Hier mal meine Kritik zu "Wanted":
Wesley Allan Gibson (James McAvoy) ist ein Verlierer, wie er im Buche steht: seine Freundin betrügt ihn mit seinem besten Freund, sein Job beziehungsweise seine Chefin macht ihn fertig, er schluckt den ganzen Tag Medikamente, um seine Angstattacken zu kontrollieren und auch sonst verläuft sein Leben nicht gerade rosig. Selbiges wird jedoch vollkommen auf den Kopf gestellt, als ihn sexy Fox (Angelina Jolie) eines Abends vor einem Killer rettet und ihm daraufhin erzählt, dass sein Vater, einer der besten Auftragskiller der Welt, umgebracht wurde und der junge Gibson nun ihn seine Fußstapfen treten soll.
Wanted ist im Großen und Ganzen hirnloses (im positiven Sinne) Actionkino, mit einer unglaublich guten Inszenierung, passenden Schauspielern, dafür aber einer mauen Story. Der von mir oben, in zwei Sätzen zusammengefasste Inhalt, beschreibt im Prinzip schon die komplette Geschichte. Lediglich ein paar wenige Twists bringen etwas Abwechslung in den Plot - jedoch sind diese dermaßen plump in den Film eingebunden und werden einem, mir nichts, dir nichts, mitten in der Action, vor den Kopf gehauen, sodass die Wendungen mehr lächerlich, als überraschend wirken. Trotzdem reicht die simple Geschichte aus, um zu unterhalten, denn eigentlich ist sie nur zu einem Zweck vorhanden: um den Zuschauer von einer unglaublichen Actionszene in die nächste zu schießen.
Hier zeigt der, durch seine "Wächter"-Filme auch hier zu Lande bekannte, russische Regisseur Timur Bekmambetov, was er kann. Selten habe ich so gut ausgearbeitete und vor allem stilistisch sicher umgesetzte Actionszenen gesehen. Bekmambetov spielt gekonnt mit Zeitlupeneffeckten, Musik und passend eingesetzten CGIs. Für Hollywood typische Actionszenen, wie Autoverfolgungsjagten oder an sich simple Schießereien, wertet er durch den Einsatz von, oben erwähnter, Slowmotion, einer "angenehmen" Gewaltdarstellung und frischer Ideen gehörig auf und sorgt somit für offene Münder. Die Action ist ähnlich überzeichnet wie im Genrekollege "Shoot 'em Up", sie wirkt als stamme sie direkt aus einem Videospiel und strotzt nur so vor unrealistischen und überdrehten Einfällen. Wer nach dem Trailer aber auch etwas Anderes erwartet und sich im Nachhinein vielleicht sogar über einen "unrealistischen Film" beschwert, dem ist nicht mehr zu helfen. "Wanted" ist überdreht, unglaubwürdig, schrill und laut - eben eine Comicverfilmung, umgesetzt von einem visionären, russischen Regisseur. Ist man sich dieser Tatsache bewusst bekommt man mit diesem Film den wohl besten Actionstreifen des Jahres präsentiert.
Dazu kommt noch, dass der Film einen grandiosen Soundtrack und, verhältnismäßig und für mich überraschend viel, Humor vorzuweisen hat. Der Score bietet, von dem üblichen Actionfilmhintergrundgedudel, über Rock und Metal, bis hin zu klassischer Musik, alles was das Zuschauerherz beziehungsweise das Zuschauerohr begehrt. Die, vor allem zu Beginn, häufig auftretenden Gags sind zielsicher untergebracht, wirken angenehm frisch und verleiten immer wieder zum herzhaften lachen.
Auch die Schauspieler können insgesamt überzeugen. Ihre Charaktere im Film sind sicherlich nicht die tiefgründigsten, sodass sich ansonsten grandiose Darsteller, wie Morgan Freeman oder James McAvoy sicher nicht so entfalten können, wie sie es normalerweise könnten. Die grundsolide Story mit ihren, mehr oder weniger, flachen Figuren lässt einfach keine oscarreifen Leistungen zu. Trotzdem können alle Schauspieler überzeugen und tragen ihren Teil zum Film bei: James McAvoy ist ausnahmsweise mal nicht der muskulöse und immerzu böse schauende Superheld, wie ein Vin Diesel oder Jason Statham, was ihn besonders sympatisch und perfekt für diese Rolle (Loser wird zum Killer) macht. Morgan Freeman spielt, wie gewohnt, den coolen und lässigen Organisationsboss und Angelina Jolie die sexy Amazone, die den Raum, nur schon durch ihre Bildschirmpräsens, mit "Sex" anfüllt (auch wenn sie, durch ihre Schwangerschaft bedingt, ein wenig abgemagert aussieht). Ebenso können die Nebendarsteller überzeugen, sodass man insgesamt sehr gut mit den Darstellern leben kann, wenn man keinen allzu großen Anspruch an diese Stellt.
Zu kritisieren habe ich an "Wanted" nicht viel. Neben der, wie gesagt, zu simplen Story und den damit verbundenen, fast schon lächerlich wirkenden Twists, sowie den "nur" guten Schauspielern, gibt es lediglich ein paar kurze Längen im Mittelteil und hier und da einige unfreiwillig komische Momente zu beanstanden.
Dieser Film ist ganz klar ein No-Brainer, das sollte einem am besten vorher klar sein. Hat man sich damit abgefunden, bekommt man hier ein grandioses Actionerlebnis geboten. Die Action ist unglaublich gut und stellenweise sogar innovativ inszeniert, das Spiel mit Musik, Zeitlupe und anderen Effekten hat Timur Bekmambetov drauf wie kein Anderer und die Schauspieler machen eine gute Sache. Die Dialoge sind spritzig und der Film bietet sogar einiges an Witz. Lediglich die Story ist nur Durchschnitt und manch eine Wendung wirkt deplatziert. Meiner Meinung nach sollte man diesen Film, wenn man auf solch abgehobene Action steht, unbedingt sehen, denn etwas Vergleichbaren gibt es nicht (ja, ok, vielleicht "Shoot 'em Up", aber das wars auch schon). Von mit gibt es daher grandiose:
8/10 Punkte mit deutlicher Tendenz nach Oben.