• Aktualisierte Forenregeln

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    Forenregeln


    Vielen Dank

Macht es nicht mehr Sinn die Mwsteuer zu senken??

bierchen am 07.11.2005 12:48 schrieb:
Wenn ich ein Stadion aufbaue und anschließend wieder abreiße ist das für mich Verschwendung von Steuergeldern, Punkt. Du musst doch zugeben, dass es da sinnvollere Projekte gibt, etwa die Modernisierung der Straßen (die aber dann bitte nicht wieder abreißen lassen, nur damit das Geld im Umlauf bleibt).
Wenn Du als Staat so vorgehen würdest, wärst Du noch viel schneller pleite als Deutschland sein wird, wenn es so weiter macht wie bisher.

Das ist richtig: Eine bleibende Straße ist besser als ein unnützes Stadion. Aber trotzdem bleibt es richtig, dass verbautes Geld nicht automatisch "verschwendet" ist. Es bleibt doch im Volk und kurbelt die Wirtschaft an. Eigentlich könnte man es gleich noch mal abschöpfen und die Straße auch noch bauen.
 
aph am 07.11.2005 14:27 schrieb:
Das ist richtig: Eine bleibende Straße ist besser als ein unnützes Stadion. Aber trotzdem bleibt es richtig, dass verbautes Geld nicht automatisch "verschwendet" ist. Es bleibt doch im Volk und kurbelt die Wirtschaft an. Eigentlich könnte man es gleich noch mal abschöpfen und die Straße auch noch bauen.

Das stimmt schon in gewisser Weise, trotzdem kann ich diese Argumentation noch nicht ganz nachvollziehen. Die ganze Diskussion dreht sich ja darum, ob es sinnvoll sei, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um unserem pleite gegangenen Staat etwas Geld in die Kassen zu spülen. Das heißt, Geld ist nicht da, im Gegenteil, es fehlt an allen Ecken und Enden!
Wenn in dieser Situation Geld in ein Stadion investiert wird, nur um es wieder abzureissen, gleichzeitig aber eine dringend benötigte Schule (oder was auch immer) nicht gebaut werden kann, weil das Geld fehlt, dann ist das in meinen Augen Verschwendung! Klar, das Geld bleibt trotzdem im Umlauf und ernährt Menschen, aber das würde es auch tun, wenn stattdessen die sinnvolle Schule gebaut würde...
Was du da beschreibst funktioniert doch eingentlich nur solange, wie andere (Bau-) Vorhaben nicht mangels Geld gestrichen werden, oder? :confused:

Gibt es dann überhaupt noch Sachschäden? Nach einem Sturm zerstörte Häuser müssen ja wieder aufgebaut werden, davon profitieren dann wieder Baufirmen etc... *grübel*


Gruß Sgod
 
Sgod am 11.11.2005 00:24 schrieb:
Was du da beschreibst funktioniert doch eingentlich nur solange, wie andere (Bau-) Vorhaben nicht mangels Geld gestrichen werden, oder? :confused:
Ja. Ich wollte damit ausdrücken, dass nicht alles, was der Rechnungshof als Verschwendung aufrechnet, auch wirklich schädlich ist. Niemand garantiert dir, dass statt des Stadions eine Schule gebaut worden wäre. Leider ist es wahrscheinlicher, dass von dem Geld Spitzensteuersätze gesenkt, Steinkohle subventioniert oder ein Berater engagiert worden wäre, der rausfinden soll, wo man Stadien hinbauen könnte. Und das wären dann echte Verschwendungen.

Gibt es dann überhaupt noch Sachschäden? Nach einem Sturm zerstörte Häuser müssen ja wieder aufgebaut werden, davon profitieren dann wieder Baufirmen etc... *grübel*
Richtig. Was meinst du denn, wie toll die Flut für die sächsische Wirtschaft war!
 
aph am 02.11.2005 15:33 schrieb:
Du solltest bei der Betrachtung beachten, dass wir kein abgeschlossener Markt sind. Die MwSt gilt auch für ausländische Produkte, die Einkommenssteuer zB nur für inländische Löhne. Man könnte auch sagen, die MwSt ist so eine Art Zoll.

Die Umsaztsteuer ist kein Zoll, da sie unterschiedslos alle Waren und Dienstleistungen trifft (von gesetzlichen Ausnahmen mal abgesehen). Würde sie nur (EU-)ausländische betreffen, dann verstieße das gegen den europäischen Binnenmarkt und wir hätten die EU-Kommission und den EUGH schneller an der Backe als uns lieb ist.
 
archwizard80 am 11.11.2005 10:25 schrieb:
aph am 02.11.2005 15:33 schrieb:
Du solltest bei der Betrachtung beachten, dass wir kein abgeschlossener Markt sind. Die MwSt gilt auch für ausländische Produkte, die Einkommenssteuer zB nur für inländische Löhne. Man könnte auch sagen, die MwSt ist so eine Art Zoll.

Die Umsaztsteuer ist kein Zoll, da sie unterschiedslos alle Waren und Dienstleistungen trifft (von gesetzlichen Ausnahmen mal abgesehen). Würde sie nur (EU-)ausländische betreffen, dann verstieße das gegen den europäischen Binnenmarkt und wir hätten die EU-Kommission und den EUGH schneller an der Backe als uns lieb ist.

Lesen und verstehen.

Du hast Produkt A (importiert) und Produkt B (inländisch). Auf A erhebst du MwSt, auf B MwSt + Lohnzusatzkosten. Jetzt erhöhst du die MwSt und verringerst die Lohnnebenkosten in einer Weise, dass das Gesamtsteueraufkommen gleich bleibt. Preisfrage: Welches Produkt ist bevorteilt?
 
aph am 11.11.2005 10:43 schrieb:
archwizard80 am 11.11.2005 10:25 schrieb:
aph am 02.11.2005 15:33 schrieb:
Du solltest bei der Betrachtung beachten, dass wir kein abgeschlossener Markt sind. Die MwSt gilt auch für ausländische Produkte, die Einkommenssteuer zB nur für inländische Löhne. Man könnte auch sagen, die MwSt ist so eine Art Zoll.

Die Umsaztsteuer ist kein Zoll, da sie unterschiedslos alle Waren und Dienstleistungen trifft (von gesetzlichen Ausnahmen mal abgesehen). Würde sie nur (EU-)ausländische betreffen, dann verstieße das gegen den europäischen Binnenmarkt und wir hätten die EU-Kommission und den EUGH schneller an der Backe als uns lieb ist.

Lesen und verstehen.

Du hast Produkt A (importiert) und Produkt B (inländisch). Auf A erhebst du MwSt, auf B MwSt + Lohnzusatzkosten. Jetzt erhöhst du die MwSt und verringerst die Lohnnebenkosten in einer Weise, dass das Gesamtsteueraufkommen gleich bleibt. Preisfrage: Welches Produkt ist bevorteilt?

Ok dann kommt im Ergebnis eine Quersubvention raus. Aber da wir sowieso mit die höchsten Lohnnebenkosten in der EU haben, spielt das wahrscheinlich nicht so eine große Rolle. Außerdem gibts ja auch etliche die von der Senkung der Lohnnebenkosten nichts haben, wie Selbständige, Rentner und Arbeitslose. Also kann ich die Umsatzsteuer nicht beliebig erhöhen ohne damit nachhaltig diesen Konsumenten (Wählern) zu schaden.
 
archwizard80 am 11.11.2005 11:02 schrieb:
Ok dann kommt im Ergebnis eine Quersubvention raus. Aber da wir sowieso mit die höchsten Lohnnebenkosten in der EU haben, spielt das wahrscheinlich nicht so eine große Rolle. Außerdem gibts ja auch etliche die von der Senkung der Lohnnebenkosten nichts haben, wie Selbständige, Rentner und Arbeitslose. Also kann ich die Umsatzsteuer nicht beliebig erhöhen ohne damit nachhaltig diesen Konsumenten (Wählern) zu schaden.

Das stimmt nicht mehr. Wir haben nicht mehr die höchsten Lohnnebenkosten. Laut dem britischen Wirtschaftsmagazin Economist, liegen wir bereits unter sämtlichen westeuropäischen Wirtschaften.

Fakt ist, dass wir ausländische Produkte übervorteilen, wenn unsere MwSt unter der unserer Nachbarn liegt. Das soll kein Plädoyer für höhere MwSt sein (ich finde sie unsozial). Lieber wäre mir eine europaweite Angleichung auf niedrigem Niveau. Aber solange das nicht geht, sollte man sie lieber erhöhen.
 
aph am 11.11.2005 11:08 schrieb:
archwizard80 am 11.11.2005 11:02 schrieb:
Ok dann kommt im Ergebnis eine Quersubvention raus. Aber da wir sowieso mit die höchsten Lohnnebenkosten in der EU haben, spielt das wahrscheinlich nicht so eine große Rolle. Außerdem gibts ja auch etliche die von der Senkung der Lohnnebenkosten nichts haben, wie Selbständige, Rentner und Arbeitslose. Also kann ich die Umsatzsteuer nicht beliebig erhöhen ohne damit nachhaltig diesen Konsumenten (Wählern) zu schaden.

Das stimmt nicht mehr. Wir haben nicht mehr die höchsten Lohnnebenkosten. Laut dem britischen Wirtschaftsmagazin Economist, liegen wir bereits unter sämtlichen westeuropäischen Wirtschaften.

Fakt ist, dass wir ausländische Produkte übervorteilen, wenn unsere MwSt unter der unserer Nachbarn liegt. Das soll kein Plädoyer für höhere MwSt sein (ich finde sie unsozial). Lieber wäre mir eine europaweite Angleichung auf niedrigem Niveau. Aber solange das nicht geht, sollte man sie lieber erhöhen.

Da hätte ich bitte gern eine Quelle zu, ich find nämlich nix zu dem Thema Lohnnebenkosten in Europa.
 
aph am 02.11.2005 15:33 schrieb:
Du solltest bei der Betrachtung beachten, dass wir kein abgeschlossener Markt sind. Die MwSt gilt auch für ausländische Produkte, die Einkommenssteuer zB nur für inländische Löhne. Man könnte auch sagen, die MwSt ist so eine Art Zoll.

Muss ich den Vergleich mit den Zoll verstehen?

Ist doch egal wo Produkt X herkommt, wenn ich es mir jetzt nicht leisten kann (oder will) werde ich es nach einer MwSt Erhöhung auch nicht und bei ersteren sogar weniger kaufen können.
Und wenn die Leute noch weniger kaufen (können) sind die zu kalkulierten Einnahmen auch nicht zu erreichen, dazu muss weniger produziert werden, also Einsparungen (Endlassungen).

Allerdings wird eine Senkung den Binnenmarkt auch nicht in Schwung bringen.
 
archwizard80 am 11.11.2005 11:14 schrieb:
Da hätte ich bitte gern eine Quelle zu, ich find nämlich nix zu dem Thema Lohnnebenkosten in Europa.
Kein Problem: Link. Im Originalartikel des Economist war sogar ein direkter Vergleich der Lohnstückkosten, bei dem Deutschland gegenüber UK, Frankreich und den Niederlanden gewann. Wenn sie seit 1990 um 10% gefallen sind, kannst du dir ausrechnen, wo wir liegen.

Dexter am 11.11.2005 11:18 schrieb:
Muss ich den Vergleich mit den Zoll verstehen?

Ist doch egal wo Produkt X herkommt, wenn ich es mir jetzt nicht leisten kann (oder will) werde ich es nach einer MwSt Erhöhung auch nicht und bei ersteren sogar weniger kaufen können.
Und wenn die Leute noch weniger kaufen (können) sind die zu kalkulierten Einnahmen auch nicht zu erreichen, dazu muss weniger produziert werden, also Einsparungen (Endlassungen).
Für die persönlich ist es augenscheinlich egal, für die Volkswirtschaft aber nicht. Wenn die Lohnstückkosten sinken, bekommen inländische Produkte einen Wettbewerbsvorteil. Dadurch haben mehr Menschen Arbeit (theoretisch), geben mehr Geld aus. Dadurch wiederum steigen auch deine persönlichen Chancen, Arbeit zu haben oder gar höheren Lohn zu bekommen (noch theoretischer).
 
Dexter am 11.11.2005 11:18 schrieb:
aph am 02.11.2005 15:33 schrieb:
Du solltest bei der Betrachtung beachten, dass wir kein abgeschlossener Markt sind. Die MwSt gilt auch für ausländische Produkte, die Einkommenssteuer zB nur für inländische Löhne. Man könnte auch sagen, die MwSt ist so eine Art Zoll.

Muss ich den Vergleich mit den Zoll verstehen?

Ist doch egal wo Produkt X herkommt, wenn ich es mir jetzt nicht leisten kann (oder will) werde ich es nach einer MwSt Erhöhung auch nicht und bei ersteren sogar weniger kaufen können.
Und wenn die Leute noch weniger kaufen (können) sind die zu kalkulierten Einnahmen auch nicht zu erreichen, dazu muss weniger produziert werden, also Einsparungen (Endlassungen).

Allerdings wird eine Senkung den Binnenmarkt auch nicht in Schwung bringen.

Es ging darum, dass eine niedrige Mehrwertsteuer ein potentieller Wettbewerbsnachteil der deutschen Wirtschaft gegenüber dem EU-Ausland ist.
Hypothetisches Beispiel: Frankreich hat einen Steuersatz von 20% und Deutschland nur 12%. Frankreich hält mit den Steuereinnahmen die Lohnnebenkosten künstlich niedrig mittels Quersubvention. Dadurch sind französische Produkte billiger in der Herstellung und damit deutschen Produkten, die mit hohen Lohnnebenkosten belastet sind, im Vorteil. Daher wäre aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit eine gleich hohe Mehrwertsteuer in allen EU-Ländern wünschenswert.
 
Was bringt mir das wenn ich durch die Senkung der LNK vielleicht 10€ mehr am Ende des Monats auf den Lohnstreifen stehen habe, aber durch die MwSt Erhöhung deutlich mehr ausgebe um erstmal zur Arbeit zu kommen.

Es wird doch nicht nicht nur die die MwSt alles teurer, sondern auch so. Wenn ich bedenke das ich vor einem Jahr für ein Liter Super <1,14€ gezahlt habe und jetzt froh sein kann wenn der Liter mal für 2h 1,21 kostet
 
Dexter am 11.11.2005 11:48 schrieb:
Was bringt mir das wenn ich durch die Senkung der LNK vielleicht 10€ mehr am Ende des Monats auf den Lohnstreifen stehen habe, aber durch die MwSt Erhöhung deutlich mehr ausgebe um erstmal zur Arbeit zu kommen.

Es wird doch nicht nicht nur die die MwSt alles teurer, sondern auch so. Wenn ich bedenke das ich vor einem Jahr für ein Liter Super <1,14€ gezahlt habe und jetzt froh sein kann wenn der Liter mal für 2h 1,21 kostet

Naja das sind ja nur 5-6% und damit noch im Bereich der normalen Teuerung, gerade wenn man den steigenden Preis für raffiniertes Öl bedenkt.
 
aph am 11.11.2005 10:20 schrieb:
Sgod am 11.11.2005 00:24 schrieb:
Was du da beschreibst funktioniert doch eingentlich nur solange, wie andere (Bau-) Vorhaben nicht mangels Geld gestrichen werden, oder? :confused:
Ja. Ich wollte damit ausdrücken, dass nicht alles, was der Rechnungshof als Verschwendung aufrechnet, auch wirklich schädlich ist. Niemand garantiert dir, dass statt des Stadions eine Schule gebaut worden wäre. Leider ist es wahrscheinlicher, dass von dem Geld Spitzensteuersätze gesenkt, Steinkohle subventioniert oder ein Berater engagiert worden wäre, der rausfinden soll, wo man Stadien hinbauen könnte. Und das wären dann echte Verschwendungen.
Die Kommunen, die Länder und der Bund sollen das Geld nicht derart verschwenden (wie vom Rechnungshof aufgedeckt), sondern lieber zum Schuldenabbau nutzen. Deine Methode, aph, nützt auch nur der heutigen Generation. Aber irgendwer muss den Schuldenberg auch mal abtragen.
 
Dexter am 11.11.2005 11:48 schrieb:
Was bringt mir das wenn ich durch die Senkung der LNK vielleicht 10€ mehr am Ende des Monats auf den Lohnstreifen stehen habe, aber durch die MwSt Erhöhung deutlich mehr ausgebe um erstmal zur Arbeit zu kommen.

Es wird doch nicht nicht nur die die MwSt alles teurer, sondern auch so. Wenn ich bedenke das ich vor einem Jahr für ein Liter Super <1,14€ gezahlt habe und jetzt froh sein kann wenn der Liter mal für 2h 1,21 kostet


Das Geld wird sicher wieder versickern. Damals sollten auch alle für die Rente tanken. Was ist daraus geworden?
 
aph am 11.11.2005 10:20 schrieb:
Steinkohle subventioniert oder ein Berater engagiert worden wäre, der rausfinden soll, wo man Stadien hinbauen könnte. Und das wären dann echte Verschwendungen.
Subventionierter Steinkohleabbau oder subventionierter Stadionaufbau (zumindest wenn es nur darum geht, 'es hat zwar keiner gebraucht, aber es hält schließlich Menschen in Arbeit und Lohn') sind in meinen Augen immernoch beides 'echte' Verschwendungen.
 
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