Gefällt mir auch. Der klare Fokus auf Entscheidungen scheint auch gut zu tun. Pillars wollte irgendwie BG2 (zwei große Städte), Torment (Seelen-Thematik) und Dungeon-Crawler (Stretch-Goal-Dungeons) in einem sein. Tyranny zwingt einen am laufenden Meter zu Entscheidungen, die es in den IE-Spielen so gar nicht gab in dieser Dichte und Konsequenz, und hebt sich damit ziemlich deutlich davon ab. Auch RPGs mit größerem Budget tun sich da schwer, das blieb die Domäne von Fallout, Bloodlines, Arcanum und Co. in dieser Dichte. Oder dem Indie Age Of Decadence zuletzt. Da gehts nicht nur um Wiederspielwert. Sondern schon beim einmaligen Spielen das Gefühl und Wissen, dass jede Dialogwahl wohl überlegt sein will und auch tatsächlich echte Konsequenzen hat.
Leider ist es ja gerade im RPG-Genre Usus geworden, dass eine gewisse Mindest-Spielzeit als Grundvoraussetzung gilt, die Spielzeit sogar als Qualitätsmerkmal gewertet wird. Das geht soweit, dass banalste und schlimmste Sammel-, Achievement-, und Fleißkärtchenaufgaben wie in Dragon Age:Inquisition gejazzt werden, Furchtbar. Da lobe ich mir noch das erste Fallout, kann man locker in 20 Stunden lösen, wenn man will eher weniger, auch weil sich viele Kämpfe einfach vermeiden oder wegquatschen lassen (RPGs haben eine lange Tradition, Spielzeiten mit Trashmobs und Zufallskämpfen am laufenden Meter zu strecken). Jeder Charakterbuild hat bereits drastische Auswirkungen auf die späteren Optionen und Interaktionen mit der Spielwelt. Und generisch können gerne die Elder Scrolls bleiben mit ihren zuletzt peinlichen Copy-Paste-Schlauchdungeons (und ja, ich mag TES an sich eigentlich seit Daggerfall ganz gerne).
Gefühlt sind die Kämpfe aber in der Tat schon recht unübersichtlich, das ist auch bei Pillars so. Wenn man darauf wert legt, Angriffe mechanisch immer nachvollziehen zu können, wirds manchmal haarig. Das liegt zu einem Großteil auch daran, dass anders als in den IE-Spielen alle Fähigkeiten und Talente einen Cooldown haben, wie sie seit MMOs wie WOW in Mode gekommen sind. Alle ticken in Echtzeit runter und wollen wieder aktiviert werden -- bloß steuert man in MMOs nur einen Charakter, keine Party. Eigentlich profitiert das Spiel sogar von der Kürzung auf maximal eine 4er-Party. Es gibt auch keine "Pseude"-Runde an sich wie damals, alles läuft in Echtzeit runter. Und vieles an Feedback lässt sich nur nach am rechts unten eingeblendeten Kampflog nachvollziehen -- der ab bis zu einem Dutzend+ Kombatanten schneller runterrattert als ein Newsticker der dpa. Gerade wenn dann noch etliche Effekte oder optional Icons im Spielfenster abgespielt werden, Overkill. Ab einer gewissen Komplexität ist das idealerweise einfach imo Rundenkampf (Divinty Original Sin war zuletzt sogar erfolgreicher als Pillars Of Eternity). Trotzdem sind die Kämpfe insgesamt ganz spaßig, was auch an den netten Kombo-Animationen liegt. Mit Viererparty aber auch auf "hart" nicht allzu schwer, wie mir scheint.
Auf PoE2 bin ich auch gespannt. Gerade das mit dem Fokus könnte sich der Titel gut abschauen. Gerade wenn man wie Obsidian in Sachen Budget eine Grenze hat.