Ich warte noch immer auf den Pathfinder Test
Ich kann Dir meinen Test anbieten,
den ich über Steam veröffentlicht habe
Am Ende gibt es bisher nur eine Wertunstendenz, da ich mit knapp 15 Stunden kaum alles gesehen haben kann. Die Grund-Features habe ich mittlerweile alle gesehen und getestet. Außerdem muss ich dank eines Hinweises hier in der Community noch einmal die Ladezeiten gegenchecken.
Verzeihung wegen dem Doppelpost!
Verfasst: 28. Sep. um 2:17 Uhr
Aktualisiert: 1. Okt. um 13:41 Uhr
Pathfinder - Kingmaker Test
Ein tolles, anspruchsvolles Rollenspiel für Veteranen
Hinweise:
1.) Man Beachte: Umfang zählt vierfach, Bedienung und Schwierigkeit doppelt in der Abrechnung!
3.) Produktschlüssel von gamesplanet.com
4. Die Texte sind vollständig auf deutsch mit englischer Sprachausgabe!
5.) Zu viel Text? Unten gibt’s ein Fazit
Ein neues isometrisches Rollenspiel
In einer Zeit, wo Game as a Service und Multiplayer überall sein muss, ist Pathfinder – Kingmaker als reines Singleplayer-Spiel eine wohltuende Ausnahme. Nach Pillars of Eternity (PoE) kommt nun ein neuer Versuch – dieses Mal aus Russland - Baldurs Gate vom Thron zu stoßen. PoE war zu leicht und es mangelte an tiefen Charakteren. Hier macht Pathfinder – Kingmaker vieles anders, einige Macken gibt es dennoch. Warum Pathfinder aber das bessere Rollenspiel ist, zeigt dieser Test.
Jedes Abenteuer beginnt gleich
Eigentlich sollten die Helden zusammengerufen werden, um eine Banditenplage im Nachbargebiet zu beseitigen. Doch es kommt anders. Nachts wird das Anwesen der versammelten Helden von Assassinen angegriffen, wenige überleben. Nach dem Überfall wird man ausgeschickt, um die Banditen zu erledigen und die Assassinen zu suchen…
Wer hier an Neverwinter Nights 2 (NWN 2) und dessen Prolog denkt, dem wird vieles bekannt vorkommen. Auch andere Dinge sind frappierend ähnlich. Auch der spätere Königreich-Modus erinnert an NWN2 oder an PoE. Gespielt wird in der isometrischen Ansicht, die Heldengruppe, die bis aus sechs Helden bestehen kann, wird mit der Maus gesteuert. Die Kämpfe sind in Echtzeit, können aber jederzeit pausiert werden. Bei einer Aktion wird über den Köpfen der Charaktere angezeigt, wie lange sie für ihre Aktion benötigen (Angriff, Zauber etc.). Tränke hingegen benötigen keine Aktion. Zauber, Tränke und Fertigkeiten lassen sich aus praktischen Menüs aktivieren, die sich auch verbergen lassen. Vor allem das Inventar ist gelungen: Hatte bei Baldurs Gate jeder Charakter ein eigenes Inventar, gibt es hier ein Gruppeninventar, Helden tragen nur ihre ausgerüsteten Sachen selbst.
Viel Rollenspiel für Veteranen
Auch sonst kommen Rollenspieler voll auf ihre Kosten: Fallen gibt es zu entschärfen, Lagerfertigkeiten zu verteilen und wer ein paar Punkte in Wahrnehmung verteilt, kann ein paar interessante Rätsel und Verstecke entdecken. Die Charaktererstellung ist immens umfangreich und kann stundenlang beschäftigen. Wer will kann auch eigene Charakterbilder importieren. Mehrere Rassen, Klassen und deren Unterklassen stehen zur Verfügung, dazu kommen etliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Attribute, die beachtet werden müssen. Auch eine Kombination aus mehreren Klassen ist im Verlauf möglich. In einem Gasthaus können später weitere eigene Charaktere erstellt werden, eine Person muss man storybedingt immer dabei haben, stören tut dies aber nicht. Ebenfalls gut sind die Fähigkeiten: Regelmäßig gibt es (ähnlich PoE) Texteinblendungen, in welchen man wählt, was man tun will. Einer Fährte folgen, lieber das verdächtige Gras untersuchen oder lieber Magie suchen? Das Spiel bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die für unterschiedliche Ergebnisse sorgen, es lohnt sich daher immer eine vielfältige Gruppe dabei zu haben, wenn man verschiedene Möglichkeiten ausprobieren will. Für Rollenspieler eine Freude.
Auch sonst bietet Pathfinder viel. Im Königreich kümmert man sich ähnlich Fable 3 um sein Königreich, erledigt Aufgaben und baut seine Stadt aus. Daneben gibt es Ruinen, Artefakte und die klischeehaften Begleiter. Streitereien wie zwischen Aerie und Viconia in Baldurs Gate 2, zwischen Dynaheir und Edwin oder einen Minsk mit Hamster hat Pathfinder leider nicht zu bieten. Die Dichte von Baldurs Gate wird kaum erreicht. Trotzdem ist die Atmosphäre sehr gelungen. Ein gemütlicher Saal, ein dichter Wald oder eine finstre Höhle, es ist immer stimmig. Wenn die leuchtende Laterne am Gürtel eines Begleiters baumelt und eine Fackel die düstere Höhle erhellt, dann ist das beeindruckend und stimmig. Die großartige Musik untermalt das Geschehen perfekt und die tollen englischen Sprecher hauchen den Figuren Leben ein, insbesondere einzelne Figuren sind mit ihren Akzenten toll getroffen. Es handelt sich aber nicht um eine Vollvertonung, die Hauptgeschichte und wichtige Nebengeschichten sind vertont!
Fordernde Kämpfe
Die Kämpfe selbst sind taktisch und auch auf normal anspruchsvoll. Wer einfach losstürzt landet schnell auf der Nase, Gegner besitzen Immunitäten und greifen gezielt den Heiler oder Magier im Hintergrund an. Den gegnerischen Magier als erstes auszuschalten kann den Kampf häufig deutlich einfacher machen. Ja, die Kämpfe sind anspruchsvoll, auch frustierend. Häufig sind Fehlschläge nicht direkt ersichtlich. Die Kamera könnte besser sein, Bäume oder Wände werden nicht immer ausgeblendet. Wer stumpf anläuft wird an diesem Spiel keine Freude haben. Auch Questbeschreibung lesen hilft!
Störend können die schweren Kämpfe erst werden, wenn man von ihnen überrascht wird. In einem der ersten Gebiete kann man eine Gruft öffnen, hinter der Tür stehen hochstufige Skelette, die viel Schaden austeilen und den eigenen Schaden dämpfen. Dadurch wird es zum Glücksspiel, welche Gruppe zuerst ins Gras beißt. Unverständlich und zeitraubend. Erschwerend kommt hinzu, dass Heiltränke ausgewürfelt werden, ein Trank kann also zwischen 1 und 8 Lebenspunkten alles herstellen, was vor schweren Kämpfen für weiteren Ärger sorgt.
Nervtötende Zufälle
Entwickler lieben Zufälle, doch es wird zur Qual, wenn der Zufall einem auf Level 2 hochstufige Gegner vor die Füße setzt. Auf der Weltkarte trifft man nämlich auf Zufallsbegegnungen, ähnlich wie in NWN2 Storm of Zehir. Diese sind aber teilweise so unausgegoren, häufig hilft hier nur laden und erneut starten denn beim nächsten Mal kann dieselbe Begegnung völlig anders aussehen. Wie schon oben ewähnt, beeinflusst der Zufall auch Heiltränke und andere Gegenstände, was das Feedback schwierig macht.
Technische Ungereimtheiten
Ein großes Ärgernis sind Ladezeiten. Wer einen Kampf verliert und neu lädt, muss 15 Sekunden auf den Ladebildschirm schauen. Wer einen Kampf mehrfach laden darf, muss unter Umständen mehrere Minuten Ladebildschirm in Kauf nehmen. Hinzu kommt auch die Häufigkeit: Wechselt man von der Gebietskarte in ein Hauptgebiet und von dort in eine Höhle und dann eventuell ein Ereignis, dann gibt es vier Ladebildschirme. Das ist höchst ärgerlich. Beim eigentlichen Spielstart vergehen auch gut mehrere Minuten. Allein schnellspeichern dauert jedes Mal länger. Sonst wirkt die Technik sauber und wie aus einem Guss, mit kleinen Fehlern.
Umfang/Wiederspielwert (9/10) (x4)
+ große Spielwelt
+ umfangreicher Charaktereditor, viele sinnvolle Fähigkeiten
+ viele Klassen
+ 10 rekrutierbare Begleiter
+ Königreich mit eigenen Quests
+ Rätsel, Fallen und Geheimnisse
+ taktische, anspruchsvolle Kämpfe…
- … mit Zufallsgegnern
+ für einen Obolus erstellen eigener Helden
Bedienung/Balancing (5/10) (x2)
+ präzise Steuerung
+ gute Menüs
- Designschwächen
- unausgegorene Zufallsgegner
- Inventar ist teilweise etwas fummelig
- viele, lange (!) Ladezeiten
- arg magere Enzyklopädie ohne Monsterschwächen
- Tooltips fehlerhaft, nicht angezeigt
Musik/Sound (10/10)
+ ein fantastischer Soundtrack
+ wuchtig, prägnant, einprägsam
+ tolle Geräuschkulisse
Atmosphäre (8/10)
+ stimmige Grafik
+ Musik und Geräusche inszenieren die Welt hervorragend
+ tolle englische Sprecher
- aber keine Vollvertonung
+ lebendige Welt (Höhlen, Wälder etc)
+/- Party-Interaktion
+ gut geschriebene Texte…
- …arg klischeehafte, politisch korrekte Begleiter
Grafik (9/10)
+ hübsche, stimmige Grafik
+ tolle Beleuchtung (Räume, Zauber)
+ Charaktermodelle, ausgerüstete Items sichtbar
- doofe Kamera, teilweise unübersichtliche Kämpfe
Schwierigkeitsgrad (6/10) (x2)
+ funktionables Tutorial
+ knackige, bisweilen schwere Kämpfe….
- … die wegen unausbalancierten Gegnergruppen mitunter sehr unfair sind
- schnell ist man auf sich allein gestellt
- komisches Tefferfeedback
- stellenweise schlechtes Balancing
- kein Monsterkomenpendium oder ähnliches wie beispielsweise in Divine Divinity
- Gegner weichen von ihren PenandPaper-Vorlagen ab
sonstiges (-)
+ Cloud-Funktion
+ Steam-Erfolge
+ Linux-Support
+ umfangreicher Support vom Entwickler (Patches ohne Ende)
Fazit
Pathfinder erfindet das Rad nicht neu oder wagt große Experimente. Aber wer isometrische Rollenspiele liebt, wird hier sicher glücklich. Pathfinder spielt sich herrlich angenehm, die Kämpfe sind knackig und die Story ist gut, begleitet von tollen Sprechern und großartiger Musik. Die Kombi aus harten Kämpfen und langen Ladezeiten ist aber ein echtes Problem! Zufallsgesteuerte Heiltränke und ein schwaches Feedback in Kämpfen kann ebenfalls für Probleme sorgen
Wer jedoch mit Baldurs Gate / Icewind Dale nicht warm wurde, wird auch mit Pathfinder – Kingmaker nicht glücklich. Dafür sind die Kämpfe auch auf normal zu schwer, zu komplex die Fertigkeiten. Punkte gehen vor allem wegen technischen Fehlern, schwachem Design und Zufall verloren. Wer ein komplexes, anspruchsvolles Rollenspiel erwartet und sich an politisch korrekten Charakteren nicht stört wird hier fündig. Andere greifen lieber zum leichten Pillars of Eternity oder zum massentauglichen Dragon Age.
Spielzeit: 12 - 15 Stunden
Testsystem: Windows 7 (64bit), Mittelklasse-Laptop, A10-7300, problemlos, flüssig spielbar
Empfehlenswert für Vielspieler, Rundenstrategie, Party-Rollenspiel
Vergleichbare Spiele: Baldurs Gate, Icewind Dale, Pillars of Eternity, Dragon Age
Wertungstendenz: ~85/100
Stand: 28.9.2018