AW: Entscheidet in Gesamtschulen die soziale Herkunft über den Erfolg des/der Schülers/in?
Trickmaster am 12.01.2008 20:34 schrieb:
Agent-Smith-7 am 11.01.2008 08:50 schrieb:
@ Trickmaster wenn du mir noch die Wohnsituationen einzelner Menschen erklärst wär ich zufrieden. Ich muss nähmlich oft in den Ferien mein Zimmer mit meinen Geschwistern teilen und früher war das bei uns noch ...sozusagen in mode und normal.
Die Lage hat sich heute wegen der Medien geändert. Es ist heutzutage nie so ruhig in einem "Kinder"zimmer, wie damals.
-Die Musik aus den MP3-Kopfhörern gelangt meistens nicht direkt ins Ohr. Geschwister die ihre Hausaufgaben machen fühlen sich gestört.
-Irgendjemand meint gerade jetzt mit der Konsole spielen zu wollen.
-Die kleinen Geschwister labern ein über irgendeine Serie oder irgendein Spiel voll.
-PC und eventuell Fernseher im Zimmer lenken auch extrem ab, wenn sie nicht eingeschaltet sind. Man spielt mit den Gedanken lieber spielen zu wollen
-Wenn man Pech hat ist die Wohnung so klein und die Eltern (vor allem in Arbeiterfamilien) so laut, dass man selbst bei geschlossener Zimmertür sie oder den Fernseher hören kann.
-Meistens steht im Kinderzimmer nur ein HA-Tisch.
-Zuletzt: Ich finde die Einstellung vieler Eltern aus der Arbeiterklasse zu höheren berufen begünstigt die schlechteren Abschlüsse der dazugehörigen Kinder, zitiere "Sind doch alles Spießer und A****-Kriecher."
Jetzt kommt die
Mittelklasse. Damit meine ich Familien, die sich ein Einfamilienhaus leisten können.
-Das Kinderzimmer ist meistens in der oberen ruhigen Etage
-Man besitzt (dank einwenig Druck auf die Eltern) ein eigenes Zimmer, was den durchschn. Lärmpegel stark senkt
-Die Kinder können sich eine gute Nachhilfe leisten
-Eltern aus der Mittelklasse, die wahrscheinlich auch studiert haben kommen bestimmt nicht mit der obrigen Einstellung
-Zuletzt: Durch den Wohlstand der Eltern wird auch dem Jugendlichen klar, dass man sich so ein gutes Leben nur durch Pauken erreichen kann. Hinzu kommt die Selbstmotivation besser zu sein als die Eltern im Sinne: "Wenn die das schaffen, schaff ich's wohl auch." (Nicht immer der Fall
)
Tiele mein Zimmer auch mit meinen Geschwistern und bin in der Oberstufe. Ich gehe so gut wie immer in die Bibliothek um für Klausuren zu üben, weil es da einfach ruhiger ist und man nicht von vielen unsinnigen Multimedia abgelenkt wird.
Das ist natürlich nur meine Auffassung dazu.
meinst, du überschätzt die lärmbelästigung in einer zeit, in der 1,4kinder, die dann ohne eltern zu hause sitzen, nicht ein wenig?
in meinem bekanntenkreis, der durchaus viele gesellschaftliche schichten und familien mit bis zu 3kindern umfasst, sind mir derartige probleme jedenfalls nur einmal aufgefallen.
(in dem fall bei einer familie mit migrationshintergrund, bei der es eben üblich war, dass sich das gesamte leben/familienleben im wohnzimmer abspielt. mehr geld hätte da vermutlich nichts dran geändert. das kind ist übrigens aufs gymnasium gegangen, bevor ich ihn aus den augen verloren hatte, hatte er es gerade in die zweite runde eine regionalen mathe-wettbewerbes geschafft)
wo ich dir aber zustimmen würde:
ein einstellungsproblem.
auch in der arbeiterschicht wollen die eltern zwar durchaus, dass das kind "was wird", aber das heißt dann halt "ne gute lehre", "solides handwerk" - im schlimmsten fall, den ich kenne "aus mir ist mir abgebrochenem hauptschulabschluss auch was geworden, also mach dir mal nicht soviel streß wegen abi".
die option studium (insbesondere in einem wenig praktisch orientiertem fach) wird bestenfalls ignoriert, aber nur sehr sehr selten gefördert.
in mittelstandsfamilien wird von dem kind dagegen verlangt, dass es tunlichst mit 4 rechnen, mit 5 schreiben, mit 7 n instrument (und zwar klavier oder klarinette, nicht blockflöte) und mit 10 die erste fremdsprache beherscht, dann n 1,xer abi hinlegt und n angesehenes fach studiert.
und die eltern tun auch alles, damit das klappt (einschließlich alles, was das kind nicht will und was es letztlich derart überfordert, dass es alles hinschmeißt
)
aber an diesem sachverhalt kann man an der schule nichts ändern, wenn die eltern der meinung sind, dass eine 3,5 doch okay ist, dann wird das kind selten auf idee kommen sich mehr mühe zu geben.
wo man angreifen müsste, ist die gesellschaft, die wissen in immer geringerem maße zu schätzen weiß - aber kämpfe mal einer gegen die bildzeitung. (zumal als politiker)
dann doch lieber schwachsinn wie vereinheitlichte schulen, ganztagsschulen, neue studienabschlüsse,... - aktionismus rettet die wahlen, langzeitstudien (natürlich gibt es heute erst daten über schulen aus den 80ern...) finanziert man am besten einfach nicht.
@un-report:
bin jetzt zu faul, mir das ganze ding durchzulesen, aber da sich das zitat 1:1 mit dem deckt, was von den medien breitgetreten wurde:
es wird kritisiert, dass die kinder fehlerhaft auf die schulformen aufgeteilt werden, wahlweise weil zu früh (wobei das imho nach der 6ten klasse kein wirklich tragfähiges argument ist) oder weil die entscheidungen von leuten getroffen werden, die eigentlich zu wenig davon verstehen. (wo ich durchaus zustimmen würde, meine grundschullehrerin wollte mich auch auf ner realschule sehen, aber nicht mit mir
)
abgesehen von diesen systematischen ungereimtheiten könnte man aber auch einfach mal die fehler in den schulen selbst angehen...
oder kann mir einer erklären, wie eine lehrer 36 schüler gezielt fördern soll?
wenn ein lehrer für einen schüler z.t. unter 5min/woche zeit hat, dann sollte eigentlich jedem klar sein, dass nicht die schule und ihre struktur, sondern der schüler und sein hintergrund/umfeld entscheidenden einfluss auf die ergebnisse hat.