Hach, Petra Ehemals-Maueröder, Anstoss, Bundesliga Manager, Tipps&Tricks-Seiten, prall gefüllt wie das Schweizer Konto von Uli Hoeneß, da werden Erinnerungen wach.
Der Fussball Manager war bis zuletzt gerade für Deutsche so eine Art Nachfolger von Anstoss, was bei dem Designer kein Wunder ist. Schließlich gingen 2000 Rolf Langenberg und Gerald Köhler zu Electronic Arts, um "ihre Idee nach Europa zu bringen":
http://anstoss-base.de/include.php?path=content/content.php&contentid=357
Das war aber ein anderes EA als heute. Es kümmerte sich noch im größeren Stil um PC-Titel wie American McGee's Alice, brachte System Shock 2 in die Regale, lehrte PC-Spieler mit Clive Barker's Undying das Fürchten. Und hatte seit Jahren bereits einen eigens entwickelten Manager am Start, der wohl eher so mittelprächtig lief. Langenberg und Köhler sollten der Kickstarter für ein bis dato mäßig erfolgreiches Unterfangen sein. Ein Steilpass in Richtung erste Managerliga.
Indes, trotz Achtungserfolgen: Wenn man sich das Presseecho anschaut, das bis zuletzt international fast durchgehend auffallend nüchterner ausgefallen ist als daheim in Deutschland, wie über die Archive von mobygames und metacritic leicht nachzugoogeln, und die Verkaufszahlen, die nirgends so herausragend wie in Deutschland waren, trotz allem Pipapo, trotz scharfen Geschützen wie FIFA-Engines, ja, dann muss man festhalten: So richtig ist das Unternehmen nie geglückt. Die Dominanz der Championship- und Football-Manager-Marken konnten EA genauso wenig durchbrechen wie Konami, die späteren Eidos oder Codemasters. Zuletzt bekam die Reihe in jedem Jahr den BIU-Sales-Award für über 100.000 Spiele in Deutschland - wenn man weiß, dass Deutschland bis zuletzt das Kerngeschäft blieb, kann man sich ungefähr ausrechnen, wie wenig Bedeutung die Reihe für einen Großkonzern wie Electronic Arts gehabt haben mag.
Und wer 2006 zwischen den Zeilen gelesen hat, ahnte womöglich schon damals, was los war:
http://www.gamesaktuell.de/Fussball-Manager-07-PC-133580/Tests/Fussball-Manager-07-722109/ Ab sofort war der FM wohl eine Reihe, die auf Zeit spielt wie eine Fußballmannschaft im italienischen Catenaccio. Apropos auf Zeit Spielen, apropos Catenaccio: bei aller Nostalgie, den Fußball hatten Bright Future genau wie Ascaron oder Software 2000 irgendwie nie so richtig in ihre Fußballmanager gebracht. Zuletzt etwa wurden solche Anweisungen sturst ignoriert, spielten beide Teams, KI und Eigenes, 90 Minuten Angriffspowerfußball, zuletzt gar völlig ohne Spielaufbau fast ohne einen einzigen Quer- oder Rückpass. Die Datenbank, seit Jahrem nach Vorbild britischer Manager aufgeschlüsselt nach vielen Attributen, blieb damit mangels konkretem Einfluss auf einen Spielstil Muster ohne sonderlich viel spielerischen Mehrwert, die Spieltiefe am Transfermarkt für Textmodus-Spieler vor allem auf die Anstoss'schen Gesamtstärken beschränkt, die dann bestimmten, welches Team wahrscheinlicher eine Torszene aus dem Textbaukasten zugeschrieben bekam - und irgendwie kriegte man das Gefühl nicht los, dass sich das Spiel in ein paar Monaten auch hätte in einen Handball-Simulator umprogrammieren lassen. Oder in einen Eishockey Manager - Software 2000s Nachklapp zum Bundesliga Manager Professional lässt grüssen. Sicherlich hat auch das dazu beigetragen, dass es außerhalb Anstossland dann doch nie so richtig geklappt hat - das lässt sich aus internationalem Medien- wie Spielerecho herauslesen, auf Metaseiten, bei denen man die deutschen Pressestimmen niemals extra suchen musste. Die standen nämlich immer ganz oben in der Liste, meist einsam und verlassen, wo man die Awardsterne blinken sehen konnte wie Weihnachtssterne.
Die Wahrheit ist natürlich: Das Spiel hätte noch so gut sein können, es funktioniert auf dem PC, ist als vor allem ein in Deutschland verkaufendes Managerspiel und damit die Nische in einer Nische. Und für Electronic Arts, (Fokus: Konsole, Ambition: Blockbuster) damit nie ganz so interessant gewesen, wie es Spieler anscheinend schon im Buch der Jubiläums Edition zum FM 11 herauslesen konnten. Der deutsche Markt liegt damit erst mal brach, dürfte aber nicht uninteressant für einen Haufen Publisher sein, immerhin geht es immer noch um ein Marktvolumen von mehr als 100.000 Einheiten. Wer das sein wird? Ist Gerald Köhler unabhängig hiernach noch tragbar, muss und kann er sich rehabilitieren auch wenn er wahrscheinlich gar nichts dafür kann, was hier passiert ist? Werden die Pläne zum Anstoss-Revival von Kalypso jetzt konkreter? Kommen die SI-Spiele wieder nach Deutschland, auf Steam populärer als Civ 5 oder Rome 2, die vor zehn Jahren dort europaexplusiv unfassbar oberflächliche Berichterstattung bekamen, die sich fast ausschließlich auf ihre trockene Optik konzentrierte? Wer weiß. Aber weiter geht es sicher irgendwie.
Vor übrigens genau zwanzig Jahren erschien das erste Anstoss. Für diesen Entwickler bzw. diese Serie ist das hier aber vorerst wohl der Abstoss.