Hab mir den Film nun gestern endlich im Kino mit Freunden angesehen. Und obwohl ich mich hier im Artikel doch hart gespoilert habe, war der Film trotzdem spannend und hervorragend. Spoilerwarnung lass ich hier mal aus. :p
Obwohl Thanos Motivation "unlogisch" ist, ist sie trotzdem nachvollziehbar durch seinen Charakter dargestellt. Aber Motivationen müssen nicht immer logisch sein.
Ich hau ja auch keinem eine rein, weil es logisch ist, sondern weil ich auf Emotionen beruhende Gründe dafür habe. Thanos selbst als Figur wird hervorragend dargestellt und ich muss etlichen Kommentaren im Social Network zustimmen: Er hat den Film getragen und ist der eigentliche Star. Ähnlich wie Zemo in Civil War ist Thanos glaubwürdig und vielschichtig. Man kauft ihm seine Handlungen und seine Reaktionen ab. Er ist auch kein eiskalter Killer, sondern trauert um die Opfer, die er bringt. Immer wieder wird er auch gekonnt als überaus bedrohlich dargestellt, gleichzeitig aber (trotz Infinity Stones) nicht unbedingt als unbesiegbar. Während des Kampfes auf Titan kriegt er ja durch die GotG, Strange, Stark und Parker schon ordentlich eins auf die Mütze und fast wäre es ja gelungen, ihm den Handschuhe abzunehmen.
Der Film wirkt auch nie überladen, trotz so vieler Charaktere. Und auch das Kennenlernen zwischen Strange und Stark, so wie den Avengers und den Guardians wird zwar relativ flott abgearbeitet, dafür aber nachvollziehbar. Immerhin verbindet alle der Kampf gegen Thanos und für Gezanke und viele Gespräche bleibt da eben kaum Zeit. Die Not ist hier der ausschlaggebende Punkt und die Avengers und die Guardians haben alle ihre eigenen Gründe, die manchmal auch für Probleme untereinander sorgen, für den Kampf gegen Thanos. Strange und Stark geraten im Film nicht nur einmal ein wenig aneinander und Quill hat es ja auf Titan doch versaut. Wobei ich Strange in dem Film als ziemlich unsympathisch empfinde. In seinem eigenen Solo-Film war er auf sympathische Art und Weise arrogant. Hier ist er einfach nur arrogant, kalt und würde mitleidlos seine Mutter für den Sieg opfern.
Aber! Der Film funktioniert nicht für sich. Es ist schon zwingend notwendig, einige Vorgängerfilme gesehen zu haben, allen voran Thor 3, da der Film dort beginnt, wo Thor 3 endete. Ist aber auch nichts neues, da auch Civil War und Age of Ultron nicht für sich funktionierten, sondern Kenntnisse der Vorgänger brauchte, um zu verstehen, wer da nun alles mit mischt und was da los ist. Dass ich Black Panther bisher nicht geschaut habe, hat mich jedoch nicht besonders gestört, da die Figur in Infinity War lediglich eine Nebenrolle (wenn auch eine nicht unwichtige) spielt. Auch das Erzähltempo ist ziemlich straff gehalten. Es hätte mich nicht gestört, wenn der Film eine ähnliche Länge wie Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs gehabt hätte, um einigen Charakteren mehr Screentime zu geben, aber dafür war der Film kurzweilig und von Anfang bis Ende absolut spannend und stellenweise doch sehr emotional. Ich war erstaunt, dass der Film schon vorbei war, weil so viel wirklich spannendes passierte.
Leider wurde der Konflikt zwischen den Avengers weniger thematisiert, als ich erhofft hatte. Es wurde zwar immer wieder mal erwähnt, aber echte Konsequenzen daraus haben sich für den Film nie ergeben, außer einige Dialoge, die Bezug auf Civil War nehmen.
Fazit: Man kann Disney ja zurecht vorwerfen, das MCU bis zum Erbrechen zu melken. Aber so ziemlich alle MCU-Filme werden hier mit ihren Figuren und Handlungssträngen gekonnt zu einem großen und auch schlüssigen Finale zusammengeführt und die Regisseure haben es geschafft, einen ziemlich epischen Film zu zaubern, der seinen Erfolg echt verdient und trotz aller Effekte keine Effekthascherei ist.