In Sachen Systemtiefe steckt Pathfinder schon D&D5e und damit BG3 locker in die Tasche, auch wenn da viel Kleinklein dabei ist. Owlcats gute Pathfinder-Spiele taten sich trotzdem ein bisschen mit dem sogenannten Encounter-Design weh, finde ich. Sie sind sehr kampflastig -- und auch oft nicht sehr abwechslungsreich darin. Trotzdem ist sicher auch Rogue Trader ein Tipp. Insbesondere für alle, für die BG3 (oder Solasta) zu wenige Optionen bietet. Und für Warhammer-Leute sowieso. Überhaupt ein sportliches Studio: Rogue Trader ist seit 2018 bereits ihr drittes Spiel, zahlreiche DLC und Enhanceds nicht mit eingerechnet. In der gleichen Zeit gabs bei EA gerade mal zwei Meetings, was sie denn so mit ihrer kanadischen RPG-Division als nächstes anstellen sollen.
Apropos "Game Of The Century":
Ich mag BG3 auch. Aber die durchgängig
absoluten Überwertungen haben für mich nach wie vor auch damit zu tun, dass große Studios seit minimum 15 Jahren am liebsten alles gemacht hätten, bloß kein RPG. Wenn du da von seichten Action-Adventures mit sich selbst lösenden bzw. hexersinnenden Quests oder Open-World-Sandkästen ohne jegliche Konsequenzen auf deine Handlungen kommst, ist BG3 für dich eine komplett neue Welt. Und selbst, wenn du mal anderes kanntest, ist es nicht garantiert, dass du dich noch daran erinnern kannst. Die Genreplattmach-Planierraupe hatte stark gewüstet.
Betonung auf dem platt. Schließlich war ja schon BG1 jetzt kein "Hardcore"-RPG, trotz der damaligen (A)D&D-Eigenheiten, die nicht mal Biowares "Verdienst" sind (je niedriger die Rüstungklasse, desto besser;THAC0..). Schon damals zielten Bioware ganz klar auch auf Leute, die ansonsten die gängigen großen PC-Hits wie Diablo oder Warcraft spielten -- es wäre sowieso interessant gewesen, wie ihre ersten SPiele ausgesehen hätten, wenn Interplay sie nicht mit dem Vorschlag gesignt hätten, mit ihrer Engine ein D&D-Spiel zu machen.
Trotzdem sprachen führende Genre-Studios noch vor zehn Jahren gelegentlich davon, alleine das Wort "RPG" könnte Kunden abschrecken. Absurd³.
"Wir bei id Soft distanzieren uns ab sofort von langweiliger oller Shooter-Action. Wir machen jetzt was anderes für anspruchsvolle, sophisticated moderne Spieler, schauts euch an!"
Ich finds ja nach wie vor etwas kurios, dass der Lead Designer der Original-BGs, James Ohlen, zwar Bioware verlassen hatte. Und in Archetype jetzt ein neues Studio hat, dazu noch unter den Fittichen von Wizards Of The Coast. Aber deren erstes Spiel ziemlich genau wie Mass Effect 2.0 klingt und aussieht. Es hätte wohl niemand ein Iso-RPG oder so was erwartet, ob in 2D oder 3D, ein Bloodlines-Like wäre auch ganz fein gewesen. Aber trotzdem: Warum hat der Mann Bioware überhaupt verlassen? Vielleicht kann man die Frage aber auch mit einem Scherz beantworten: Weil Wizards Of The Coast BG3 schon an Larian vergeben hatten.