Also, ich verstehe Dich schon - ein wenig. Und wenn die Entwickler das grundlegende im Griff und Blick schon haben, dann wäre ich auch dafür, dass die auch ein wenig Zeit für div. Details investieren. Also: erst, in etwa, die Geschwindigkeit, die Schiffstypen, das weite Meer, das Wetter, Seekampftechnik (natürlich dürfen die Kugel nicht explodieren), Nutzung von Beibooten usw. Solches ist doch ziemlich voranging wichtig, um überhaupt ein bisschen alte Seefahrerei zu erleben, also sollte das primär das Ziel sein, solche Dinge zu beachten.
Z.B. bei AC 4 bricht mich fürchterlich an, wenn ich die Besantakelungen sehe, wo doch um 1715 noch jede Fregatte dort ein Lateinersegel hatte (auf einigen Bilder bei Raven's cry sieht es so aus, als ob die die Gaffeltakelungen auch übernehmen würden). Doch sage ich: wenn ich mir wünschen dürfte, was wichtiger wäre, ob. z.B. die Schiffe statt wie Speedboote, mit glaubwürdiger Geschwindigkeit fahren, oder ob sie statt Gaffelsegel ein Lateiner haben, dann, bitte, dann muss ich keine Sekunde überlegen: zuerst muss die Geschwindigkeit in's Lot gebracht werden, dann die weite des Meeres, dann das Wetter, dann z.B. dass man die Schiffe auch von innen begehen und nutzen kann usw. Und erst nach alle diesen ganz groben Dingen, stünde der Feinschliff, der sich um die Details schert.
Dabei würde ich aber auch als Entwickler beachten: Was gefällt dem Spieler besser, was gefällt mir selbst beim Spielen besser? Z.B. Steuerrad. Einigen wir uns vielleicht darauf, dass es um diese Zeit zwar schon Steuerräder gab, doch noch nicht weit verbreitet waren. Es zumindest so für historisch möglich halten. Was würde beim Spielen nun mehr Spaß machen? Und so würde ein Steuerrad, selbst wenn es vermutlich, zumindest nicht so häufig, eher ein Kolderstock sein müsste, doch keinem wirklich weh`tun? Und so würde ich auch Gaffeltakelungen am Besanmast verkraften, wenn denn überhaupt ein "altes Segelfahrerflair" vorhanden ist.
Also bitte, man sollte an ein Spiel nun nicht das Maß anlegen, das man an ein Geschichtsbuch für die Universitätslehre anlegt. Es soll doch reichen, wenn es in etwa passt. Würde das Spiel zu Columbus Zeiten sein, dann würde ich bei Steuerrädern auch auf die Barrikaden gehen, aber so etwa von 1650 bis 1800, was haben sich die Schiffe noch großartig verändert, im Vergleich von 1800 zu 1950? Also, mir reicht es locker, wenn ich mich einigermaßen irgendwie in eine solche alte Seefahrtzeit reinspielen kann, gleich ob 1650, oder 1750. Ich möchte die Segelfahrt erleben, möchte also segeln, möchte Kanonen abfeuern, Schiffe entern, Ankern und am Hafen anlegen, die Welt erkunden. Die Schiffe sollten etwa so aussehen, wie die Zeit vorgibt (in ETWA!), sie sollen aus Holz sein, sollen keinen Motor haben, sollen entsprechende Anzahl an Masten haben und wenigstens eine halbwegs passende Takelung (und wenn die nun Klüver- und Gaffelsegel reingemacht haben, dann bitte, wenn wenigstens die elementaren Dinge passen, in Gottes Namen) Was will ich denn mehr, als ein bisschen Captain spielen, auf einem alten Segler?
Und wenn der Hersteller angibt, er mache ein historisch glaubwürdiges Piratenspiel.... nun, es ist ein Spielehersteller und kein Geschichtsdoktorand. Der Hersteller denkt also daran, dass er keinen "Fluch der Karibik" produziert, und mehr von dem liefern will, was Piraten eher ausmachte: hartes, brutales Leben. Und was ich da von denen nun schon gelesen habe, dass also z.B. die Besatzungen der gegnerischen Schiffe, entsprechend des Rufes des Piraten, auf einen Angriff reagieren (also hat man als Angreifer den Ruf, immer alle umzubringen, dann wehren die sich knallhart, hat man den Ruf, dass man viele am Leben lässt, dann wehren die sich weniger), dann ist das schon der Überhammer, für ein Action-Adventure-Spiel. Und es ist absolut realistisch und sowas wird man bei AC 4 sicher vergebens suchen. Und sowas ist mir auch noch um Längen wichtiger und darauf kann ich mich tierisch freuen,.wobei mir dann schon eine etwas falsche Takelung völlig egal ist! Also, scheiß-egal! Und wenn man also hört, was die da für einen Aufwand betreiben, was die da für Verhalten generieren.... denen dann noch zu arg Vorhaltungen zu machen, noch und noch Forderungen zu stellen, wo die offensichtlich schon mehr rausholen, als je irgend ein Piraten-Action-Adventure zu bieten hatte.... also, ehrlich, das finde ich schon fast ein bisschen gemein. Also achten wir doch vielleicht nur mal auf das Wesentliche, dass ein Flair da ist, dass man Abenteuer erleben kann, wie man es sich in etwa vorstellen würde, für eben eine Zeit der alten Segler, gleich ob 1650 oder 1750. Und sicher wissen wir: mit den Speedbooten und dem Slalom-Parkour, den "Schiffsfluten", die in Horden wie abknallbare Pappkameraden zum Abschuss überall hingesetzt sind, mit der andauernden Action (mind. alle 30 Sekunden passiert was), wie es uns mit AC 4 vorgesetzt wird; das wird das ganze Flair versauen und diese Dinge, zumindest doch, die scheinen bei Raven's Cry was zu werden. Und wenn die bringen, was sie bisher versprechen, dann freu ich mich.
Und noch zu den Details: In welchem Spiel gibt es denn überhaupt Schwertscheiden? Ich meine, es wäre sicher toll, wenn es sie dort gäbe, aber bitte, das kann man machen, wenn der Rest schon steht und wenn dann wirklich noch Platz ist, für sowas. Nachher kommen die Entwickler und sagen: "He, freut Euch, es gibt Schwertscheiden. Gut, dafür mussten wir auf eine begehbare Achterkajüte verzichten, aber ihr habt eure Schwertscheiden!" Also daher, bitte, wo sind die Prioritäten?