So sehr man sich hier auch über kritische Stimmen zur DEI-Agenda oder "Woke-Culture" beschwert und bloßstellen will, so sehr schreibt man - zumindest im ersten Teil - auch am Thema vorbei. Kein vernünftiger Mensch regt sich über Inklusion in Videospielen auf, wenn es um die Nutzung von optionalen Features wie Untertiteln oder Unterstützung von Eingabegeräten für Menschen mit Behinderung geht! Das eigentliche Problem liegt also nicht in Maßnahmen zur Inklusion von Menschen mit Behinderung, sondern der übermäßig präsenten Diversität sowie der konsequenten Ignoranz kultureller und gesellschaftlicher Gegebenheiten.
Es gibt mittlerweile genug (in D sehr unpopuläre, um nicht zu sagen gemiedene) Daten, wie bspw. eine größere Evaluation aus UK, wo die Gesellschaft in UK wesentlich diverser als in D, Minderheiten medial massiv überrepräsentiert sind. Eine messbare Folge, der Anteil an gesellschaftlichen Minderheiten wird weit größer eingeschätzt, als er tatsächlich ist. So weit so gut, sachlich hat das erst einmal keine relevante Konsequenz. Faktisch sieht es aber so aus, dass eine zunehmende Verzerrung der dargestellten Lebensrealitäten stattfindet. Oder ganz pragmatisch: Die dargestellte, oder gewünschte Diversität entspricht nicht den wahrgenommenen Lebensrealitäten. Aus dieser Divergenz ergeben sich aber auch noch andere Konsequenzen, und hier kommen wir zum Pudels Kern der Debatten um das Thema DEI.
Die vorrangig linksliberal geprägte Medienlandschaft und Teile der Industrie akzeptieren diese Realitätsverzerrung (warum auch immer) nicht, und orientieren sich an einer DEI-Agenda. In Folge werden Spiele oder Medien produziert, die einem politisch korrekten, sog. Diversity-Cast entsprechen, jedoch nicht einem realistischen Abbild der Gesellschaft. Beispiele wie Concord, in dem Charaktere anmuten, als seien sie einer Gender-Equality-Szene-Bar entsprungen sind nett, aber eben nicht realistisch. Natürlich müssen Spiele nicht realistisch sein, und es ist völlig in Ordnung und wünschenswert, wenn Spiele solche Optionen bieten, das soll hier ausdrücklich erwähnt sein. Es bleibt aber eben ein Zerrbild einer, Achtung, jetzt kommt das Reizwort: "links-feministischen Ideologie" maximal diverser, friedlicher und toleranter Gesellschaften, die konfliktfrei und harmonisch buntes Leben zelebrieren.
Der tragende Punkt, warum es aber eben ein ideologisches Konzept ist und nicht einfach nur eine Wahrnehmungs-Laune oder Trend, ist die aktiv propagierte Haltung zum Ausschluss und Diskreditierung unerwünschter Elemente und Gesellschaftsteile. Und um es kurz zu machen, das unerwünschte Element ist weiß und männlich. Dies findet sich auch mehr oder minder offen kommuniziert in einer Vielzahl von Quellen und Medien. Die eigentliche Krönung dieses Verhaltens ist jedoch die Einstellung, man würde mit diesem Verhalten Gleichheit und Gleichberechtigung fördern. Das tut es nicht. Genauso wenig, wie sich Feminismus eben nicht für Gleichberechtigung unter den Geschlechtern einsetzt, sondern lediglich - dem Namen nach auch ableitbar - für die Besserstellung der Frauen. Und nochmal, das ist prinzipiell in Ordnung und wünschenswert, wäre da eben nicht die Diskreditierung und der Ausschluss eines propagierten Feindbildes.
Wie stark diese ideologisch geprägten Agenden gehen, zeigt der schwere Fall kultureller und gesellschaftlicher Verzerrung im geplanten und aktuell verschobenen Teil der AC-Reihe. Hier wird nicht nur Agenda-konform die Inszenierung angepasst, indem die Hauptprotagonisten eben in keinem Falle weiß und männlich sein dürfen, es erfolgt eine weit schwerwiegendere und kritischere Anpassung: Die Verklärung historischer Gegebenheiten und Fakten. Das Spiel wirbt tatsächlich mit einer historisch korrekten Darstellung des feudalen Japans. Diese Aussage ist im Hinblick auf die Umsetzung derartig irrwitzig und hanebüchen, dass selbst den bekanntermaßen sehr höflichen, rücksichtsvollen und besonnenen japanischen Spielern und Beobachtern die Galle kommt und deutliche Worte formuliert werden.
Egal wie man es dreht und wendet: Wenn gesellschaftlich-politische Strömungen in Spiele Einzug halten, kommt selten Gutes bei heraus. Kein Spiel, welches offensiv mit DEI-Agenda beworben wurde, konnte wirtschaftlich einen Erfolg verbuchen. Dabei gab und gibt es Diversität schon lange - und auch sehr erfolgreich. Ob Ripley in Alien, Janeway auf der Voyager oder Aloy in Zero Dawn: Allessamt Heldinnen für mich, die ich mit Begeisterung verfolgt habe - auch ohne dass mir auf´s Butterbrot geschmiert wurde, dass es A: Frauen sind, oder B: Diversität fördert. Genauso wie vermutlich zig Spiele und Aktionen, die mir gar nicht bewusst sind, trotzdem Diversität und Inklusion fördern.
Was wir also m.E. vor allem brauchen, ist eine Korrektur der Wahrnehmung von DEI und eine wirklich offene Diskussion und Darstellung der Dinge, wie sie eben auch unserem Leben und unserer Welt entspricht, ohne politische Agenden oder Bevorzugung, Ausgrenzung oder Diskreditierung von Meinungen. Dabei muss man mit Sicherheit über viele Dinge sprechen. Ob diese politisierten Themen aber in jedes Videospiel implementiert werden müssen - da habe ich große Zweifel! Wenn ich mich als weißer Mann als primärer Kunde einer globalen Industrie wie ein Problem fühlen muss, oder ein Mensch, der aufgrund seiner Hautfarbe und Geschlecht leider keine Berücksichtigung findet, weil meine Geschichte angeblich schuldbeladen mit Rassismus und Unterdrückung sei - dann muss man mir das zumindest erklären und mich in eine Problemlösung einbinden - und nicht ausgrenzen.
Dazu würde eben auch ein kritischer Umgang und Einordnung mit Firmen wie Sweet Baby Inc. gehören, die - ich orientiere mich hier an der Wahrnehmung von Asmongold - ein Problem kreiert, welches vorher nicht da war - um dann dafür eine Lösung zu verkaufen. Dazu kommt für mich die alles entscheidende Fragen: Braucht man in Warhammer-Titeln weibliche Hauptfiguren? In asiatischen Grindern übergewichtige, weibliche Charaktere oder kleinere Schwerter? Ich glaube nicht. Und ich glaube auch, dass es andere Probleme gibt, die hinsichtlich Diversität und Inklusion weit dringender sind. Sonst landen wir in der "Sweet Baby"-Falle, und schaffen uns Probleme, wo keine sind!
PS: Und ganz persönlich: Ich habe einen sehr diversen Freundeskreis. Wenn man sich dort umhört, geht vor allem denen, die Beeinträchtigungen haben oder Minderheiten angehören, diese Debatte am meisten auf den Keks! Die meiste Zustimmung und Einforderung plädieren politisch linksstehende Aktivistinnen, die sich für Frauenfußball aussprechen, aber noch nie im Stadion waren, und für DEI-Agenden in Videospielen, jedoch weder welche kaufen noch spielen - noch nicht mal eine Konsole oder PC besitzen!
Schönes Wochenende!