Dass die Romanze bzw das Finale nicht so knallt, hat mehrere Gründe. Den wichtigsten Punkt habe ich bereits in einem größeren Meinungsartikel (
hier nachzulesen) erläutert: Villeneuve hat einen wichtigen Zeitsprung aus der Buchvorlage gestrichen, dadurch spielen sich die Ereignisse in Part Two nur über ein paar Monate ab. In Folge dessen fehlen auch ein paar Details, die ich persönlich wichtig finde. Ich führe das mal kurz aus...
Schon allein deshalb lohnt sich ein Blick ins Buch: Noch bevor Gurney Halleck bei den Schmugglern entdeckt wird, sind Paul und Chani bereits seit mehr als zwei Jahren ein inniges Paar. Sie leben zusammen im Sietch, haben einen gemeinsamen Sohn (der bei einem Angriff das Leben verliert). Das fehlt alles im Film. Chani glaubt im Buch auch fest an Pauls Schicksal und hält eisern zu ihm (was in einer Traumsequenz in Part One übrigens noch angedeutet wird).
Was mich zum nächsten Punkt bringt, den der Film ändert: Chani ist Paul nicht bedingungslos ergeben, das ist im Buch anders. Im Film kämpft sie zwar in seinem Namen, hinterfragt aber auch seine Rolle und wünscht sich offenbar eine andere Zukunft für Arrakis ("This is how they enslave us!"). Das macht ihre Figur zwar eigentlich interessanter, aber ihre Motive (und ihr Konflikt, schließlich liebt sie Paul und hat ungeheuren Einfluss auf ihn) hätten etwas mehr Ausarbeitung vertragen.
Und darauf können sich wohl die meisten Zuschauer nach dem Kinobesuch einigen: Das Ende, also der komplette Teil nach der Schlacht um Arrakeen, wirkt im Film ein bisschen gehetzt. Auch das hängt wieder mit Kürzungen zusammen. Im Buch gibt es da zum Beispiel noch eine überaus traurige Szene mit Thufir Hawat, die im Film komplett fehlt (und die eigentlich einen sentimentalen Abschluss für den Fall des Hauses Atreides bilden sollte). Auch Graf Fenring taucht in Part Two nicht auf - er ist zwar nur eine Nebenfigur, polstert aber den Schluss etwas aus, da er eigentlich an der Seite des Imperators steht. Er sagt zwar nicht viel, doch was er sagt, verleiht den Ereignissen (die Entmachtung von Haus Corrino) mehr Gewicht. Villeneuve hat die Rolle von Fenrig zwar aus gutem Grund gestrichen (seine Szenen wurden übrigens gedreht!), allerdings findet er im Film auch keinen passenden Ersatz.
All das - also das Fehlen von Thufir, die Änderungen an Chani, die Streichung von Graf Fenrig - wirkt sich am Ende aus: Der Schluss mit seinen dramatischen Konsequenzen, die sich alle erst im zweiten Buch zeigen, wird einfach ein wenig zu flott abgehandelt. Hier hätte Villeneuve ggf ein-zwei Dialoge entwerfen sollen, die dem Zuschauer helfen, das Gezeigte besser einzuordnen. So muss man sich manches selbst zusammenreimen... oder man wartet eben geduldig auf Dune 3.
Noch ein klitzekleiner Punkt: Dass Paul eine Zweckehe mit Irulan verlangt, ist relativ deckungsgleich mit dem Buch, das geht in Ordnung. Was hier wieder fehlt, hängt abermals mit den Änderungen rund um Chani zusammen: Im Buch geht Paul kurz nach seiner Machtergreifung zu Chani und erklärt ihr, dass er Irulan nur aus politischen Gründen heiraten muss. Die letzten Seiten des Romans sind nur diesem Moment gewidmet: Er schwört, Irulan niemals zu begehren oder ein Kind mit ihr zu zeugen. Chani, der sein Herz gehört, erklärt er damit als seine Konkubine. Das verunsichert sie zwar, aber Jessica - selbst die Konkubine des verstorbenen Herzogs - stellt sich daraufhin an ihre Seite und spricht ihr Mut zu.
All das gibt dem Finale von Dune einen besonderen Beigeschmack - und das alles fehlt mal wieder bei Villeneuve.
Warum? Ich vermute, weil ihm Pauls Dschihad und die Demontage seiner Heldenfigur zu diesem Zeitpunkt bereits wichtiger sind. Darum geht es zwar streng genommen erst im zweiten Buch bzw im dritten Film. Doch Vielleneuve hat das alles schon im Hinterkopf, hat er auch schon in einigen Interviews gesagt. Das Ende soll hier wahrscheinlcih einfach schon den richtigen Ton vorgeben. Paul läuft Chani nicht hinterher, die Machtergreifung ist ihm da offenbar wichtiger. Grundsätzlich in Ordnung. Dass aber ausgerechnet die Romanze (die Villeneuve laut eigenen Aussagen ja so wichtig ist) dabei etwas zurückbleibt, lässt sich leider nicht leugnen.
My 2 cents, danke fürs Lesen.
(P.S: Pauls Treueschwur an Chani und Thufirs Selbstmord wurden beide für die Lynch-Version von 1984 gedreht. Die Szenen wurden geschnitten, sind im Netz aber auffindbar.)