Darum geht's nicht. Klar kann man die Intention des Autors rein aus dem Kontext schließen, aber eben nicht wegen korrekten, sondern trotz falschen Sprachgebrauchs.
Und dass für Leute, denen Sprache scheißegal ist, alle anderen Elfenbeinturm-Sprachwissenschaftler sind, ist jetzt auch nichts Neues.
Du bist ulkig. Nur weil ich ein Wort nicht schlimm finde, bei dem ja nun echt jeder weiß, was gemeint ist und das man gar nicht missverstehen kann, von dem vermutlich sogar kaum jemand weiß, was es eigentlich hier dem Fall "korrekt übersetzt" exakt korrekt bedeuten würde, meinst du also, mir sei die Sprache "scheißegal" ? ^^ Das ist ein starkes Stück. Es geht hier doch nicht um einen Fehler wie "Seid 10 Jahren sinken die Gewinne von Nvidia" oder unnötige Verwendungen von dämlichen Denglisch-Begriffen oder einem falsch verwendeten Fremdwort, also übertreib es mal bitte nicht. Und ich habe niemanden als Elfenbeinturm-Sprachwissenschaftler bezeichnet. Akademiker würde ich eh nie mit so einem Ausdruck diskreditieren, ich war selbst auf der Uni und kenne viele Leute mit Hochschulabschluss. Von "Elfenbeinturm" spreche ich nur, wenn sie sich wie arrogante Besserwisser benehmen, die ihre Weisheiten einfach in den Raum werfen, aber nicht begründen.
Ich erwarte halt von jemandem, der Artikel schreibt - egal ob in den Printmedien oder im Netz - dass er sich über die Bedeutung von Worten, die er benutzt, im Klaren ist. Sorry, wenn das mittlerweile ein unangemessen hoher Anspruch sein sollte ...
Und ich erwarte, dass man solche Dinge halbwegs normal und nicht oberlehrerhaft mit einem dämlichen "Duden hilft" kritisiert wird - zumal es im Duden ja auch so drin steht, dass man es sehr wohl für einen Fall wie hier verwenden darf, da es umgangssprachlich ein Synonym ist. Du tust aber ja so, als ob jeder, der im weitesten Sinne journalistisch schreibt, im Nebenjob Germanistikprofessor sein müsste ODER auf keinen Fall auch mal etwas verwenden darf, was offiziell "nur" Umgangssprache ist... also bitte...
Vermutlich ist 99% der Leute gar nicht bekannt, dass es rein germanistisch gesehen nicht korrekt ist, und in ein paar Jahren steht es im Duden als für viele Fälle zugelassenes Synonym ohne die Anmerkung "Umgangssprache", so wie viele Wörter aus der Umgangssprache im Laufe der Zeit auch offiziell als "korrekt" in den Duden Einkehr halten. Du kannst ja gern drauf hinweisen, dass die Verwendung nicht ganz korrekt ist und Dein Fachwissen raushängen lassen und dabei auch erklären, warum es so ist und was es wirklich bedeutet. Aber dieses oberlehrerhafte "Duden hilft" finde ich einfach nur daneben. Genau DAS wirkt dann nämlich wie "Elfenbeinturm".
Hast Du überhaupt mal ein Beispiel, bei dem es durch die "falsche" Verwendung ein relevantes Missverständnis geben kann? Oder bist Du einfach nur einer aus der Fraktion "Ordnung muss sein, Basta" ?
@Bonkic: das Beispiel mit dem Zwerg ist gut, da macht es auch eher Sinn, wobei es selbst da so ist, dass jeder weiß, was gemeint ist, wenn es lauten würde "Anscheinend ist der Zwerg gleichgroß" - denn für einen, der nicht genau weiß, dass die eine Person ein Zwerg ist, IST es ja "anscheinend" so.
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Ein Missverständnis entsteht dabei aber ja nicht. Schon bei dem anderen Beispiel: ob der Mann nun "scheinbar" TV schaut oder "anscheinend" , spielt es nun echt keine Rolle für das Verständnis, weil kein Mensch mit klarem Verstand "scheinbar" schreiben würde und davon ausgeht, dass der Leser weiß, dass damit auf keinen Fall "anscheinend" gemeint ist. Ein Autor in einem Roman würde ganz sicher nicht schreiben "Scheinbar interessierte er sich für die Nachrichten", den Satz für sich so stehen lassen und davon ausgehen, dass die Leser auf Idee kommen zu denken "Ah, der Autor will damit also EIGENTLICH sagen, dass der Mann sich in Wahrheit doch nicht dafür interessiert!!! Clever!!!". Sondern der Autor wird es dann so formulieren, dass es 100% klar ist, worauf er hinaus will. z.B. "Er schaute zum TV, um den Anschein zu erwecken..." oder "Seine Frau schaute ins Zimmer - anscheinend/scheinbar sah er fern - aber in Wahrheit...." oder "Scheinbar interessierte er sich für die Nachrichten - aber in Wahrheit sah er am Fernseher vorbei durchs Fenster", und DANN wäre es wiederum schon wieder egal, ob es nun anscheinend oder scheinbar heißt. Für einen, der den Raum betrachtet, ist es "anscheinend" - für den allwissenden Autor, der weißt, was sein Charakter tut, ist es "scheinbar". Daher würde auch hier an sich beides "korrekt" sein.