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Terry Gilliam - Zwischen Genie und Chaos

ChrisGa

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Zum Artikel: Terry Gilliam - Zwischen Genie und Chaos
 
Monty Python war - sozusagen - meine erste Jugendliebe. Der Humor mag nicht jedem zusagen, aber für uns waren die Pythons damals einfach das Tor zu einer anderen Welt. Genauso wichtig wie Computerspiele und Musik. Einfach die ultimative Erfahrung vor der Welt der Erwachsenen, mit der ich bis heute noch nicht warm geworden bin. Als wir dann endlich 18 waren und Autofahren durften, gab's im Kino Jabberwocky. Ich liebe diesen Film bis heute. Er mag gefloppt sein, aber für mich ist es einer besten Filme der 80er. Auch wenn er von 77 ist. :)
 
Monty Pyhtons Flying Circus

Für Monty Python's Flying Circus entwarf Gilliam die auf der Lege-Trick-Technik beruhenden Animationseinlagen - welche zwar ikonisch sind, deren Humor heutzutage aber bei den wenigsten Anklang finden dürfte. (Wer Lust hat möge sich hier selbst überzeugen)

TGs Animationen in MPFC waren nicht dafür gedacht, allein stehend Dutzende Minuten am Stück gesehen zu werden, sondern nur skurrille Animationen, die zwischen 2 Sketchen überleiten sollten. Was bei MP ja eh etwas sonderlich war: Ein Restaurant Sketch wurde einfach mittendrin abgebrochen, mal kam ein Polizist ins Bild und hat den Sketch beendet, weil der zu albern wurde, oder der Nachrichtensprecher fängt auf einmal an, zu erzählen, daß er gar kein Nachrichtensprecher, sondern lieber Holzfäller sein wollte. Derart scharfe "Übergänge" haben es auch bis in die Filme geschafft, wo das bedrohliche (animierte) Höhlenmonster plötzlich verschwindet, weil der Animationsersteller einen Herzinfarkt erleidet, der ganze Film einfach endet, weil eine Jetztzeit-Polizeimannschaft die Filmcrew des mittelalterlichen Films aus der Handlung heraus verhaftet oder in der "Mitte des Films" plötzlich im Stil einer Fernsehsendung ein Fisch gesucht wird.

MP & the Holy Grail

Zusammen mit dem legendären Kollektiv trat Terry Gilliam 1975 seine "erste" Regiearbeit an und schuf mit "Monty Python und die Ritter der Kokosnuss" einen wahren Kult-Film. Wir denken, dass darf unkommentiert so stehen bleiben.
Regie führten bei "Holy Grail" Terry Jones und Terry Gilliam zusammen.

bzgl "Kultfilm" muß ich allerdings noch erwähnen, daß der Film, dern die Pythons gemacht haben und dem, was die Deutschen in der Synchronisation hören, einige Unterschiede bestehen.
So haben diejenigen, die die DE Snchronisation geschrieben haben, lauter eigene Witze mit reingebracht.
So sagt Artus beispielsweise im Original nie den Satz, daß er "der Erfinder des Eukalyptusbonbons am Stil" wäre (am Anfang, bei dem Franzosenturm).

Durch diese zusätzlichen Witze ist der ganze Film ein Witz: Knallköppe laufen durch Beklopptistan und machen und reden Quatsch.

Artus ist im Original aber als einziger als ernsthafter Charakter angelegt, der mit dem Wahnsinn der Welt konfrontiert wird und ernsthaft nach dem Gral sucht.
Und gerade dieser Kontrast zu den anderen Figuren ist für mich besonders reizvoll an dem Film.


Brazil

Als dabei dem Sekretär Sam Lowry ein kapitaler Fehler unterläuft, durch den ein Unschuldiger exekutiert wird...
Der Fehler hat seine Ursache in der Datenmaschine, in die ein Käfer (Bug) hineinfällt und somit aus einem "Harry Tuttle" einen "Harry Buttle" macht, der statt dessen exekutiert wird. In S. Lowry Abteilung fällt der Fehler bloß auf und soll geregelt werden.

Als Gilliam die finale Fassung seines Meisterwerks bei Universal vorlegte, zückten diese umgehend den Rotstift und wollten das 142-minütige Monster auf 94 Minuten eindampfen, um einen kommerziellen Erfolg zu garantieren.
Diese Fassung gibt es als "Love Conquers All" Version auf der "Criterion Collection" 3DVD Ausgabe. Teilweise wurden hier auch alternative Szenen verwendet, zB ist in der Szene, in der Sam auf den Michael Palin Charakter an seinem Arbeitsplatz trifft, dessen Tochter nicht dabei und die Szene ist von weiter oben gefilmt. Ganze Geschichtsstränge sind quasi eliminiert worden, wie zB die Versuche der Mütter, Sam mit der Zahnspangen-Tochter zusammen zu bringen.


König der Fischer - mein Lieblingsfilm von TG - läuft hier nur unter "sonstiges" ...?

Ein Film, für dessen schauspielerischen Leistungen der Oscar erfunden werden müßte, wenn es ihn noch nicht gäbe: und zwar für alle Hauptdarsteller, die da wären: Robin Williams, Jeff Brigdes, Mercedes Ruehl & Amanda Plummer.
Eine Geschichte, wie geschaffen für Terry Gilliam, in deren Verlauf die surrealistischen Szenen kompletten Sinn ergeben - nicht nur, daß er einen Drachen sieht, sondern auch, warum dieser so aussieht, wird nachvollziehbar dargelegt.

Das Ganze als Gratwanderung über die Themen Vergangenheitsbewältigung, romantische Komödie, Fantasie im Alltag und psychologischer Horror funktioniert in Kombination erstaunlich gut und gerade M. Ruehl hat ihren Oscar völlig zu recht bekommen. Neben Fargo eine der wenigen realistischen Darstellungen einer Liebesbeziehung in der Filmgeschichte.


Die Gebrüder Grimm

Weinstein und Gilliam gerieten laufend aneinander, und wurden sich alleine schon bei Besetzung und Kameramann nicht einig.
Das erklärt, warum der Film nicht so Gilliam-typisch ist wie seine anderen Filme. Dennoch ist dabei ein recht guter Film herausgekommen - "halbgar" kann ich nicht wirklich nachvollziehen.


Das Kabinett des Dr. Parnassus

Der Film hätte noch etwas mehr Zeit benötigt - und zwar am Anfang, um die Konstellation zwischen Parnassus, seinem Imaginarium und dem Teufel genauer heraus zu arbeiten.


Es fehlen:
Tideland

Die 10-jährige Tochter eines Drogenpärchens (ua: Jeff Bridges) muß mit dem Tod ihrer Eltern klar kommen und während ihr Vater nach einer Überdosis Heroin im Wohnzimmer verwest, spielt sie im Haus und in den Feldern fantasievolle Geschichten.
Eine One-Kid-Show als Ode an die kindliche Fantasie.

Skurillitätsbonus: Die sterbliche Hülle ihres Vaters wird während der Filmhandlung fachgerecht für die Nachwelt konserviert.


The Zero Theorem

Qohen, dargestellt von Christoph Waltz, lebt mit einer Angst vor anderen Menschen in einer vermieteten Kirche und soll dort als Heimarbeit für "Management" das "Zero Theorem" lösen (inFilm Darstellung als eine Art 3D Computerpuzzle).
Als er aufgrund von Streß in einem Wutanfall seinen Computer teilweise zerstört schickt Management seinen Sohn zum Reparieren und Qohen erfährt mehr darüber, wie die Firma, für die er arbeitet, funktioniert.
Und das alles, während er auf seinen Telefonanruf wartet ...


Was ist Gilliam also? Ein Genie? Ein Störfaktor der modernen Filmmaschinerie? Ein Querdenker, bei dessen Filmen man häufig zur Hassliebe neigt?
Er ist ein Künstler. Ein Prophet der Fantasie - am klarsten ausgedrückt in "Münchhausen", wo dem Protagonist regelmäßig von der Realität das Lebenslicht ausgesagt wird, bis wieder jemand an ihn glaubt.

Ein Querdenker? Laut Definition ist das ja schon jemand, der bei der Bewegung der Menschenmassen in einer Bahnhofshalle an einen Tanz denkt ... (König der Fischer)
Er hat definitiv seine eigenen Visionen und versucht, diese in die Realität umzusetzen, scheitert damit aber - genau wie Artus in "Holy Grail" - oft an der Realität in Form der Vorstellungen der Studios. Er hat es leider nicht geschafft, zu einer Ikone zu werden, der die Geldgeber blind vertrauen.
 
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