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Ghettos für Reiche?

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aph

Gast
Ghettos für Reiche?

Erst hab ich das für einen Aprilscherz gehalten, aber es scheint echt:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,626271,00.html

Reiche in der Schweiz stechen die Kantone gegeneinander aus, um die Steuern immer weiter zu drücken, und die Kantone machen mit. Jetzt sollen Reiche in Obwalden sogar Landbebauungsrechte bekommen, die Otto-Normal-Schweizer nicht zustehen.

Gerechtfertigt oder der vorläufige Höhepunkt der sozialen Segregation?
 
AW: Ghettos für Reiche?

aph am 05.06.2009 14:15 schrieb:
Gerechtfertigt oder der vorläufige Höhepunkt der sozialen Segregation?

das haben die Schweizer kantone zu entscheiden.
Wenn die das wirklich sinnvoll finden, sich auf einen derartigen Wettbewerb einzulassen, bitte.
Ich finde das blödsinnig.
 
AW: Ghettos für Reiche?

Boesor am 05.06.2009 14:27 schrieb:
das haben die Schweizer kantone zu entscheiden.
Wenn die das wirklich sinnvoll finden, sich auf einen derartigen Wettbewerb einzulassen, bitte.
Ich finde das blödsinnig.
Steuerdumpingprobleme sind nicht nur ein Schweizer Problem, sondern ein europaweites. Sogar ein weltweites. Wenn jedes Land versucht mit niedrigeren Steuern zu locken, und dabei speziell die potenten Briefkastenfirmen und die reichsten Bürger im Blick hat, dann zahlen die natürlich mittelfristig immer weniger Steuern.

Wenn sie nun auch noch die besten Wohngegenden bebauen dürfen, noch bevor sie überhaupt wirklich Steuern gezahlt haben ...
 
AW: Ghettos für Reiche?

aph am 05.06.2009 14:15 schrieb:
Gerechtfertigt oder der vorläufige Höhepunkt der sozialen Segregation?

Durch diese Sonderwohnzonen wird eigentlich nur die Realität in in Gesetz übertragen, kein Normalverdiener hätte die Mittel, in einer solchen Lage Bauland zu erwerben und anschliessend darauf zu bauen. Villensiedlungen gibt es auch ohne gesetzliche Grundlage und im Vergleich zu Gated Communities in anderen Weltgegenden finde ich das noch harmlos. Und falls sie wirklich Landwirtschaftsland einzonen wollen, haben sie das Problem, dass sie sowieso schon sehr viel Bauland überall vorhanden ist und ihnen unter Umständen, dort wieder der Bund einen Strich durch die Rechnung macht, aber davon scheinen sie ja schon mehr oder weniger abgerückt zu sein.
Obwalden ist halt für Schweizer Verhältnisse eine strukturschwacher Kanton. Die degressiven Steuersätze, die sie vor zwei(?) Jahren versucht haben, einzuführen war ja der Anfang einer Kampagne mehr reiche Steuerzahler anzusiedeln. Damals hat sie zum Glück das Bundesgericht gestoppt. Die Steuern haben sie trotzdem stark gesenkt und die Reichen sind gekommen, einige betongewordene Zeugnisse davon durfte ich selbst bestaunen. Es müsste per Gesetz verboten werden, dass Leute ohne Geschmack reich werden.

Für alle die in der Lage sind Schweizer Dialekt zu verstehen: http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/samstagsrundschau/2756.sh10082863.html
 
AW: Ghettos für Reiche?

Gibt es denn nicht eine Art Demokratie in der Schweiz?
Wenn wie skizziert die Reichen irgendwann auf Kosten der Armen leben, dann wird das Wahlvolk das ändern. Vielleicht sind solche Auswüchse die Grundlage einer Vermögenssteuer ^^

Briefkastenfirmen sind immer falsch, es gibt keinen Grund für so etwas außer Steuern umgehen oder noch ganz andere Gesetze.
Eine produzierende Firma ist immer auf irgendeine Art sichtbar, egal ob sie Maschinen baut, Chemikalien braut oder Zahlenkolonnen addiert.

Wenn es irgendwann mal eine internationale Übereinstimmung gibt, wie mit solchen Tricksern umzugehen ist, wird der Steuerkampf auf eine realistische Ebene verlagert. Es ist ja durchaus legitim niedrige Steuern anzubieten um Produktionsstätten und Infrastruktur in eine Region zu bringen.
 
AW: Ghettos für Reiche?

Nope81 am 05.06.2009 17:47 schrieb:
Gibt es denn nicht eine Art Demokratie in der Schweiz?
Wenn wie skizziert die Reichen irgendwann auf Kosten der Armen leben, dann wird das Wahlvolk das ändern. Vielleicht sind solche Auswüchse die Grundlage einer Vermögenssteuer ^^
Die degressiven Steuersätze wurde bei der Referendumsabstimmung von den Obwaldnern mit überwältigender Mehrheit angenommen. Ob das bei weiteren Abstimmungen auch so wird, kann ich nicht sagen, allerdings regt sich etwas Widerstand, da seit den Steuersenkungen, die die staatlichen Zuschüsse für die hohen Krankenkassenbeiträge eingefroren worden sind. Das bekommen vor allem Leute mit kleinen und mittleren Einkommen, massiv zu spüren.
Briefkastenfirmen sind immer falsch, es gibt keinen Grund für so etwas außer Steuern umgehen oder noch ganz andere Gesetze.
Eine produzierende Firma ist immer auf irgendeine Art sichtbar, egal ob sie Maschinen baut, Chemikalien braut oder Zahlenkolonnen addiert.

Wenn es irgendwann mal eine internationale Übereinstimmung gibt, wie mit solchen Tricksern umzugehen ist, wird der Steuerkampf auf eine realistische Ebene verlagert. Es ist ja durchaus legitim niedrige Steuern anzubieten um Produktionsstätten und Infrastruktur in eine Region zu bringen.
Bei den Briefkastenfirmen scheint, sich etwas zu tun. Jedenfalls ist das einer der Bereiche, die die Regierung, am ehesten zum Schutz des Bankgeheimnisses zu opfern, bereit ist.
 
AW: Ghettos für Reiche?

Nope81 am 05.06.2009 17:47 schrieb:
Wenn es irgendwann mal eine internationale Übereinstimmung gibt, wie mit solchen Tricksern umzugehen ist, wird der Steuerkampf auf eine realistische Ebene verlagert. Es ist ja durchaus legitim niedrige Steuern anzubieten um Produktionsstätten und Infrastruktur in eine Region zu bringen.

Wie ich im Unternehmensthread schon schrieb: Sehe ich nicht so. Wieso sollte das legitim sein? Dadurch verlieren am Ende doch immer nur alle.
 
AW: Ghettos für Reiche?

aph am 06.06.2009 13:31 schrieb:
Wie ich im Unternehmensthread schon schrieb: Sehe ich nicht so. Wieso sollte das legitim sein? Dadurch verlieren am Ende doch immer nur alle.
Zumindest was Privatpersonen betrifft, bin ich absolut deiner Meinung. Als Zürcher (die vor kurzem die Pauschalbesteuerung für Reiche wieder abgeschafft haben, alt wurde sie nicht, Artikel dazu z.B. hier: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/932/457590/text/ und http://wirtschaft.t-online.de/c/17/62/86/08/17628608.html ) habe ich allerdings in Obwalden nichts zu sagen und so bleibt mir -trotz direkter Demokratie- einmal mehr nichts anderes übrig, als dem kuriosen Treiben missmutig zuzusehen. Es kann einfach nicht sein, dass die Schweiz dank undurchschaubaren Steuergeschenken zum Tummelplatz für Stars und Superreiche verkommt. Wer hier leben will, soll -auch wie jeder Normal-Sterbliche auch- dementsprechend tief in die Tasche greifen müssen. Kein erbarmen meinerseits...

Natürlich gibts Villensiedlungen auch ohne Steuergeschenke, ich sehe aber absolut keinen Grund dies auch noch künstlich zu forcieren. Etwas differenzierter sehe ich das, wenn es sich um Firmen handelt, die auch Arbeitsplätze in eine (strukturschwache) Region bringen. Allerdings meinte ich, sollte der Bürger (und vor allem Steuerzahler!) über die zum Teil doch reichlich undurchsichtigen Geschäfte informiert werden.
 
AW: Ghettos für Reiche?

pirx am 06.06.2009 15:03 schrieb:
Etwas differenzierter sehe ich das, wenn es sich um Firmen handelt, die auch Arbeitsplätze in eine (strukturschwache) Region bringen.

Warum? Was soll denn die Bevölkerung in der strukturstarken Region dazu sagen, wo die Arbeitsplätze abgebaut werden, nachdem sie schon dort durch Subventionen gefördert waren. Beispiel erneut Nokia - Millionen von Nordrhein-Westfalen bekommen, und dann gehen sie nach Rumänien. Meinst du, jetzt freuen sich alle, dass eine strukturschwache Region profitiert? Ich glaube nicht. Verloren haben aber die Steuerzahler in beiden Ländern.
 
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