Kann man natürlich fragen ob diese Spiele merklich weniger gut ankommen würden wenn die Entwickler die Charaktere "normaler" gestallten würden. Wenn DAS wirklich ein großes Verkaufsargument für Spiele sein sollte fänd ich das ehrlich gesagt etwas traurig.
Die Frage ist berechtigt. Ehrlich gesagt - ich glaube, dass dem so wäre. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass lediglich solche Spiele erfolgreich sein können, die sich über sexuelle Reize oder idealisierte Stereotype von Frau und Mann verkaufen. Ich denke, man erhöht einfach nur die potenzielle Reichweite, wenn man das tut.
Ich hatte übrigens bereits auf einen anderen Reply geantwortet, dass das "dicke Muskeln und große Brüste" nicht wörtlich zu verstehen ist. Die Zeit der Schwarzeneggers ist vermutlich vorbei. Der "Normalo" ist aber immer noch eher spärlich gesät in der Contentindustrie. In der Regel sind sowohl männliche als auch weibliche Protagonisten sowohl in Filmen und Serien, aber auch in Spielen überdurchschnittlich gutaussehend und haben typisch männliche bzw. weibliche Eigenschaften. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen und vermutlich spielt in diesen Medien auch das Genre eine maßgebliche Rolle.
Wenn ich da mal auf die Spiele der letzten Jahre zurückblicke die mir am besten gefallen haben dann sind da halb nackte Frauen mit dicken Brüsten und muskelbepackte Machotypen eher die Ausnahme. Da müsste ich sogar eher erstmal überlegen wo es solche Charaktere überhaupt noch gibt. Von daher kann ich auch die Kritik mancher Frauen nicht ganz nachvollziehen denn nach meinem Empfinden werden weibliche Videospielfiguren längst nicht mehr so sexistisch dargestellt wie es früher vielleicht mal der Fall war.
Ich denke, dass man sich zumindest um eine größere Bandbreite bemüht. Und das ist aus meiner Sicht auch genau der Ansatz, den man fahren muss. Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass alles jedem und jeder gefallen muss. Denn das wird nicht funktionieren. Damit haben schon andere Medien ganz unschöne Erfahrungen gemacht. Um nur ein Beispiel zu nennen - Im Comic-Bereich ist "Sexismus" nicht gerade eine Seltenheit. Wie nirgendwo sonst werden gerade im Superheldenbereich sowohl männliche als auch weibliche Stereotype geradezu zelebriert. Es gab diverse Versuche, das zu ändern... so richtig hat das nie geklappt. Böse Zungen behaupten sogar, die amerikanische Comic-Industrie habe mit solchen Experimenten nur die Türe für japanische Mangas aufgemacht, an die man hat ordentlich Kundschaft abgeben müssen.
Was mich ein wenig auf die Palme bringt ist immer dieses Ausschließlichkeitsargument. So und so werden Frauen in Spielen repräsentiert. Frauen werden inzwischen auf sehr vielfältige Art in Spielen repräsentiert - zuweilen auch in einer Art, die mancher Spielerin nicht gefallen mag. Die Redakteurin im Video spricht von Objektifizierung... fair enough. Man sollte aber eben auch zur Kenntnis nehmen, dass es Frauen gibt, die offensichtlich mit Objektifizierung deutlich weniger Probleme haben - nur deshalb gibt es onlyfans. Ich sage das völlig wertungsfrei.
Mir geht dieses ständige Vorschreiben wollen, was andere gut zu finden haben ehrlich gesagt ziemlich auf den Zeiger. Ich empfinde Filme wie FastX auch maximale Grütze. Ich erkenne aber an, dass es eine Klientel dafür gibt. So lange es auch Filmemacher gibt, die auch Filme produzieren, die mir gefallen ist das völlig ok. Ich bin überzeugt, dass eine solche Herangehensweise auch für die Spieleindustrie deutlich nachhaltiger wäre. Zu glauben, man müsse jetzt nur noch Geschichten schreiben und Charaktere entwerfen, die von jedem gemocht werden, halte ich für einigermaßen weltfremd.