AW: News - Google: Mitgeschnittene WLAN-Daten verärgern die Bundesregierung
Der Vergleich hakt ein wenig.
Soweit mich mein Wissen über Netze und Protokolle noch nicht verlassen hat, stellt sich das Ganze für mich wie folgt dar:
Google stattet Fahrzeuge mit GPS- und Wifi-Antennen aus, stopft sie mit Festplatten voll und schickt sie dann auf die Reise, um Rohdaten zu sammeln. Die Wifi-Antennen werden im promiscuous mode laufen und blind Pakete von Netzen einsammeln. Kann jeder daheim ausprobieren, 802.11 Management Tools gibt es reichlich (kismet, netstumbler, IBM WSA, etc). Der 802.11 Standard benutzt einen ganzen Sack voller Management und Control Frames und für das Kartographieren von Netzen sollten eigentlich die Beacon oder Probe Response Frames genügen. Die jetzt im Fokus stehenden Payload Frames bekommt man auch nur von offenen Netzen, da vorher eine Authentifizierung erfolgen muss. Auf der anderen Seite sind gerade Probes und Beacons per IEEE-Definition zum Aufspühren von Netzen gedacht, da 802.11 Netze anders als 802.3 in der Regel über keine fixe Architektur verfügen und auf Dynamik ausgelegt sind - Stationen können kontinuierlich ihre Position ändern, müssen jedoch trotzdem eine Verbindung aufrecht erhalten können.
Dass sie jetzt scheinbar alle Rohdaten eingesammelt und erst später ausgewertet haben, ist plausibel und vollkommen normal. Am Ende werden sie sich vollautomatisch die benötigten Frames aus ihren Rohdaten extrahiert haben. Und hier setzt die Kritik an: den Rest hätten sie löschen müssen. Entweder im Hub oder bereits in der Software, die in den Fahrzeugen die Daten sammelt. Ungewohnt fahrlässig seitens Google, aber bei Weitem nicht die Hysterie wert, die jetzt schon wieder gemacht wird. Zumal sie besagte Datenfragmente in ihrer Cloud bereits isoliert haben. Die Aussage, sie hätten den Fehler erst jetzt entdeckt, ist jedoch wenig glaubwürdig. Bei Testläufen zu Beginn oder spätestens bei Optimierungsdurchläufen muss es jemandem aufgefallen sein, ohne wenn und aber.
Wenn also schon der Vergleich mit dem Postboten gezogen werden muss, so unsinnig er auch ist: nein, es wird nicht eure Post geöffnet und der Inhalt inspiziert. Es wird ein Foto von eurem Briefkasten gemacht. Man bekommt mit hoher Wahrscheinlichkeit eure Adresse mit. Aber Inhalte werden nur gesehen, soweit sie unverpackt waren und sich genau in diesem Zeitpunkt in der Klappe eures Briefkastens befunden haben. Nicht im Briefkasten, nicht in eurer Hand, nicht in der Hand des Postboten: genau in der sehr kurzen Übergangsphase des Be- oder Entladens des Briefkastens.
Edit: Forensoftware treibt mich mit den ungewollten Zeilenumbrüchen bei copy-paste in den Wahnsinn.