• Aktualisierte Forenregeln

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    Forenregeln


    Vielen Dank

Die Politik und die lieben Firmen [u.a. OPEL]

AW: Die Politik und die lieben Firmen

aph am 29.05.2009 15:00 schrieb:
Boesor am 29.05.2009 14:26 schrieb:
erstaunlich liberale Haltung.
ich würde lieber sehen, das in japan, Korea Italien etc Kapazitäten abgebaut werden, als in Kaiserslautern, Bochum, Rüsselsheim komplett zu gemacht wird.

Warum? Sind die Menschen dort weniger wert als wir? Ich nehme an, dass du das nicht denkst. Blinder Protektionismus führt uns nirgendwohin.

Richtig, Protektionismus führt zu nichts. Den sehe ich hier allerdings nicht.
Und die mesnchen sind nicht weniger wert, allerdings würde ich einen etwas verstreuten Abbau von kapazitäten aus sozialen gründen befürworten.
Mach Opel dicht und du kannst Rüsselsheim mit abreißen.

Abgesehen davon gehe ich stark davon aus, dass bei einer Pleite von Opel mehr Arbeitsplätze verloren gehen, als bei einem Kapazitätsabbau mehrerer Hersteller.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Boesor am 29.05.2009 15:04 schrieb:
Mach Opel dicht und du kannst Rüsselsheim mit abreißen.
Tjo, und in China oder den USA veröden ganze Landstriche, wenn eine Fabrik schließt. Bei uns kann man wenigstens in der Nachbarstadt noch was machen.

Abgesehen davon gehe ich stark davon aus, dass bei einer Pleite von Opel mehr Arbeitsplätze verloren gehen, als bei einem Kapazitätsabbau mehrerer Hersteller.

Da stimme ich dir zu, denn für "gleiche Bedingungen" ist ja auch ein funktionierender Wettbewerb nötig. Hierfür braucht es eine gesunde Anzahl von Anbietern. Einen gleichmäßigen Abbau der Überkapazitäten wirst du aber mit einer staatlichen Opelübernahme auch nicht erreichen, im Gegenteil. Dann hätten wir neben Zombiebanken auch noch Zombieautohersteller.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

aph am 29.05.2009 15:10 schrieb:
Einen gleichmäßigen Abbau der Überkapazitäten wirst du aber mit einer staatlichen Opelübernahme auch nicht erreichen, im Gegenteil. Dann hätten wir neben Zombiebanken auch noch Zombieautohersteller.

Von einer staatlichen Übernahme war doch bei Opel nie ernsthaft die rede.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Boesor am 31.05.2009 12:54 schrieb:
aph am 29.05.2009 15:10 schrieb:
Einen gleichmäßigen Abbau der Überkapazitäten wirst du aber mit einer staatlichen Opelübernahme auch nicht erreichen, im Gegenteil. Dann hätten wir neben Zombiebanken auch noch Zombieautohersteller.

Von einer staatlichen Übernahme war doch bei Opel nie ernsthaft die rede.

Seitens einiger SPD-Politiker sowie der Gewerkschafter durchaus. Und das ist meiner Meinung nach auch besser, als nur Kreditgarantien zu geben, die man niemals wieder sieht, und trotzdem keinen Einfluss auf die Geschäfts- und Arbeitsplatzabbaupolitik zu haben, so wie es jetzt sein wird. Denkst du denn wirklich, dass Magna und die Russen sich anders verhalten werden als GM in den letzten 80 Jahren?

Boesor am 28.05.2009 14:07 schrieb:
Gerade bei Opel lohnt es sich denke ich schon, über eine Rettung, auch mit Steuergeldern, nachzudenken.
Was man nämlich nicht vergessen darf, die dann arbeitslosen Opelmitarbeiter (Stichwort ungelernte Arbeiter) + Zulieferer, die dann auf der Straße stehen, kosten den Staat auch Geld.
Und das wären auf jeden fall größtenteils Arbeitsplätze, die du in deutschland nie wieder sehen würdest. So kann der Staat ein wenig mitbestimmen, wie es weiter geht.

Das ist für mich nichts Halbes und nichts Ganzes.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

aph am 31.05.2009 13:43 schrieb:
Boesor am 31.05.2009 12:54 schrieb:
aph am 29.05.2009 15:10 schrieb:
Einen gleichmäßigen Abbau der Überkapazitäten wirst du aber mit einer staatlichen Opelübernahme auch nicht erreichen, im Gegenteil. Dann hätten wir neben Zombiebanken auch noch Zombieautohersteller.

Von einer staatlichen Übernahme war doch bei Opel nie ernsthaft die rede.

Seitens einiger SPD-Politiker sowie der Gewerkschafter durchaus.

Was einige ins Gespräch bringen ist ne andere Frage, aber seitens der Regierung war das wohl keine Option

Und das ist meiner Meinung nach auch besser, als nur Kreditgarantien zu geben, die man niemals wieder sieht, und trotzdem keinen Einfluss auf die Geschäfts- und Arbeitsplatzabbaupolitik zu haben, so wie es jetzt sein wird.

Warum so pessimistisch. Wer sagt denn, das die Kredite nie zurückgezahlt werden?
Und das da der Staat keinen Einfluss hatte kann ich so auch nicht sehen. Die Übernahmepläne wurden ja schon u.a. mit der Regierung verhandelt. Aber es ist doch klar, dass das ganze nicht ohen Arbeitsplatzabbau vor sich geht.

Denkst du denn wirklich, dass Magna und die Russen sich anders verhalten werden als GM in den letzten 80 Jahren?

Was hat GM denn 80 jahre lang gemacht und wie denkst du wird sich Magna & Co jetzt verhalten?
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

D4rthi am 28.05.2009 12:22 schrieb:
Meine Meinung:
Lasst diese Unternehmen in die Insolvenz gehen! Keine Steuergelder für Mißwirtschaft und Gier der Manager.
Die Insolvenz ist ein gutes Mittel, um ein Unternehmen wieder auf Vordermann zu bringen. Denn schliesslich leben wir in einer Marktwirtschaft, d.h. die nicht wettbewerbsfähigen Unternehmen gehen unter, die anderen überleben. Somit würde eine Marktbereinigung stattfinden, die ohne zutun des Staates geschehen muss.

Gruss
D4rthi

Wie seht ihr das?

Der Automobilindustrie sind plötzlich 50% der Aufträge weggebrochen, in diesem Zusammenhang über Mißwirtschaft oder Gier zu sprechen, ist höchst unvernünftig. Wie würde es wohl dir ergehen, wenn dein Einkommen halbiert wird?

Was die Sache mit der Insolvenz anbelangt, würde ich dir normalerweise zustimmen und im Falle von Karstadt sollte man meiner Meinung nach auch von staatlicher Seite her nichts unternehmen. Karstadt ist letztlich nichts anderes als ein Verkaufsplatz und wenn dieser dicht macht, dann kaufen die Leute eben woanders. Auch die Mitarbeiter werden mittelfristig wo unterkommen, weil andere Geschäfte so mehr Kunden haben. Letztlich entsteht kein sonderlicher Schaden.

Bei Opel sieht die Lage völlig anders aus, hierbei handelt es sich um das Ende einer Wertschöpfungskette, da ja auch alle Zulieferer betroffen sind. Da geht es um eine Menge Arbeitsplätze, die höchst wahrscheinlich im Falle einer Insolvenz für Deutschland verloren sind. Für den Staat gibt es nun die Wahl, ob er quasi als Bürge für Opel auftritt, was defakto nichts kostet und eine Menge Arbeitsplätze und Steuern sichert oder ob man Opel in die Insolvenz schickt und einerseits all das verliert und andererseits echte Kosten in Form von Arbeitslosengeld hat.

Weiters sollte man bedenken, dass die Automobilbranche im Prinzip aufgrund der Immobilienkrise und der darauf folgenden Finanzkrise unverschuldet in die Krise geschlittert ist, die Branche selbst aber immer noch großes Wachstumspotential hat. Das prinzipielle Interesse an Autos ist ja nicht verschwunden, die Menschen halten nur die Investitionen zurück, weil sie fürchten arbeitslos zu werden und dieses Geld dann dringender zu benöitgen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, sobald die Krise abklingt, werden diese Investitionen zwangsläufig nachgeholt und dann gibt es für die Branche ein fulminantes Comeback. Warum sollte Deutschland durch Opel nicht davon profitieren, vorallem wenn man dazu lediglich Garantien geben muss?

Aphs Vorschlag der Verstaatlichung ist das schon was anderes. Ich selbst lehne sowas schon fast grundsätzlich ab, aber gerade in diesem Fall sprechen gute Gründe gegen eine Verstaatlichung.

1. Die jetzt ausgehandelte Opelübernahme durch Magna kostet Deutschland nur eine Garantie, würde Deutschland aber als Käufer auftreten, müßte man echtes Geld in die Hand nehmen und einige Milliarden Euro aufbringen. Diese Lösung ist also viel teurer.

2. Das Hauptargument für eine Verstaatlichung ist, dass der Staat so Einfluss auf die Firma nehmen kann, was für mich mehr nach einer gefährlichen Drohung klingt. Wenn man bei einer Firma politische Gründe zur Entscheidungsfindung heranzieht, dann müßte man beim Personalabbau vorallem die ausländischen Werke dicht machen, die heimischen hingegen behalten. Dummerweise sind gerade die ausländischen Werke die wirklich profitablen, weil sie um einiges billiger produzieren. Macht man die kostengünstigen Werke dicht und behält die teuren, dann ist die Firma erst recht wieder gefährdet und man risikiert, dass man all das Geld, welches man für den Kauf investieren müßte, verliert.

Arbeitet die Firma hingegen korrekt nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, dann wird es in Deutschland Massenentlassungen geben. Bis zu einem gewissen Grad wurden die von der Gewerkschaft schon akzeptiert, aber wird das auch sicher reichen? Vielleicht muss man in einem Jahr noch mehr Menschen entlassen. Da werden dann zwangsläufig Rufe in Richtung Staatshilfe ertönen, schließlich gehört die Firma dem Staat --> ein Fass ohne Boden und man wird wohl kaum eine Regierung finden, die sich sowas freiwillig aufhalst.

3. Auch wenn Staatsbetriebe in Deutschland wesentlich besser funktionieren als beispielsweise in Österreich, sind sie dennoch deutlich schwächer als Privatfirmen.

4. Obwohl die Automobilindustrie immer noch ein gewaltiges Wachstumspotential hat, gibt es auch Risiken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir uns es nicht mehr leisten können Autos mit fossilen Brennstoffen zu betreiben und die ersten Firmen, die hierfür eine Lösung anbieten können, werden enorm profitieren, während die anderen massiv abgewertet werden, vielleicht sogar pleite gehen. Es besteht also die Chance, dass all die Investitionen umsonst sind und das auf Staatskosten.

Fazit:
Die gewählte Lösung ist eindeutig die bessere und kostet praktisch nichts. Sollte man überschüssiges Kapital haben, dann sollte man es nicht in eine einzelne Firma stecken, deren Überleben selbst dadurch nicht gesichert ist, sondern lieber den Industriestandort Deutschland generell stärken, was wesenltich mehr Arbeitsplätze und Steuern sichert.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Arkasi am 01.06.2009 11:08 schrieb:
(...)und kostet praktisch nichts.


das glaubst du nicht wirklich, oder?
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

D4rthi am 28.05.2009 12:22 schrieb:
Weiters sollte man bedenken, dass die Automobilbranche im Prinzip aufgrund der Immobilienkrise und der darauf folgenden Finanzkrise unverschuldet in die Krise geschlittert ist, die Branche selbst aber immer noch großes Wachstumspotential hat. Das prinzipielle Interesse an Autos ist ja nicht verschwunden, die Menschen halten nur die Investitionen zurück, weil sie fürchten arbeitslos zu werden und dieses Geld dann dringender zu benöitgen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, sobald die Krise abklingt, werden diese Investitionen zwangsläufig nachgeholt und dann gibt es für die Branche ein fulminantes Comeback. Warum sollte Deutschland durch Opel nicht davon profitieren, vorallem wenn man dazu lediglich Garantien geben muss?

Das sehe ich nicht so. Die Automobilbranche hat absolut kein Potential mehr.

1.) Durch die Abwrackprämie hat man die Nachfrage von mehreren Jahren auf "Jetzt" vorgezogen. Wer sich wirklich einen Neuwagen kaufen wollte, hat das jetzt getan. Und die Industrie hat durch Überstunden usw. diese Nachfrage auch noch möglichst kurzfristig befriedigt anstatt diese langfristig zu verteilen.

2.) Die Nachfrage der Firmenkunden wurde durch Leasing mit 2-3 Jahren Laufzeit enorm gepuscht. Dazu hat man auch schön eigene Banken gegründet. Man hat nur vergessen, dass all die schönen gebrauchten Autos auf keine Nachfrage treffen. Der Restwert wurde viel zu hoch angesetzt und jedes Auto das jetzt zurückgegeben wird bringt Verluste. Man wird zwar ein paar Neuwagen los, aber verdient nichts dran und hat noch einen riesigen Parkplatz voller Gebrauchtwagen.

3.) Produktion am Markt vorbei. Ein SUV is zwar schön, aber für den normalsterblichen Markt absolut nicht zu gebrauchen. Oder der Golf, für einen Volkswagen mittlerweile absolut überteuert.

4.) Das wirtschaftliche System hat sich selbst die Nachfrage entzogen. Was passiert wohl, wenn die Löhne sinken (oder auch besser gesagt massiv gedrückt werden) und die Preise steigen? Es wird weniger gekauft und wenn dann nicht der Neuwagen sondern der Gebrauchte...

Also ich behaupte, dass 2009 aufgrund der Abwrackprämie ein "gutes" Jahr für die Branche wird, allerdings beginnt ab 2010 dann das große Sterben ^^
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Bonkic am 01.06.2009 11:33 schrieb:
Arkasi am 01.06.2009 11:08 schrieb:
(...)und kostet praktisch nichts.


das glaubst du nicht wirklich, oder?

Es ist lediglich eine Garantieerklärung, der Staat tritt als Bürge auf. Wenn Opel die Kredite bedienen kann, dann gibt es keinerlei Kosten. Kann Opel das hingegen nicht, kann man immer noch aufstocken, bis die Wirtschaftskrise vorbei ist.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Bonez am 01.06.2009 11:41 schrieb:
D4rthi am 28.05.2009 12:22 schrieb:
Weiters sollte man bedenken, dass die Automobilbranche im Prinzip aufgrund der Immobilienkrise und der darauf folgenden Finanzkrise unverschuldet in die Krise geschlittert ist, die Branche selbst aber immer noch großes Wachstumspotential hat. Das prinzipielle Interesse an Autos ist ja nicht verschwunden, die Menschen halten nur die Investitionen zurück, weil sie fürchten arbeitslos zu werden und dieses Geld dann dringender zu benöitgen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, sobald die Krise abklingt, werden diese Investitionen zwangsläufig nachgeholt und dann gibt es für die Branche ein fulminantes Comeback. Warum sollte Deutschland durch Opel nicht davon profitieren, vorallem wenn man dazu lediglich Garantien geben muss?

Das sehe ich nicht so. Die Automobilbranche hat absolut kein Potential mehr.

1.) Durch die Abwrackprämie hat man die Nachfrage von mehreren Jahren auf "Jetzt" vorgezogen. Wer sich wirklich einen Neuwagen kaufen wollte, hat das jetzt getan. Und die Industrie hat durch Überstunden usw. diese Nachfrage auch noch möglichst kurzfristig befriedigt anstatt diese langfristig zu verteilen.

2.) Die Nachfrage der Firmenkunden wurde durch Leasing mit 2-3 Jahren Laufzeit enorm gepuscht. Dazu hat man auch schön eigene Banken gegründet. Man hat nur vergessen, dass all die schönen gebrauchten Autos auf keine Nachfrage treffen. Der Restwert wurde viel zu hoch angesetzt und jedes Auto das jetzt zurückgegeben wird bringt Verluste. Man wird zwar ein paar Neuwagen los, aber verdient nichts dran und hat noch einen riesigen Parkplatz voller Gebrauchtwagen.

3.) Produktion am Markt vorbei. Ein SUV is zwar schön, aber für den normalsterblichen Markt absolut nicht zu gebrauchen. Oder der Golf, für einen Volkswagen mittlerweile absolut überteuert.

4.) Das wirtschaftliche System hat sich selbst die Nachfrage entzogen. Was passiert wohl, wenn die Löhne sinken (oder auch besser gesagt massiv gedrückt werden) und die Preise steigen? Es wird weniger gekauft und wenn dann nicht der Neuwagen sondern der Gebrauchte...

Also ich behaupte, dass 2009 aufgrund der Abwrackprämie ein "gutes" Jahr für die Branche wird, allerdings beginnt ab 2010 dann das große Sterben ^^

Tatsache ist, dass der KFZ-Markt um rund 50% eingebrochen ist und das keineswegs, weil Autos plötzlich uninteressant sind. Wir sehen hier die normalen Auswirkungen einer Wirtschaftskrise. Wenn die Einkommenssituation unsicher ist, dann hält man unnötige Investitionen zurück für den Fall, dass man das Geld in Kürze fürs überleben braucht.

Autos sind für solche Investitionsverschiebungen hervorragend geeignet. Die wenigsten Menschen fahren ein Auto, bis es nicht mehr geht, normalerweise sucht man schon viel früher einen Ersatz. D.h., man kann mit dem aktuellen Auto problemlos die Krise durchtauchen und kauft erst danach. Gleichzeitig verringert man so auch das Potential am Gebrauchtwagenmarkt.

Die Abwrackprämie hat ihren Effekt, die Menschen sind immer schon prämiengeil gewesen. Ich persönlich halte sie nicht für sinnvoll, weil sie dem Markt kaum Impulse gibt. Wer ein altes Auto hat, muss es sowieso bald ersetzen und die Gebrauchtwaren mit 10+ Jahren sind auch nicht gerade der Renner. Das Ganze ist mehr eine Alibiaktion der Regierung, damit sie sagen kann, dass sie was gemacht hat.

Eine kürzere Laufzeit beim Leasing ist für Firmen aus steuerlichen Gründen natürlich vorteilhaft, aber nur weil ein Auto schon nach 2-3 Jahren abgeschrieben ist, wirft man es nicht automatisch auf den Markt, man kann es ja weiterhin benutzen. Alles andere wäre ja groteskt, denn ein Leasing läuft letztlich auf eine Art Kaufmiete hinaus und je kürzer die Laufzeit, des höher die Rate. Steuerlich gesehen ist das gut, weil man so die Investition schneller steuerlich geltend machen kann, gleichzeitig erhöht man aber auch die laufenden Kosten. Da auch Firmen sparen müssen, werden sie die Autos nach diesen 2-3 Jahren kaum auf den Markt werfen.

Dein 3. Punkt ist ziemlich kurios, denn SUVs werden vergleichsweise wenig angeboten. Diese Fahrzeuge waren immer ein Nischenprodukt. Dass VW schon lange keine Volkswagen im Sinne von günstigen Wagen für Jedermann anbietet, ist auch keine Neuigkeit, aber wem der Golf zu teuer ist, der kann ja zum Polo greifen oder gleich zu einem Koreaner.

Dein 4. Punkt ist klarer Unsinn. Wir haben schon eine Menge Wirtschaftskrisen hinter uns und die Auswirkungen waren immer die gleichen und jedes mal kam danach wieder ein hoch.

Wie schon oben erwähnt, werden Investitionen einfach verschoben und damit trifft man natürlich eine Menge Wertschöpfungsketten, was ingesamt die Krise ausmacht, aber nur ein kleiner Teil des daraus resultierenden Minus ist tatsächlich verloren.
Anders sieht es freilich bei unseren täglichen Ausgaben aus. Wenn ich krisenbedingt weniger ins Kaffeehaus oder Essen gehen und generell bei versuche etwas sparsamer zu leben, dann werde ich diese Minus am Ende der Krise nicht wieder aufholen, wohl aber zu den alten Gewohnheiten zurückkehren.

Der wichtigste Grund, warum die Automobilindustrie auch weiterhin großes Potential hat, ist, dass der Individualverkehr ungebrochen Status und Freiheit mit sich bringt. Jeder, der aufgrund einer großen Reparatur zeitweilig ohne Auto auskommen muss, weiß was ich meine. Der Individualverkehr ist den Öffis weit überlegen und das wird sich auch nicht so schnell ändern. Es werden zwar im Moment weniger Autos gekauft, aber die Anzahl der Autos in Verwendung hat sich nicht signifikant verringert.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

eX2tremiousU am 28.05.2009 13:05 schrieb:
D4rthi am 28.05.2009 12:22 schrieb:
Lasst diese Unternehmen in die Insolvenz gehen!
Dazu tendiere ich ebenfalls. Ob da jetzt eine Firma durch Missmanagement (Karstadt) oder Pech (Opel) in den Zog gezogen wurde, ist mir primär egal. Guttenberg hat da imho schon Recht, wenn er sagt, dass man nicht dem Aktionismus verfallen sollte, und die Möglichkeit einer Insolvenz bei Opel ganz genau prüfen muss. Zumindest ein Politiker, der hier den Hauch von Weitsicht zu demonstrieren scheint.

Steinmeier treibt mir mit seinen Floskeln aber das Frühstück auf die Tastatur, wenn der permanent mit seinem Gesülze der Marke "rettet Opel um jeden Preis" kommt. Gut, muss er ja sagen. Die SPD spielt aktuell die Rolle einer Randgruppenpartei, und irgendwie muss er als Kanzlerkandidat ja Naivlinge mit solchen Sprüchen ködern.

Ich bin jedenfalls dagegen, 5 - 6 Milliarden Euro Bürgschaften aus Steuergeldern bereitzustellen, um möglicherweise ein Überleben von Opel zu sichern. Keiner weiß, ob Fiat, Magna oder der chinesische Investor nach einem Jahr Opel dennoch in die Insolvenz schicken, weil man mit der Marke nichts anfangen kann.

Wenn man schon in einer betont kapitalistischen Welt leben muss, und die Parteien das auch verteidigen, dann muss man eben auch das Mittel der Insolvenz nutzen, das ja dafür geschaffen wurde, um evtl. sanierungsfähige Pleitegeier erneut zu beleben.

Das Einspritzen von Steuermitteln ist imho ein gewaltiger Untrend, der von der Wahlperiode nur unnötig verstärkt wird.

Regards, eX!

Das sehe ich eigentlich genauso. Auch wenn ich mich mit dem Prozedere nicht so wirklich auskenne. Isolvenz muss aber mMn nicht gleich der Todesstoß für Opel sein, oder?
Ich denke auch dass Hr. von und zu Guttenberg hier in seinen Aussagen Recht haben könnte.
Was die Profilierungen der anderen Politiker in diesem Fall hier zur Zeit angeht, stößt mir auch sauer auf.
Das Magna-Angebot hört sich zwar auch vernünftig an, aber dass da im Hintergrund wieder noch andere die Hebel bedienen macht mir auch Sorgen und könnte in Zukunft vielleicht nicht nur Opel schaden.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Arkasi am 01.06.2009 12:59 schrieb:
aber wem der Golf zu teuer ist, der kann ja zum Polo greifen oder gleich zu einem Koreaner

Wenn es denn unbedingt ein Volkswagen sein muss, ist der Fox ja auch noch im Angebot bzw. wäre eine Alternative.
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

STF am 01.06.2009 13:29 schrieb:
Das sehe ich eigentlich genauso. Auch wenn ich mich mit dem Prozedere nicht so wirklich auskenne. Isolvenz muss aber mMn nicht gleich der Todesstoß für Opel sein, oder?
Nein. Die Insolvenz dient primär der Neuordnung eines zahlungsunfähigen Unternehmens (durch neue Investoren), bzw. der koordinierten Abwicklung und Schließung samt Schuldentilgung, falls möglich. Im Insolvenzfall hätte man Opel sicherlich stark geschrumpft, und es wären mehr als nur 2500 Jobs verloren gegangen. Aber vielleicht wäre genau dieser Neustart das gewesen, was Opel wirklich gebraucht hätte. Aktuell kann niemand sagen, ob die 5-6 Milliarden Euro an Bürgschaften nicht in 2 Jahren verloren gehen, weil Magna Opel plötzlich schrumpfen will bzw. gänzlich demontiert. Was ist mit der russischen Bank, die nun Anteile hält? Ist das Unternehmen Opel eigentlich gesund? Wo ist die Transparenz für den Steuerzahler? Im Moment verlassen sich alle auf den Ampera und den Ensignia. Aber reichen 2 Marken um 4 Werke samt diversen Arbeitnehmern zu halten? Oder die machen es wie Nokia, und lagern die Fabrikation später in Billiglohnländer aus. Imho ist das eine Sauerei, dass man Opel mit Steuergeldern geholfen hat, während täglich zahlreiche kleine oder mittelständische Unternehmen mit dem Untergang kämpfen.
Ich denke auch dass Hr. von und zu Guttenberg hier in seinen Aussagen Recht haben könnte.
Der soll angeblich sogar an Rücktritt gedacht haben, weil ihm die Magna-Lösung noch immer im Detail zu kostspielig und unsicher für den Steuerzahler ist. Tja, da hat man mal einen (!) Politiker der tatsächlich versucht Pros und Cons konsequent abzuwägen, und was ist der Lohn? Der wird von Teilen der eigenen Partei und der SPD bombardiert. Ehrlichkeit zahlt sich scheinbar wirklich nicht aus.
Was die Profilierungen der anderen Politiker in diesem Fall hier zur Zeit angeht, stößt mir auch sauer auf.
Und jetzt will Steinmeier auch noch Acandor retten, bzw. stellt das in Aussicht. Komisch. Dabei müsste gerade er - als Mitträger der Agenda 2010 - ein Insolvenzverfahren unterstützen. Schließlich wurde ALG2 in Kombination mit der Agenda als Mittel konzipiert, um neue Arbeitslose "schnell" in neue Jobs zu bringen, bzw. diese in den Sektor Zeitarbeit abzuschieben.

Opel ist einfach ein massenwirksames Wahlprogramm. Und scheinbar wird Acandor das auch. Meine Konsequenz ist klar: Ich werde keine Partei wählen, die dieses lächerliche Medientheater unterstützt hat. Gehe da ganz konform mit Aphs Standpunkt: Volksnahe Entscheidung, bzw. „Opel-Steuerabgabe“ die durch eine Volksabstimmung getragen wird.

Regards, eX!
 
AW: Die Politik und die lieben Firmen

Boesor am 31.05.2009 14:12 schrieb:
Was hat GM denn 80 jahre lang gemacht und wie denkst du wird sich Magna & Co jetzt verhalten?

Sie haben das Knowhow und die Überschüsse nach Amerika transferiert, ganz protektionistisch. Die Russen werden das nicht anders machen. Das gilt übrigens genauso für die "Retter" von Daimler und möglicherweise Porsche aus Arabien und China. Ihr glaubt doch nicht etwa, dass die von Altruismus und Alemanophilie getrieben sind?

eX2tremiousU am 01.06.2009 14:49 schrieb:
Ich denke auch dass Hr. von und zu Guttenberg hier in seinen Aussagen Recht haben könnte.
Der soll angeblich sogar an Rücktritt gedacht haben, weil ihm die Magna-Lösung noch immer im Detail zu kostspielig und unsicher für den Steuerzahler ist. Tja, da hat man mal einen (!) Politiker der tatsächlich versucht Pros und Cons konsequent abzuwägen, und was ist der Lohn? Der wird von Teilen der eigenen Partei und der SPD bombardiert. Ehrlichkeit zahlt sich scheinbar wirklich nicht aus.

Er hat ganz einfach die Rolle des bösen Bullen gespielt, den man brauchte um möglichst gute Konditionen rauszuholen. Ich glaube nicht, dass bei irgendeinem der Beteiligten "Überzeugungen" eine Rolle spielten. Das sind Politiker, herrje, die haben sowas nicht. Aber für ein gutes Ergebnis brauchst du den Anschein, dass das Ganze auch hätte platzen können. Diesen Part hat er hervorragend gegeben, inklusive Rücktrittsdrohung vor den Ohren der Amis. Ich würde davon keine "Ehrlichkeit" ableiten.
 
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aph am 01.06.2009 14:56 schrieb:
Boesor am 31.05.2009 14:12 schrieb:
Was hat GM denn 80 jahre lang gemacht und wie denkst du wird sich Magna & Co jetzt verhalten?

Sie haben das Knowhow und die Überschüsse nach Amerika transferiert, ganz protektionistisch. Die Russen werden das nicht anders machen. Das gilt übrigens genauso für die "Retter" von Daimler und möglicherweise Porsche aus Arabien und China. Ihr glaubt doch nicht etwa, dass die von Altruismus und Alemanophilie getrieben sind?

Ahso und das ist für dich schon schlimm?
Denen gehörte doch auch Opel, ist doch klar, dass die den Gewinn haben wollen.
Schlimm ist nur wenn Opel, wie in den 90ern geschehen, kaputt gespart wird.

Protektionismus kann ich da nun beim besten Willen nicht erkennen.
 
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eX2tremiousU am 01.06.2009 14:49 schrieb:
Der soll angeblich sogar an Rücktritt gedacht haben, weil ihm die Magna-Lösung noch immer im Detail zu kostspielig und unsicher für den Steuerzahler ist. Tja, da hat man mal einen (!) Politiker der tatsächlich versucht Pros und Cons konsequent abzuwägen, und was ist der Lohn? Der wird von Teilen der eigenen Partei und der SPD bombardiert. Ehrlichkeit zahlt sich scheinbar wirklich nicht aus.

Wir können ja mal zusammen spekulieren, wie sich Herr von und zu bei einer ähnlichen Situation bei BMW verhalten hätte.
 
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eX2tremiousU am 01.06.2009 14:49 schrieb:
STF am 01.06.2009 13:29 schrieb:
Das sehe ich eigentlich genauso. Auch wenn ich mich mit dem Prozedere nicht so wirklich auskenne. Isolvenz muss aber mMn nicht gleich der Todesstoß für Opel sein, oder?
Nein. Die Insolvenz dient primär der Neuordnung eines zahlungsunfähigen Unternehmens (durch neue Investoren), bzw. der koordinierten Abwicklung und Schließung samt Schuldentilgung, falls möglich. Im Insolvenzfall hätte man Opel sicherlich stark geschrumpft, und es wären mehr als nur 2500 Jobs verloren gegangen. Aber vielleicht wäre genau dieser Neustart das gewesen, was Opel wirklich gebraucht hätte. Aktuell kann niemand sagen, ob die 5-6 Milliarden Euro an Bürgschaften nicht in 2 Jahren verloren gehen, weil Magna Opel plötzlich schrumpfen will bzw. gänzlich demontiert. Was ist mit der russischen Bank, die nun Anteile hält? Ist das Unternehmen Opel eigentlich gesund? Wo ist die Transparenz für den Steuerzahler? Im Moment verlassen sich alle auf den Ampera und den Ensignia. Aber reichen 2 Marken um 4 Werke samt diversen Arbeitnehmern zu halten? Oder die machen es wie Nokia, und lagern die Fabrikation später in Billiglohnländer aus. Imho ist das eine Sauerei, dass man Opel mit Steuergeldern geholfen hat, während täglich zahlreiche kleine oder mittelständische Unternehmen mit dem Untergang kämpfen.

Normalerweise bedeutet die Insolvenz nicht, dass die Firma weg ist, Insolvenz bedeutet lediglich, dass man zahlungsunfähig ist, also kein Geld hat, was aber nicht gleichbedeutend mit wertlos ist - Fabriken, Patente, etc. haben ja einen Wert, man kann lediglich nicht damit bezahlen.

Insofern hast du recht, dass eine Insolvenz zu einer Neuordnung des Unternehmens führt, wenn auch in deutlich verkleinerter Form. Das funktioniert aber nur dann, wenn die Sachwerte veräußert werden können, damit man wieder zur nötigen Liquidität kommt und das dürfte im Fall Opel unmöglich sein. Es hat gerade mal 3 Bieter für den Konzern gegeben, wobei das chinesische Angebot offenbar Müll war. Fiat braucht dringend einen Partner und neue Absatzmöglichkeiten und Opel ist ein wichtiger Kunde von Magna, weshalb die natürlich an der Firma sehr interessiert sind.

Was aber vermutlich viel wichtiger ist, dass gerade die deutschen Werke die unrentabelsten sind. Im Falle einer Insolvenz würde also Deutschland die volle Wucht abbekommen.

Was die Frage anbelangt, ob Opel an sich gesund ist, würde ich das mit Ja beantworten. Es gibt sicherlich Autobauer, die solider aufgestellt sind, aber Opel hat lediglich ein Liquiditätsproblem - mit Umsatzeinbußen von 50%+ rechnet man auch nicht unbedingt.
 
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Boesor am 01.06.2009 15:39 schrieb:
Ahso und das ist für dich schon schlimm?
Denen gehörte doch auch Opel, ist doch klar, dass die den Gewinn haben wollen.
Schlimm ist nur wenn Opel, wie in den 90ern geschehen, kaputt gespart wird.

Kaputtsparen ist kein Merkmal, dass sich messen lässt. Ich verfüge nicht über die nötigen Daten um mir eine solche Aussage erlauben zu können. Ich weiß nur, dass Opel wohl teilweise in den letzten Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben hatte, und alle Überschüsse abflossen. Und jetzt schreiben sie rote Zahlen. Ob das an den Abflüssen liegt, oder an hiesigem Missmanagement, kann ich nicht beurteilen.

Ich weiß aber, dass sich mit einem anderen ausländischen Eigner nichts ändern wird. Der Investmentmarkt ist knallhart und herzlos. Nokia war das beste Beispiel: Subventionen absahnen für ein paar Jahre und dann abhauen.
 
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Arkasi am 01.06.2009 16:16 schrieb:
Was die Frage anbelangt, ob Opel an sich gesund ist, würde ich das mit Ja beantworten. Es gibt sicherlich Autobauer, die solider aufgestellt sind, aber Opel hat lediglich ein Liquiditätsproblem - mit Umsatzeinbußen von 50%+ rechnet man auch nicht unbedingt.

Hm, ich schon. Wenn die Abwrackprämie ausgelaufen ist, können die Autohersteller eh direkt die Werkstore schließen.
 
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aph am 01.06.2009 20:05 schrieb:
Ich weiß aber, dass sich mit einem anderen ausländischen Eigner nichts ändern wird. Der Investmentmarkt ist knallhart und herzlos. Nokia war das beste Beispiel: Subventionen absahnen für ein paar Jahre und dann abhauen.

Nur kann man vier Opelwerke nicht so einfach ins Ausland verlagern.

Naja, schauen wir mal, wie es weitergeht.
 
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