Hohlbein's Interpretation vom Nibelungenlied, "Hagen von Tronje".
Mit der Frage, wie schwer es ist, ein strahlender Held zu sein, wenn man unverwundbar ist.
Siegfried ist da einfach ein pompöser Arsch. Und Hagen der eigentliche, sehr menschliche Held. Von Selbstzweifeln zerfressen, immer mit sich ringend... bis er zum Schluss kommt, seinen besten Freund umbringen zu müssen.
Die genialste Interpretation vom Nibelungenlied, die ich kenne (und als Kind habe ich die Heldensagen gefressen!). Für dich aber absolut unmöglich, weil sowas von nicht Lore. Das genaue Gegenteil vom Original. Und wieviel mehr Lore als Nibelungenlied könnte es im Deutschen geben?
Nach deiner Argumentation darf Kunst also absolut keinen Freiraum haben, einmal erdachtes zu verändern?
Interessanter Beitrag.
Den Held zum Arsch umzudichten - warum macht man das?
Ohne das Werk jetzt zu kennen: Ein Grund könnte sein: es ist eine Parodie oder Satire.
In Parodien bzw: in Witzen wird ja oft der Witz dadurch erzeugt, daß eine Erwartung nicht erfüllt wird, was in diesem Fall dann die Erwartung: "Das ist der Held" sein könnte. Und so nährt sich der Witz aus dem Bruch dieser Erwartungshaltung wie auch beim "schwarzen Hitler" in "Angriff der Killertomaten".
=> Ohne punktuelle Mißachtung der Lore kann die Parodie/Satire systematisch gesehen nicht funktionieren
=> in Parodie/Satire muss die Mißachtung der Lore anerkannt werden.
Aber Arielle oder der Schneewittchen Realfilm wollen meines Wissens keine Parodie oder Satire sein.
Das ist ja jetzt nicht
Chillerama, bei dem in dem "Anne Frankenstein" Segment ein schwarzer Stuntman für einen weißen Charakter eingesetzt wird, um einen Lacher zu erzeugen.
Aber:
Es gibt ja auch die Geschichte von Kaspar Hauser. Und entsprechende Literatur und Verfilmungen über sein Leben.
Und dann gibt es den Film "Die Legende von Kaspar Hauser", der nichts(!) mit alledem zu tun hat.
In dem Film wird "Kaspar Hauser" von Ufos ausgesetzt, mit aufgesetzten großen Kopfhörern (nirgendwo angeschlossen) am Strand einer bis auf 2 Handvoll Personen verlassenen Insel angespült und dort schon vom Sheriff erwartet. Der bringt ihm später bei, wie man DJ't und daß man am Strand aufpassen muss, daß kein Sand in die Boxen rein kommt. Abgesehen davon wird Kaspar von einer flachbrüstigen Schauspielerin gespielt, die auch oft oben ohne zu sehen ist. Der Film wirkt, als wären sämtliche Dialoge komplett improvisiert.
Wie gesagt, das hat eigentlich alles nichts(!) mit der Originalgeschichte zu tun.
Aber eine Parodie/Satire ist es auch nicht.
Problem bezogen auf meine bisherige Argumentation:
Das stört mich nicht.
Nachdem ich jetzt darüber nachgedacht habe, denke ich, das ist, weil das
so weit weg vom Original ist, daß niemand denken würde, es würde hier die Original Geschichte erzählt oder eine Fortsetzung davon.
Sobald ich als Filmemacher aber behaupte, ich würde die Geschichte X oder eine Fortsetzung davon verfilmen, so daß man annehmen kann, das sei eine werksgetreue Verfilmung, muß ich mich in der Gestaltung der Charaktere im Rahmen des Stils des Films auch an die Vorlage halten.
Das Problem bei den neuen Disney Filmen ist, daß eine Abgrenzung zur Vorlage nicht deutlich genug kommuniziert wurde.
... allerdings würde ich Disney einen Film wie ein klar kommuniziertes "das hat nichts mehr mit der Originalgeschichte 'Schneewittchen' zu tun"- "Black Schneewittchen" nicht abkaufen -
Wenn aber Quentin Tarantino "Black Schneewittchen" mit Pam Grier und einer Bande, die wie "Mr Pink" die Zwergennamen nur als Tarnname verwendet, einen Film drehen würde, bei dem Schneewittchens "Schnee" natürlich nur ein Drogendeckname ist, hätte ich wiederum nichts dagegen ...