Wenn die meisten Zuschauer Amerikaner sind und deswegen die Handlung vereinfacht werden musste, dann sollte die Serie ja jetzt den meisten Zuschauern gefallen. Nur warum finden dann die meisten Zuschauer, dass die Serie stark abgebaut hat?
Ich weiß nicht ob ich "die meisten" sagen würde. Aber du schlägst da wunderbar in die Kerbe. Man redet gern von "Modern Audience" oder "New Generation" und "Mainstream" aber wie kommst es dann, dass obwohl man sich soviele Gedanken macht und es "so sein muss", es aber nicht funktioniert? Genau das ist der Moment wo die Stimme aus dem Off sagen sollte "This was the moment the producer knew - he fucked up". Aber die Stimme aus dem Off ist still, weil der Producer immer noch denkt er hätte Recht.
Ich denke etwas, das dabei auch vergessen wird ist folgendes:
Wenn ich 100 potentielle Kunden habe und 80% der Kunden sind hirnlose Zombies, die ja eh alles fressen was ihnen vorgesetzt wird aber 20% über hot oder flop entscheiden, und diese 20% stellen das Spektrum zwischen Casual, Hardcore Fans und Puristen, dann ist meine Aufgabe diese 20% ins Boot zu holen. Das wird voraussichtlich nicht zu 100% funktionieren aber mein Job ist an der Stelle, soviele wie möglich da reinzuholen.
Und das ist ein extrem vereinfachtes Szenario. Die Realität ist verdammt chaotisch und da gibt es keine Zombies. Ich kann mich nicht mal auf diese fiktiven 80% an Konsumenten verlassen "die sowieso alles kaufen". Also wenn ich auf den Markt trete mit einer IP, sollte ich verdammt sicherstellen dieser IP gerecht zu werden. Ich sollte vermeiden, dass die Leute anfangen über Dinge zu reden, die sie aufhetzen, sauer machen, eine unangenehme Atmosphäre schaffen, denn das bedeutet der Konsum steht nicht mehr im Mittelpunkt.
Aber Leute wie unser Produzent hier bemerken nicht, dass ihr Schubladendenken sie sogar soweit führt, dass sie in einem Interview ihre eigenen Konsumenten durch die Blume als dumme Vollidioten bezeichnen und genau die unangenehme Atmosphäre kreieren, die wieder vom Produkt ablenkt bzw. die Minderwertigkeit des Produkts hilightet und dass es entsprechend gar nicht wert ist konsumiert zu werden.
Lange Rede kurzer Sinn:
Leute in Entscheidungspositionen registrieren ihre eigenen Fehler nicht und Schaden durch fehlende Kritikfähigkeit, Tunnelblick und Vorurteile ihren eigenen Produkten.
Ich finde das Beispiel mit dem Warschau-Projekt dabei sogar richtig ulkig:
I had the same perceptual block when I presented Hardkor 44 [a never-made variation on the Warsaw Uprising] (...). For Americans, it was completely incomprehensible, too complicated, because they grew up in a different historical context, where everything was arranged: America is always good, the rest are the bad guys. And there are no complications.
Da scheitert also einer an einem Pitch und weil sein Pitch scheitert, extrapoliert dieser Typ seine Erfahrung auf ein gesamtes Volk von mehreren hundert Millionen Menschen bzw. greift das, was er in dem Pitch von denen, die ihn ablehnten, gehört hat auf und wiederholt es.
Wie viele Ideen, seien es Bücher, Filme, Musik, Comics, Spiele (aller Art) und andere kreative Werke wurden zwei, drei, ein Dutzend, vierzig oder hundert Mal gepitcht, bevor irgendjemand sie nahm und wurde dann plötzlich ein Erfolg, auf den all die anderen, die es ablehnten danach ihren Hut fraßen? Ich kann nicht basierend darauf, dass Firmen etwas ablehnen sagen, was Millionen von Menschen verstehen oder nicht verstehen. Selbst bei einem Misserfolg kann ich es womöglich nicht mal, weil selbst für einen Misserfolg viele Faktoren existieren können (bspw. könnten gerade durch eine Pandemie alle Kinos geschlossen werden, kurz nach dem der Filml anläuft).
Aber es ist eben immer einfach, wenn man Misserfolg auf irgendwen schieben kann, vor allem auf hypothetische Personen, die gerade nicht im Raum sind.