Ich schließe mich den anderen an:
WAS BITTE hat das Wort "WOKE" mit Barrierefreiheit zu tun?
Haben die Verfasser mal fünf Minuten den Begriff in seinem einstigen, historischen Kontext gegoogelt?
Oder in seinem aktuellen, neuen? Welcher eine durchaus abstruse Verzerrung darstellt?
KEINER, WIRKLICH KEINER der halbwegs bei Verstand ist, hat etwas gegen Barrierefreiheit in Spielen oder gegen Barrierefreiheit allgemein. Aber eine wachsende Zahl an Leute hat etwas dagegen, wenn politische Ideologien von egomanischen Menschen, geldgeilen Publishern und damit überforderten Entwicklern oder Filmstudios krumm und schief mit dem Holzhammer hineingeprügelt werden, und alle die dies dann kritisieren, wahlweise als Incels, Nazis oder schlicht Hater beschimpft werden. Paradebeispiel stellt hier aktuell Star Wars The Acolyte dar.
Dieser Artikel ist schon von seinem Titel her absoluter Müll, und nur darauf aus, mit dem Reizwort "WOKE" Leute zu triggern draufzuklicken.
Oder aber hat die Redaktion wirklich keinen Plan von den Begrifflichkeiten und ihrer Bedeutung und denkt sich:
"Ja, Minderheiten die eine Stimme brauchen und Unternehmen die das dann machen und überall Regenbogenkram reinmachen iss dasselbe wie Menschen mit Einschränkungen zu ermöglichen, wie alle anderen auch zu zocken. Iss beides dasselbe irgendwie. Weil das sind alles irgendwie Minderheiten die ne Stimme brauchen... Öhm... Glaube ich".
Es besteht ein meilenweiter Unterschied, ob ich beispielsweise in Suicide Squad Deadshot mit einer abstrusen Begründung in der Story, die jede Immersion und Logik mit Füßen tritt zum Afroamerikaner mache - ODER ob ich im Spiel beispielsweise einen Modus für Farbenblinde einbaue, oder manuell die Untertitel größer stellen kann, damit sie besser lesbar sind. ICH für meinen Teil habe NOCH NIE ernsthafte Beschwerden darüber gelesen, wenn in einem Spiel Barrierefrei-Optionen eingebaut oder nachgereicht wurden. Entweder wurden solche Meldungen gar nicht kommentiert, oder von einzelnen kurz in nem Einzeiler gelobt. Denn der Unterschied ist:
Barrierefreiheit kann ich EIN- und ABSCHALTEN beziehungsweise entsprechende Geräte KAUFEN oder NICHT KAUFEN.
Politische Ideologie gerne inkompetend und ins Gesicht ins Produkt gehämmert, kann ich meistns NICHT EIN- und ABSCHALTEN - Da wäre aber was los im Internet, wenn ich in Suicide Squad Deadshot wahlweise in den Optionen "weiß" oder "afroamerikaner" einstellen könnte, da können wir aber Gift drauf nehmen. Das wäre DER VIDEOSPIELSKANDAL des Jahres.
Ich kann höchstens ebenfalls entscheiden den Quark zu KAUFEN oder NICHT ZU KAUFEN.
Es besteht ein Unterschied darin, ob ich vor meinem Gebäude zwanzig LGBTQ-Flaggen an die Fassade schraube und Alissa Mercante zur Marketingchefin ernenne, damit sie meinen Laden so richtig modern-audienced macht - ODER ob ich ne Rollstuhlrampe neben der Treppe installiere, auf allen Toiletten Haltevorrichtungen installiere und einem Mitarbeiter mit Autismus ein eigenes, kleines Büro gebe, weil dieser sich dann besser konzentrieren und seine Arbeit machen kann.
Ja, ich weiß, das Grundwort "INKLUSION" ist erst mal ein Sammelbegriff für sich. Concord wollte mit seinen Charakteren "Inklusiv" sein, was auch immer an den Hässlons inklusiv gewesen sein soll... Und auch Minderheiten in eine Story zu verbauen ist inklusiv. Genauso ist das erwähnte installieren einer Rollstuhlrampe bzw das anpassen eines Workspaces für Menschen mit Behinderungen/Einschränkungen inklusiv. Aber es ist beides nicht in einen Topf zu werfen wie es hier getan wird.
Schon gar nicht mit einem zum Kampfgebriff gewordenen Wort, welches damals zu seiner Grundzeit bedeutet hat, als dunkelhäutiger Mensch "Wachsam" zu sein vor rassistisch motivierter Polizeigewalt und Rassisten allgemein. "Woke" zu sein, hat damals vor allem bedeutet - Zitat aus einem anderen Forum: "Dass du beim Verlassen des Hauses auf deinen schwarzen Arsch aufgepasst hast, was bedeutete: AUGEN AUF! UMGEBUNG IM BLICK BEHALTEN! UND WENN WO EIN POLIZEIAUTO STEHT ODER TYPEN DIE AUSSEHEN ALS WÜRDEN SIE EIN PROBLEM MIT DIR HABEN: DANN LAUF LIEBER NEN UMWEG!". Heute ist "WOKE" zu sein ein mittlerweile undefinierbarer Kampfbegriff, in den USA speziell gepushed von Leuten wie Ron DeSantis, den Moms for Liberty oder den Proud Boys. Um übergriffige, politisch sehr hart-linke Leute zu beschreiben, die abweichende Meinungen canceln, Kulturgut mit Propaganda handwerklich unbegabt verunstalten oder wie es Ubisoft vorgeworfen wird, historische Begebenheiten umzuschreiben, weil man glaubt, dass dadurch aus irgendwelchen Gründen die Gegenwart besser wird. Was dann wiederum der jeweiligen Kultur, dem jeweiligen Land, wessen Geschichte da "Modernisiert" wird gegenüber ausgesprochen übergriffig und rassistisch ist.
Oder ist es diese gerne bei Journalisten vorkommende Naivität diesem Wort gegenüber, weil der Kontext nicht bekannt ist oder von ihnen selber fehlinterpretiert wird: "WOKE = Wachsam = Dinge die ein Problem für manche Menschen sind erkennen = Dinge die ein Problem sind lösen + Alles was damit zu tun hat = GUT = Alle die was dagegen sagen = BÖSE"
Besonders absurd finde ich diesen Abschnitt, das ist fast, als wäre er aus einem Paralleluniversum:
"Wer dem widerspricht, dem geht es ja vor allem um sich selbst. Eigentlich steht dahinter eine Angst. Und zwar, dass Videospiele, wie der Schreihals sie kennt und liebt, bald nicht mehr existieren, weil "woke Snowflakes alles barrierefrei und kaputt machen wollen" oder so etwas in der Art. Und dass Barrierefreiheit Veränderung mit sich bringt, stimmt ja sogar. Die Realität ist aber: Sie ist kein Störfaktor, sondern hat sogar das Potenzial, viele Games FÜR ALLE besser zu machen."
Wobei ich den Satz:
"oder so etwas in der Art " bereits entlarvend finde und hier deutlich Desinteresse, Ignoranz und Unwissen herausscheinen. Woraus vermutlich dieser Themenmatsch überhaupt resultiert. Barrierefreiheit bringt keine VERÄNDERUNGEN mit sich, zumindest nicht, wenn sie wie gedacht ein anwendbares, aber nicht festvorgegebenes Feature ist. Nenne mir ein Spielestudio das entscheidet, den Farbenblindenmodus oder nen Controller für Menschen mit nur einer Hand zur Pflicht für alle zu machen.
Noch absonderlicher finde ich jedoch diesen Satz:
"Niemand verlangt, dass grafisch opulente Titel nicht existieren dürfen, weil es auch blinde Menschen gibt, auch wenn einige wenige, laute Stimmen im Internet das behaupten mögen." - Richtig NIEMAND verlangt sowas, weil es so schwachsinnig ist, dass es quietscht. Es soll also angeblich "einige laute Stimmen geben" die das verlangen? Davon möchte ich bitte Screenshots sehen oder ne Verlinkung. Das möchte ich mir mit eigenen Augen angucken. Diesen verwirrten Menschen die sowas von sich geben, und ihnen ggf Hilfe anbieten. Oder ist die Redaktion schlicht auf Trollhumor hereingefallen?
Das einzige was sein könnte, wodurch man auf solche abstrusen Thesen kommen könnte als Redaktion ist, dass es im Internet Leute gibt, die besonders wenig Hirn haben, was von "Barrierefreiheit" oder "Inklusion durch Barrierefreiheit" lesen und dies missdeuten als: "Die woken unsere Spiele kaputt! Scheiß Regenbogenideologen!!11111111!!!". Also diese notorischen Nur Überschriften und Buzzwordleser. Und die Buzzwords dann nicht mal korrekt deuten können. Man kennt sie. Aber das zu filtern, wäre eine selbstverständliche Grundfähigkeit eines jeden Journalisten. Davon ist hier nichts zu merken.
In diesem Artikel ist redaktionell, inhaltlich und irgendwo auch ideoligisch-politisch alles durcheinander geraten, was durcheinander geraten konnte. Wie schafft man sowas bitte?
Aber immerhin: Es wird geklickt werden, denn man hat es geschafft mit dem Holzhammer den aktuellen Top-Kampfbegriff zu verbauen.
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EDIT: Habe noch mal schnell gegengecheckt. Weil ich so eine Vermutung hatte, wie es hier zu dieser vermatschung kommen konnte. Wikipedia sagt in der Zusammenfassung:
"
Woke (Aussprache: [
woʊk]
englisch für „aufgewacht, wach; aufmerksam, wachsam“) ist ein im
afroamerikanischen Englisch in den 1930er Jahren entstandener Ausdruck, der ein „wachsames“ Bewusstsein für mangelnde
soziale Gerechtigkeit und
Rassismus beschreibt. Im Zuge der durch die
Erschießung des 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown 2014 in
Ferguson im
US-amerikanischen Bundesstaat
Missouri ausgelösten Proteste gelangte der Begriff zu weiter Verbreitung, unter anderem in den Reihen der
Black-Lives-Matter-Bewegung. In diesem Kontext entwickelt sich auch der abgeleitete Ausdruck
stay woke als Warnung vor
Polizeiübergriffen und ganz allgemein als Aufruf, sensibler und entschlossener auf systembedingte Benachteiligung zu reagieren".
Und der letzte Abschnitt: "und ganz allgemein als Aufruf, sensibler und entschlossener auf systembedingte Benachteiligung zu reagieren" wird der Grund dafür sein, dass dieser Artikel so ist, wie er ist. Weil das mit viel Wohlwollen so auslegen kann. Was man allerdings nicht sollte. Schon weil dieses Wort wie gesagt mittlerweile ein arg ramponierter, stark politischer, Triggerbegriff ist. Weil man der eigentlichen Botschaft dieses Begriffes mit immer breiteren Verallgemeinerungen jegliche Bedeutung wegnimmt und letzten Endes, so sehe ich es: Es ist vor allem ein Wort, das RASSISMUS gegen POCs thematisiert.
Dieser Artikel verwässert den Begriff schlicht, weil er hier als grober Kontextgeber uns Klickbait-Köder behandelt wird.