@ Herb
Wir Deutschen genießen hier schon eine ausgezeichnete medizinische Versorgung, ergo liegt unsere durchschnittliche Lebenserwartung schon recht hoch. Unsere allgemeine Gesellschaft ist schon jetzt "sehr alt", daher halte ich es für grundsätzlich unfair, wenn man jungen Menschen die Chance auf eine mögliche, dauerhafte Lebensverlängerung wegnimmt. Ich nehme mal das Herz als konkretes Beispiel. Wo ist es gerecht, einem Menschen zwischen 20 und 30, der noch sein ganzes Leben vor sich haben könnte, das lebensrettende Organ vorzuenthalten, während beispielsweise ein 60er mit Herzbeschwerden bereits ein gelebtes Leben vorzeigen kann?
Das ist dann noch Mal ein anderes Thema - und da IST es ja aus rein medizinischen Gründen sowieso häufig so, dass der mit 20-30 mehr Chancen auf ein Spenderorgan hat als der mit 60-70. Dazu muss man an sich nicht unbedingt selber "verlangen", dass nur ein jüngerer Mensch versorgt werden "darf"
Und wie genau möchtest du das dann aber geregelt sehen? Soll auch dann, wenn der Mensch, der 30 ist, TROTZ Spenderherz nur noch 5 Jahre lebt das Herz eher bekommen als, der Mensch, der schon 60 ist, aber mit neuem Herz vermutlich sogar 20 Jahre weiterleben kann? Was ist, wenn die in Frage kommenden Leute (das sind ja aus Zeitgründen oder genetischer "Kompatibilität" oft nur ganz wenige) nicht 20 und 60 vom Alter her sind, sondern 30 und 40? Soll es dann auch ganz klar der 30jährige eher bekommen? und beim Alter von 34 vs. 36? Zudem muss man auch beachten: es kann ja sein, dass einer mit 20 einen Herzfehler hat, aber damit noch 10 Jahre gut leben kann, und der mit 60 hat zwar schon ein relativ erfülltes Leben, wird aber in einem Jahr sterben ohne neues Herz. Soll man dann wirklich dem 20jährigen trotzdem zuerst das Organ geben, obwohl er noch mind. 10 Jahre Zeit hat, auf ein anderes zu warten?
Das sind natürlich jetzt ggf. auch extremere Fälle, aber genau DAS muss man eben alles auch beachten - ich hatte mal ein Semester Medizinethik und weiß daher, wie schwer es für die Ärzte und Gesetzgeber ist, sich da auf etwas zu einigen, wo es um die Frage geht: wen wann und wie und womit versorgen?
Das Alter könnte man IMHO nur als EINEN von vielen Faktoren mit reinnehmen - wenn wirklich ALLES andere identisch ist, also Schwere der Krankheit und bleibende Lebenserwartung, dann kann man darüber reden, dem jüngeren das Organ zu geben. Aber sobald es noch weitere Differenzen gibt, wird es eben nicht mehr so leicht sein, zu entscheiden, was richtig ist - auch "moralisch" gesehen.
Natürlich isses aber verständlich, wenn man grundsätzlich lieber einem jungen Menschen ein normales Leben gönnen will als einem ,der schon viel hinter sich hat, noch mehr Lebenszeit zu beschaffen. Aber es ist halt nicht so einfach zu regeln, wenn man sich das mal im Detail überlegt...