Das richtet sich an alle Naturwissenschaftler und andere, die hier die Aussage Tätigen, dass es nur 2 Geschlechter gibt:
Die Trans-Diskussion dreht sich auch nicht um die Frage des Geschlechts (Sex), sondern um Gender (kein Begriff/keine Differenzierung im Deutschen). Sex ist biologisch, Gender ist ein soziales Konstrukt…Das wird insbesondere in Deutschland, aber auch im englischen Sprachraum von Rechts gerne übergangen und damit die Thematik verzerrt. Aber das erklären andere besser, als ich das könnte und wenn man sich dem Thema unborniert nähert, findet man dazu auch genug im Internet und auch in Fachzeitschriften…
Ich will eher an einem Beispiel aufzeigen, dass das Thema biologisches Geschlecht/Sex auch nicht so eindeutig ist. Allerdings bezieht sich das Beispiel nicht auf Transmenschen, sondern um männliche Homosexuelle:
Es gibt einen gut belegten Effekt der männlichen sexuellen Orientierung, der „fraternal birth order effect“ nennt (übersetzt brüderlicher Geburtenreihenfolg-Effekt).
Der Effekt zeichnet sich dadurch aus, dass die Wahrscheinlichkeit homosexuell zu sein für einen Mann desto größer ist, je mehr männliche ältere (!) Brüder er hat. Der Effekt tritt jedoch nur bei leiblichen Brüdern auf, auch wenn diese nicht zusammen aufwachsen, aber nicht bei Stief-/Adoptivbrüdern, auch wenn diese von klein auf zusammen aufwachsen. Dies schließt mehr oder weniger aus, dass es sich bei dem Effekt um ein soziokognitives Entwicklungs- bzw. Lernphänomen handelt. Vielmehr scheint die Mutter Mediator des Effekts zu sein…
Die Mutter beeinflusst die sexuelle Orientierung möglicherweise pränatal: Embryonen sind zunächst weiblich und werden erst später auf der Basis des y-Chromosoms zu männlich ausdifferenziert. Die Protein-Biosynthese auf Basis des Y-Chromosoms produziert Proteine, die vom Immunsystem der Mutter als Fremdkörper/Antigene identifiziert werden können, woraufhin eine Immunantwort der Mutter ausgelöst wird, welche die Y-Proteine bekämpft (Dass das passieren kann, ist belegt). Diese ist zumindest beim ersten Sohn aber zu schwach, um Auswirkungen zu haben. Bei einem folgenden Sohn kann die Immunantwort dann aber so ausgeprägt sein, dass die Hirnentwicklung teilweise auf einer XX-Chromosomenbasis erfolgt.
Auch wenn das vielen Schwulen nicht gefallen wird: Damit ist das Gehirn von Schwulen, die den Effekt unterliegen (nicht alle Schwule haben ältere Brüder), teilweise weiblich, unabhängig von den Chromosomen!
Fachartikel dazu:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0091302211000227
Das Beispiel zeigt finde ich ganz gut, dass die Differenzierung des Geschlechts allein anhand von Chromosomen zu vereinfachend ist.
Und dabei gehe ich noch nicht mal auf Epigenetik bzw. die durch Umweltfaktoren vermittelte und vererbbare Stummschaltung von Genen…