LordCrash
Nerd
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Von der Story her ist AC 3 mit großem Abstand der stärkste Teil der Serie, zumindest was den historischen Teil betrifft. Klar gab es hier und da ein paar kleine Mängel und auch Logikfehler, allerdings war die Story im Großen und Ganzen deutlich ausgefeilter als in den Vorgängern, was natürlich auch an der gelungenen Präsentation der Gegenspieler lag (zumindest in Teilen). Endlich einmal hat es die Serie geschafft, den Konflikt zwischen Chaos (Freiheit) und Ordnung (Kontrolle) in einer Weise darzulegen, die weniger einseitig ist und für beide Positionen Argumente liefert. Ich finde es gerade gut, dass sich nicht mehr alle zu 100% mit Connor identifizieren können bzw. einige Charakterzüge von ihm wenig schätzen, denn das ist ja gerade der Beweis dafür, dass von der Scharz-Weiß Charakterisierung der Parteien und Personen in den Vorgängern abgerückt wurde. Perfekte Helden ala Altair und Ezio machen vielleicht Spaß, weil man sich dann selbst als Superheld fühlen kann, aber einer guten Story sind derartig einseitige Charaktere eher abträglich. Dazu kommen bei AC 3 ein paar gute Ansätze zu einer kritischen Aufarbeitung der amerikanischen Geschichte, was eine richtige Wohltat ist, wo man doch heutzutage in Computerspielen fast nur noch mit hochpatriotischen America-is-the-greatest Stories belästigt wird. Und endlich hat es mal ein Mainstream-Spiel geschafft, Indianer in einer angemessenen Weise darzustellen. Der einzige Schwachpunkt ist (mal wieder) die Parallelstory in der Gegenwart, die es einfach nicht schafft, Desmond genug Tiefgang zu verleihen. Das liegt sowohl an der Entscheidung der Entwickler, der Gegenwart nur wenig Spielzeit (und damit eben auch wenig Möglichkeiten und Storyentwicklung) beizumessen als auch an den NPCs in dieser Zeitlinie. Positiv sticht da nur der Datenbankentyp heraus, dem die Entwickler ein recht bemerkenswert kritische Geschichtsauffassung verpasst haben, während Desmonds Vater und die Frau sehr blass bleiben und damit auch nicht wirklich zur Story von Desmond beitragen. Das Ende der Gegenwartsgeschichte hingegen fand ich gar nicht so schlecht, obwohl das häufig kritisiert wird. Zumindest spiegelt die Entscheidung von Desmond gut den Verlauf des Spiels und auch den politisch-philosophischen Diskurs zwischen Templern und Assassinen wider und bildet daher eine entsprechende Auflösung der Story ab.Mich hat AC3 doch relativ enttäuscht... Viele coole Ansätze, doch insgesamt hat man viel zu wenig drauß gemacht. Meine (vll. zu) hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Von der Story bin ich enttäuscht (Connor und Desmond) und die neue Steuerung gefiel mir überhaupt nicht (lediglich das Springen/Rennen auf Bäumen etc. wurde wesentlich verbessert). Zudem fand ich mich auf weiten Teilen des Spiel im Stich gelassen und ohne richtige Einführung (Konvoi losschicken, wann/wie bekomme ich neue Waffen im Shop etc.)
Die Steuerung fand ich im Großen und Ganzen ganz ok, wenn man sich mal wieder dran gewöhnt hat (spiele immer mit M+T). Mir ging sie nach ein paar Minuten zumindest wieder flüssig von der Hand. Das mit dem Crafting-System und den Konvois ist eine ganz andere Sache. Diese Features sind weder gut erklärt noch sonderlich passend. Hinzu kommt, dass sie für den Spielfortschritt eigentlich kaum bis gar nicht benötigt werden, da man genug Geld findet oder durch Jagen verdienen kann. Ansonsten gefällt mir gerade die große Freiheit an AC und das ist auch im dritten Teil der Fall. Und der Aufbau der eigenen Siedlung war für mich als alter Rollenspieler ein besonderes Highlight, da die einzelnen Quests dazu auch meist richtig unterhaltsam waren. Ich persönlich fand auch die Schiffsmissionen ganz gut gemacht, wenn man sich mal an die Steuerung gewöhnt hatte. Von der Inszenierung und der Grafik/Stimmung her waren sie auf alle Fälle klasse und ich hab mir am Ende sogar noch mehr derartige Missionen gewünscht.
Ich hoffe also, dass Ubisoft den erzählerischen Fortschritt der (historischen) Story für einen vierten Teil beibehält oder ihn sogar noch ausbauen kann. Den Rest können sie einfach wie immer machen, das Spielprinzip ist nicht umsonst so erfolgreich. Es wird einfach nie richtig langweilig, wenn die Quests gut aufgebaut sind und entsprechend inszeniert und erzählt werden. Und einige Neuerungen wie die Marinedimension oder die Siedlungsaufbaudimension können sie gerne beibehalten oder entsprechend auf ähnliche Dinge anpassen, ich fand sie gut. Einzig die Gegenwartsgeschichte braucht einen Neuanfang, aber das sollte nach AC 3 ja sowieso passieren.
P.S.: Ich hoffe trotzdem noch auf ein AC während und nach der französischen Revolution, das in Paris spielt. So viele bekannte und streitbare Charaktere wie Danton, Robbespiere, Napoleon usw. und dazu noch eine der größten und schönsten Städte der Welt, das wäre schon eine geile Sache....