich für sehr vereinfacht. Beziehungsweise, es kommt immer auf die Community drauf an, wie man es aufzieht und nach was man wie fragt. Wie die Entwickler von Serious Sam an mehr als Mord und Totschlag in ihrer eigenen Community kommen sollten, würden sie brauchbares Feedback haben wollen, weiß ich nicht. Bei der NFS-Base genauso. Ich bin auf einem Discord-Server der von richtig harten NFS-Fans bevölkert wird. Wenn du da fragst, wie die Leute sich das kommende NFS vorstellen, dann bekommst du praktisch von Underground 3 mit Story, Most Wanted ohne Story, über Shift mit und ohne Story, bis hin zu "Irgendwas mit ganz viel Tuning! Rest ist egal!" ALLES vor die Füße geworfen.
Denn das Problem mit den Fans, der Community ist, dass vielleicht ein paar Punkte durchaus da sind, auf die sich die allermeisten einigen können... Oder halt auch nicht. Kommt nämlich drauf an, wie geschlossen die Masse hinter was oder überhaupt irgendetwas steht. Schlimmstenfalls hast du als Publisher/Entwickler sogar widersprüchliche Wünsche und Ideen und kannst dann ne Münze werfen. Und allerallerschlimmstenfalls, da setzt du es dann um, aber die Leute sind dann trotzdem unzufrieden oder sauer, weil in ihren Köpfen das alles ganz anders aussah; Sich dies aber vielleicht vom Balancing ect. im Spiel gar nicht umsetzen ließe, selbst wenn der Entwickler Gedankenlesen könnte.
Und da rede ich jetzt NICHT von so marginalen "Baumstämmen gegen die Stirn", wie dass die Fans von 2042 die Spezialisten weg haben wollen.
Wobei, wenn man da mal so die Comments auf diversen Seiten durchliest, wo von:
"Die Spezialisten sind kacke! Weg mit denen! Das ist so echt unspielbar!"
über
"Die Spezialisten finde ich ganz okay, aber diese woke Genderscheiße bringt mich zum kotzen!!!11"
über
"Die Spezialisten spiele ich eigentlich ganz gerne, aber die Waffen sind allesamt furchtbar!"
über
"Das Spiel wird nach fünf Runden langweilig, KP warum, aber isso"
über
"Ich finde es sehr gut, dass sie mit der Zeit gehen und alle Spieler*Innen ansprechen wollen und endlich diverser sind"
über
"Hört auf das Spiel so zu haten
- Wenn ihr Müll zocken wollt, spielt CoD!"
über
"Gegen die Specialists habe ich nichts, aber deren Sprüche sind grausam!!!"
über
"Quatsch, ich finde die Sprüche voll zum ablachen XD"
über
"Es spielt sich ganz nett, aber die Skins sind alle hässlich und die Spawns sind unfair"
über
"Was laberst du Junge?! Die Spawns sind super, kommst voll schnell wieder rein ins Spiel"
alles dabei ist...
Dann möchte man die Entwickler im speziellen eigentlich nur noch in den Arm nehmen, ihnen über den Kopf streicheln und ihnen sagen, dass eines Tages alles gut werden wird.
Schönes restliches Wochenende euch