AW: HARTZ IV Empfänger verrauchen und versaufen ihre Beträge...
SCUX am 17.03.2009 23:27 schrieb:
:-o nenn mir eine Alternative die auch nur ansatzweise durchführbar ist in einer Gesellschaft
es wäre toll wenn Alle das gleiche hätten und Alles dennoch gemacht wird..das wird es aber nicht geben...es kann es nicht geben...das liegt an der naturgebundenen Beschaffenheit des Menschen
Es muss also reguliert werden, dies tun die entsprechenden Personen natürlich zu ihrem eigenen Vorteil...auch (leider) normal....
Diese Frage beantworte ich gern. Schließlich habe ich darüber bereits jahrelang nachgedacht, und es wäre feig wenn ich zwar das Bestehende kritisiere, aber keine Alternativen zu bieten habe.
Du hast völlig Recht: Man braucht den Drang der Personen ihren eigenen Vorteil zu mehren. Deshalb wirst du in meinen Forderungen auch nirgends finden, dass "Alle das gleiche" haben sollen.
Ich vergleiche meinen Ansatz gelegentlich gern mit Segeln. Dort kann man sich entgegen der Windrichtung fortbewegen, was ja nicht auf Anhieb schlüssig ist. Man nutzt die Kraft des Windes, indem man ihm mit Stärke, Trimmung und Widerstand ein Segel entgegensetzt. Der Wind greift dort an, aber durch die Stellung des Segels wird das Boot nach vorn gedrückt. Das ist klug - das nutzt die natürliche Kraft wunderbar aus.
Die Alternative sieht so aus: Man lässt die Leinen los und lässt den Wind machen (das ist der neoliberale, monetaristische Freimarktansatz). Jeder weiß was dann passiert - das Segel schlackert im Wind und das Boot wird nur nach hinten getrieben. Man kommt nicht in die gewünschte Richtung.
Genauso ist es mit dem natürlichen Bestreben der Menschen zur eigenen Profitmaximierung. Man kann ihr freien Lauf lassen und gucken wohin es führt (ins Verderben, wie wir zur Zeit sehen). Oder man nutzt sie geschickt, indem man ihr ein Regelwerk entgegen setzt.
Die Zielsetzung muss halt einfach nur klar sein, dann ergeben sich die Regeln (die Segelstellung) von selbst. Eines der Ziele kann zB sein: Jeder Mensch hat das uneingeschränkte Recht zu leben. Und: Jeder Mensch hat das Recht zu arbeiten. Das wären die beiden grundsätzlichsten. Und dann das entscheidende: Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben, durch Arbeit (!) seine Lebenssituation gegenüber der anderer Menschen zu verbessern. Die vierte, und ebenso wichtige ist: Jeder Mensch muss einen Beitrag zur Erhaltung der Gemeinschaft leisten, angemessen zu seinem persönlichen Verbrauch natürlicher und gesellschaftlicher Ressourcen. Fünftens: Die Gesellschaft als solches muss Prinzipien ermöglichen, die einen stetigen technologischen Fortschritt mit sich bringen.
Aus diesen fünf Axiomen lässt sich eine Gesellschaftsordnung basteln. Schon das erste bringt uns zu einer Teillösung, nämlich eine der vielen Arten von Ideen für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Es muss unbedingt bedingungslos sein - das ist der entscheidende Unterschied zur Sozialhilfe u.ä.. Nur so kann das Paradoxon gelöst werden, dass Arbeit zum Leben nötig sei, aber nicht genug Arbeit für alle vorhanden ist (weil der technische Fortschritt uns die Arbeit abnimmt).
Und das GE ist auch die Voraussetzung für Punkt 2: Nur mit einem GE im Rücken entstehen echte Marktpreise für Arbeitsleistungen. Der Lohn ist dann endlich wieder Verhandlungsmasse zwischen AG und AN, und nicht mehr das, was eine bürokratische Agentur als zumutbar definiert.
Ziel 3 ergibt sich dann von selbst: Wer arbeitet, verdient das Geld zusätzlich zum GE. Damit kann jeder, der auch nur eine einzige Stunde pro Woche arbeitet, mehr konsumieren als jemand, der sich auf das GE beschränkt. Wer viel arbeitet oder wichtige Arbeit leistet, der wird sich sogar sehr viel mehr leisten können und Häuser bauen und Grundstücke bewohnen.
Ziel 4 ist wichtig für die Frage der Finanzierung des GE. Steuern dienen in dem Modell nur noch dem eigentlichen "Steuern" von Ressourcenverbrauch. Einkommenssteuern wären unnötig, es wird besteuert, was verbraucht wird. Darunter fällt bei mir auch Landvernutzung. Nicht jeder kann auf einem Stück Land wohnen oder es sonst wie für sich nutzen. Also müssen die, die das wollen, mehr von ihrem Einkommen bezahlen als die, die darauf verzichten und ressourcenschonend in der Stadt zur Miete wohnen. Ich rede da von einer Steuer, die deutlich höher als die jetzige Grundbesitzsteuer wäre.
Ziel 5 ergibt sich ebenfalls von selbst, schlicht aus dem Drang arbeiten zu wollen, um die eigene Situation zu verbessern. Dadurch sind innovative Ideen für neue Konsuminteressen stets gefragt. Und durch das GE steht auch stets eine große Masse an Leuten zur Verfügung, die das Geld für neue Konsumideen haben.
Jetzt hast du mit deiner Frage glatt mal die komplette Skizzierung einer idealen Gesellschaft aus mir herausgekitzelt, für die ich mehrere Jahre Entwurfszeit gebraucht habe. Wie man sieht, bin ich ein Anhänger des GEs. Von den nützlichen Effekten desselben kann man schnell überzeugt sein. Viele hängen sich aber an der Frage der Finanzierung auf. Neben den o.g. Steuern habe ich dafür einen sehr simplen Vorschlag, der hervorragend zur aktuellen Finanzkrise passt: Die Geldschöpfung gehört endlich wieder in Staatshand. Sie ist zur Zeit (und das schon seit ca. 100 Jahren) privatisiert worden. Private Geschäftsbanken erschaffen Geld aus dem Nichts und fordern hinterher dafür Zinsen. Das ist die schwachsinnigste Idee, die überhaupt jemand haben konnte, und das verwerflichste, dem ein Politiker je zugestimmt hat.
Allein die Einnahmen aus den Zinsen der Geldschöpfungsprozesse aller Banken könnten das GE locker finanzieren. Mit dem Rest dieses Überschusses kann der Staat nötige Zukunftsinvestionen leisten.
Viel zu viele Menschen machen sich über große Probleme so viele Gedanken das die kleinen Probleme die zu großen Problemen werden übersehen werden, und wir dann genau das haben was wir nun haben und noch mehr haben werden
Ich finde eigentlich, dass viel zu lange diejenigen ignoriert haben, die davor gewarnt haben, dass die großen Probleme ungehört und ungelöst bleiben (zB Spekulation und Geldschöpfungsfragen).
Das nur bei mir recht viele Arbeitsplätze frei sind mag ich bezweifeln
Guck halt in die offizielle Arbeitsmarktstatistik.