Was die einen kreischend als "SJW Thematik" bezeichnen, das ist für die älteren von uns einfach nur Star Trek.
Sogar ziemlich toned down. Wenn DAS schon "belehrend" "von oben herab" war, was war dann "Bele jagt Lokai"? Science Fiction behandelt solche Themen eben, immer schon.
Moment, ich glaube du steckst mich da in eine sehr starke contra-SJW Position, die ich überhaupt nicht einnehme.
Lass mich das ganz deutlich schreiben: ich bin NICHT dagegen, dass SJW-Themen in Spielen vorkommen. Für mich ist SJW KEIN Schimpfwort (es sei denn es geht um unvernünftige Extrempositionen wie
diese hier)
Ich kritisiere an ME:A nicht das bloße Vorhandensein von SJW-Themen, sondern die schlechte Umsetzung. Und wenn du noch mal nachliest nenne ich ja gleich ein Beispiel, wo es um ein Vielfaches besser gelöst wurde. Lass mich das an einem Beispiel ausführen: der NPC Hainly Abrams. Dem Spiel nach ein Transgender-Charakter, der in seiner Heimat wegen seiner sexuellen orientierung gemobbt und geschasst wurde. In einem Dialog stellt sich raus, dass genau das auch der Hauptgrund dafür war, warum er auf die ANdromeda-Mission mitgekommen ist. Er wollte einfach einen Neubeginn, fernab des Hasses, der ihm entgegengeschlagen ist.
So weit so gut......aber warum erzählt er dann so bereitwillig einem völlig Fremden (Ryder) davon? Was, wenn sich die Geschichte wiederholt? In welche Galaxie will er dann als nächstes fliehen? Nein, dass er da einfach so rumsteht und einem völlig Fremden im Vorbeigehen quasi sein Herz ausschüttet, das ist unglaubwürdig hoch 10. Es durchbricht die vierte Wand auf die schlechteste erdenkliche Art. Der Spieler merkt, dass hier nicht mehr ein glaubwürdiger NPC spricht, sondern dass der NPC nur ein Vehikel für die Botschaft der Autoren ist. Nicht im Einklang sondern auf Kosten der Immersion.
DAS ist es, was ich mit "belehrend von oben herab" meine.
Und das erweist dem Thema einen Bärendienst, weil es die Leute die mal WIRKLICh drüber nachdenken müssten eben gerade NICHT anfangen drüber nachzudenken, sondern sich sofort in Abwehrhaltung einigeln.
Watch Dogs 2 macht es da erheblich besser. Auch WD2 hat einen Transgender-Charakter -
Miranda Comay. Aber anders als in ME:A wird hier nicht die Immersion gebrochen. Stattdessen zeigt das Spiel einfach eine Utopie. Dieser Charakter ist ein erfolgreicher Politiker. Wurde also trotz seiner sexuellen Orientierung von einer Mehrheit gewählt. Zu keinem einzigen Zeitpunkt spricht WD2 überhaupt an, dass dieser Charakter Transgender ist. Obwohl es offensichtlich ist. Es wird nicht thematisiert.......und das ist doch letztendlich genau der Zustand, den wir erreichen wollen. Dass es völlig egal ist.
WD2 hat noch einen zweiten Charakter, bei dem das super gelöst wurde. Die Rivalin
Lenny
Lenny ist das exakte Gegenteil eines Schönheitsideals. Sie ist fett. Das typische Angriffsziel für bullying. Üblicherweise ist das die Art von Charakter, denen von den Antagonisten im Spiel böse mitgespielt wird - nur der Hauptcharakter erkennt, dass das falsch ist und hilft. Aber WD2 geht hier einen anderen Weg. Lenny ist selbst Antagonistin. Sie spielt dem Spieler und seiner Truppe im Spiel teilweise echt übel mit. Übel genug - sollte man meinen - dass sie wenigstens mal "Fette Kuh" genannt werden dürfte. Oder?
Aber genau das passiert nicht. Zu keinem einzigen Zeitpunkt wird Lenny's Äußeres von irgendeinem Charakter im Spiel als Angriffsfläche verwendet. Sie wird ausschließlich kritisiert für ihre Taten. Niemals und unter keinen Umständen für ihr Äußeres.
In beiden Fällen zeigt WD2 subtil die Uptopie die wir eigentlich erreichen wollen. Ohne, dass dabei die vierte Wand durchbrochen wird und das Ganze als Belehrung herüberkommt.
Bioware's ansatz ist im direkten Vergleich einfach die stupide Holzhammermethode. Die Amis haben ein schönes Wort dafür: "hamfisted".
Featurezählen ist dümmlich. EINE neue Alienspezies, die gut gemacht ist, ist besser als fünf, die es nicht sind.
Da würde ich ja zustimmen.
Aber ME:A hat keine Spezies die gut genug gemacht ist, um auch nur mit einer einzigen Spezies aus ME1 gleichziehen zu können. Besser gemacht? Schon gleich mal gar nicht.
ME:A versagt also SOWOHL im Umfang ALS AUCH in der Qualität. Und das bei einem Spiel, in dem es explizit um das Erkunden einer neuen Galaxie geht...
Das Problem an Andromeda ist doch ganz einfach ein anderes:
Kein Polish. Betrifft Dialoge (da fehlt ein Editor), betrifft Animationen (keine QA), betrifft Gameplay-Balance (kaum Gegnertypen, offenbar wurde der Spielspaß kaum getestet). Das Spiel wurde von EA einfach zu früh rausgehauen, wie Dragon Age 2 damals auch schon.
Mehr ist ME:A nicht, einfach nur ein neues DA2.
Das steht ja nicht in Widerspruch zu meiner Kritik. Von daher: Zustimmung.
