LowriderRoxx
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Bei der Welt findet sich seit gestern ein Interview mit Justizministerin Zypries: Der Dreck muss aus dem Netz.
Der Titel gibt den Ton vor und unsere geliebte "Was ist nochmal ein Browser?"-Ministerin tanzt im entsprechenden Takt. Die auf Urheberrechtsverstöße bezogenen Teile des Interviews lasse ich mal unkommentiert, würde nur zur ewig gleichen Diskussion führen. Drum einen Blick auf die hier relevanten Teile:
Dann das übliche Statement, das Netz wäre ein rechtsfreier Raum. In diesem Fall in der Form, dass man entsprechende Ansichten einer ominösen Gruppe von Internet-Usern zuweist.
Dann schaltet Zypries einen Gang höher und lässt sich zu folgendem hinreissen:
Einige haben sich der Debatte schliesslich entzogen, das stimmt. Allerdings erst nach der Abstimmung im Bundestag, wo die Beratungsresistenz der Verantwortlichen beim besten Willen nicht mehr zu leugnen war. Beiträge ignorieren und dann einen Mangel an Beiträgen beklagen, so funktioniert Demokratie in der Tat nicht.
Der Hinweis auf die Verträge jedoch, den muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Provider wurden zur Unterzeichnung von Verträgen genötigt, die rechtswidriger kaum sein könnten und erst im Nachhinein durch ein Gesetz legitimiert werden mussten. Ohne zusätzliches Gesetz wären die Verträge angefochten und anschliessen im Klo runtergespült worden.
Und anschliessen wollen sie also diskutieren, wieviel Kontrolle des Netzes sie brauchen. Da kommen wir dem Kern doch langsam näher ...
Der Titel gibt den Ton vor und unsere geliebte "Was ist nochmal ein Browser?"-Ministerin tanzt im entsprechenden Takt. Die auf Urheberrechtsverstöße bezogenen Teile des Interviews lasse ich mal unkommentiert, würde nur zur ewig gleichen Diskussion führen. Drum einen Blick auf die hier relevanten Teile:
Wenn das Gesetz nicht ohne Grund "Zugangserschwerungsgesetz" heisst und das absolute Gros der Server in westlichen Staaten beheimatet ist, darf ich dann die Aussage, es gehe in diesem Gesetz um die Entfernung von strafbarer Inhalte aus dem Netz, als Lüge bezeichnen oder fällt auch das unter den allgemeinen Begriff Neusprech?WELT ONLINE: Urheberrechtsverletzungen sind nur ein Teil der Delikte im Netz. Nachdem die Bundesregierung jüngst beschlossen hat, Seiten mit kinderpornografischen Inhalten mit einem Stoppschild zu sperren, gab es Protest: Das sei Zensur.
Zypries: Das ist Unsinn. Es geht nicht um Zensur. Es geht darum, strafbare Inhalte aus dem Netz zu entfernen. Es gibt eine Gruppe von Internet-Usern, die glaubt: Im Netz darf man alles, das Internet ist ein Ort unbegrenzter Freiheit, jede Regel verletzt unsere Identität. Das ist falsch: Meine Freiheit, mein Recht endet auch im Netz dort, wo sie die Freiheit und das Recht von anderen verletzt. Grundrechten wie der Meinungsfreiheit sind im Internet genauso Grenzen gesetzt wie in der realen Welt. Es gibt kein Recht des Stärkeren oder technisch Versierteren. Was offline verboten ist, ist auch online verboten. Das ist keine Zensur, sondern eine simple Erkenntnis, die auch juristischen Laien verständlich sein sollte.
Dann das übliche Statement, das Netz wäre ein rechtsfreier Raum. In diesem Fall in der Form, dass man entsprechende Ansichten einer ominösen Gruppe von Internet-Usern zuweist.
Dann schaltet Zypries einen Gang höher und lässt sich zu folgendem hinreissen:
Sie beschuldigt die Gegner des Gesetzes in Form der Piratenpartei der Diskussion auf irrationaler Ebene. Ein Blick auf YouTube reicht, um die Reden beispielsweise von Frau Krogmann, Frau Noll, und Herrn Dörmann geniessen zu können, von den zahllosen Interviews auch von Frau von der Leyen und Frau Zypries selbst noch ganz zu schweigen. Wenn sich Experten nahezu unisono gegen das Gesetz aussprechen, sich endloser Diskussionen mit den Verantwortlichen stellen und dennoch ignoriert werden, sollte Frau Zypries die Frage der Irrationalität lieber nicht in die Diskussion einbringen.WELT ONLINE: Nehmen sie das Phänomen der Piratenpartei ernst – oder ist das eine Spaßveranstaltung?
Zypries: Selbstverständlich nehme ich das ernst. Aber auf einer irrationalen Ebene lässt sich nur schwer diskutieren. Anders als es die Piratenpartei glauben machen will, haben wir ja nicht mit dem Gesetz gegen die Verbreitung von Kinderpornografie den Teufel aus der Flasche gelassen. Deren Vertreter realisieren überhaupt nicht, dass ohne Gesetz die von Frau von der Leyen mit den Providern geschlossenen Verträge zur Anwendung gekommen wären – mit viel weniger rechtsstaatlichen Sicherungen für die Internet-User. Viele Anhänger der Piraten wollen auch keine Debatte führen, sondern sagen nur: Das ist übel, was ihr macht, wir reden nicht mehr mit euch. So funktioniert Demokratie aber nicht.
Einige haben sich der Debatte schliesslich entzogen, das stimmt. Allerdings erst nach der Abstimmung im Bundestag, wo die Beratungsresistenz der Verantwortlichen beim besten Willen nicht mehr zu leugnen war. Beiträge ignorieren und dann einen Mangel an Beiträgen beklagen, so funktioniert Demokratie in der Tat nicht.
Der Hinweis auf die Verträge jedoch, den muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Provider wurden zur Unterzeichnung von Verträgen genötigt, die rechtswidriger kaum sein könnten und erst im Nachhinein durch ein Gesetz legitimiert werden mussten. Ohne zusätzliches Gesetz wären die Verträge angefochten und anschliessen im Klo runtergespült worden.
Welche Provider? Die in Kasachstan und Indien? Oder vielleicht die in den USA und Westeuropa, wo der Kram liegt? Sorry, das Argument zählt schon seit langem nicht mehr.WELT ONLINE: Sind sie denn zufrieden mit den Stoppschildern gegen Kinderpornografie? Jeder Laie kann diese Sperren ohne Weiteres umgehen.
Zypries: Zunächst einmal bin ich froh, dass es der SPD gelungen ist, den Grundsatz „Löschen vor Sperren“ im Gesetz zu verankern, denn das oberste Ziel muss sein, dass dieser Dreck aus dem Netz kommt. Wenn das nicht gelingt, weil ausländische Provider nicht kooperieren, soll die Sperre helfen, das perfide und leider sehr lukrative Geschäft mit der Gewalt gegen Kinder einzudämmen. Die Zugangssperren sind ein Versuch, ein erster Schritt, und wir sollten jetzt einmal schauen, wie das wirkt. Und dann diskutieren, wie viel Kontrolle des Netzes wir brauchen – oder eben nicht.
Und anschliessen wollen sie also diskutieren, wieviel Kontrolle des Netzes sie brauchen. Da kommen wir dem Kern doch langsam näher ...
Ah, das gute Internet. Es wird wärmer ...Zypries: [...] Ich meine, wir müssten uns verstärkt darum bemühen, zu einer internationalen Übereinkunft zu kommen, einem „Good-Internet-Kodex“.
Was haben Sperren und Filter mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu tun? Hier gehts um Meinungs- und Rezipientenfreiheit, nicht informationelle Selbstbestimmung.Zypries: [...] Deswegen ist das Misstrauen gegen staatliche Filter ja auch nicht ganz unberechtigt. Filtern oder Sperren ist immer ein Eingriff in das verfassungsrechtlich geschützte Recht auf informationelle Selbstbestimmung.
Jackpot! Mehr Freiheit durch weniger Anonymität.WELT ONLINE: Wie sieht das Netz in fünf Jahren aus?
Zypries: Ich erwarte, dass viele Funktionalitäten des Internets sicherer sein werden. Ich bin überzeugt, es wird ein Freiheitsgewinn für viele Menschen sein, wenn sie beispielsweise über die Authentifizierungsfunktion des neuen E-Personalausweises Behördengänge online sicher geschützt erledigen oder ihre Einkäufe auf sicherem, weil gut verschlüsseltem Weg erledigen können. Es wird Bereiche geben, in denen weniger Anonymität vielen Menschen das Leben erleichtern wird – in einem freien Netz.