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1 Jahr Corona-Pandemie - Eure persönliche Erfahrungen

sauerlandboy79

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Vor bald einem Jahr - genauer am 25. März 2020 - wurde von der Bundesregierung erklärt dass eine epidemische Lage von nationaler Tragweite besteht. Was darauf folgte - Lockdowns von light bis hart, wirtschaftliche Krisen, Gefährdung von Existenzen, überlastetes Gesundheitssystem, hohe Infektions- und Totenzahlen - sollte wohl jeder von uns im ausreichenden Maße erfahren, wenn nicht sogar miterlebt haben. Abseits des Bekanntem was die Krise mitbrachte dachte ich mir diesen Thread zum Anlass zu nehmen um sich stärker mitzuteilen bzw. auszutauschen wie sehr einem diese Krise persönlich getroffen hat. Wie man damit umgeht. Ob es einen vielleicht in seinem Verhalten, seiner Lebensweise oder wo auch immer verändert haben könnte. Und wie man die bisherigen Bemühungen der Politik wertet.

Ich mache hier gerne den Anfang.

Ich kann fast schon von Glück reden dass mich die Krise beruflich und finanziell nicht so hart getroffen hat wie anfangs befürchtet. Der letzte Sommer war zwar auch mit vermehrter Kurzarbeit geprägt, aber danach zog es wieder überraschend stark an, womit ich guter Dinge bin dass mein Arbeitsgeber (Metallindustrie) anders als viele andere Unternehmen gleicher Branche vor Ort mit einem klitzekleinen Feilchen durch die Krisenzeit kommt. Die Auftragslage ist gut. Ob wir trotzdem ein weiteres Jahr Kurzarbeit für alle Fälle anmelden werden ist jedoch ungewiss, das erfahren meine Kollegen und ich wohl erst kurz vor knapp.
Die ungeplanten "Freizeiten" hab ich auch sinnvoll genutzt um daheim viel zu schaffen. Im Haus, Garten oder wo auch immer man was tun konnte, Langeweile hatte ich glücklicherweise keine. Ein unerwarteter "positiver" Nebeneffekt: Die phasenweise eingeführten Schließungen von Geschäften u.ä. haben mein Konsumverhalten geprägt, oder zumindest hab ich festgestellt dass ich persönlich (!) - unabhängig von minimalen Abzügen bedingt durch Kurzarbeit - mit viel weniger auskomme als gedacht. Gleiches trifft auf meine Frau zu, nur bei den Kindern hat sich diesbezüglich wenig bis gar nichts verändert. Und soll es auch nicht, denn was sie brauchen bekommen sie selbstverständlich. Nichtsdestotrotz konnten wir Monat für Monat ein ansehnliches Sümmchen zu Seite legen und werden deshalb diesen Sommer/Herbst die Renovierung des kleineren Badezimmers vorziehen. Urlaub plane ich auch dieses Jahr nicht, denn ich schätze dass wir auch im Jahr 2021 nicht in der Lage sein werden überhaupt irgendetwas planen zu können. Die Corona-Maßnahmen bzw. die Änderungen derselben könnten jederzeit eintreten, was terminierte Unternehmungen weiterhin schwierig macht.

Nun zum Negativen:
Da denke ich hauptsächlich an meine Kinder. Die Beschränkungen die sich auf ihre Aktivitätsmöglichkeiten auswirken sind hart. Absolut notwendig, trotzdem hart. Für meine Kurze (2 Jahre) nicht ganz so tragisch da sie auch mit weniger gut zufrieden zu stellen ist, aber die Ansprüche meines Teen-Sohnes sind da natürlich größer. Es tut einem in der Seele weh nicht mit der ganzen Familie in Parks, Zoos, Hallenbäder oder sonstwo hin zu können um einen schönen "besonderen" Tag gemeinsam zu erleben. Wir halten uns strickt nach den Vorgaben und Geboten die zum eigenen Schutz und dem anderer Mitmenschen beitragen (im besonderen meiner Mutter die mit nur 40% Lungenvolumen zu den gefährdeteren Menschen gehört), und dennoch: Diese lange Zeit der herrschenden Monotonie und Isolation lässt sich nicht wegignorieren. Vor allem meiner Mutter tat das wochenlange Fernbleiben von meinen Kindern ganz am Anfang der Krise im Herzen richtig weh, weil unser Töchterchen (mit damals 16 Monaten) sie nach 8 Wochen fast nicht mehr wiedererkannt hat und kurzzeitig sogar fremdelte. Ich hätte glatt mit ihr mitweinen können...
Auch der Einfluss auf die Schulunterrichtsbedingungen ist ein Punkt der mir schon seit dem ersten Lockdown große Bauchschmerzen bereitet. Schon das 2. Halbjahr des vergangenen Schuljahres war ein verlorenes Halbjahr, aber das aktuelle Schuljahr trifft es noch schlimmer. Man gibt sich als Elternteil große Mühe den Sohn zum Arbeiten und Erledigen der Hausaufgaben in eigener Abwesenheit zu animieren... Aber viel bringt es nicht, und ich höre überall im Bekannten-, Freundes- und Nachbarkreis dass es dort wenig anders verläuft. Den Kindern fehlt die gewohnte Motivation, der Ansporn, der Antrieb und das Pflichtbewusstsein des Lernens in den eigenen 4 Wänden. Ums direkt auszusprechen: Homeschooling ist Kacke. Vor allem wenn beide Elternteile berufstätig sind und nach Feierabend noch kontrolliert wird ob und was überhaupt an Hausaufgaben erledigt wurde. Es zerrt an den Nerven, zumal man dann am selben Tage schon zeitlich betrachtet kaum noch in der Lage ist all das an Lernstoff gemeinsam nachzuholen was (un)gewollt auf der Strecke geblieben ist. Und abends ist es mit der Konzentration der Kinder ohnehin vorbei... Wenn es nach mir ginge müsste man dieses Schuljahr - mit Ausnahme von Azubis - komplett wiederholen lassen, denn was da an Lernlücken offen bleibt wird früher oder später ein böses Nachspiel für viele Schüler und Schülerinnen haben.

Ich hoffe dass das noch sehr junge 2021 mehr gute Nachrichten und Entwicklungen im Bezug auf die Corona-Pandemie mit sich bringen wird und die Aussichten auf etwas mehr Normalität langsam, aber bald ein Stückchen näher rücken. Am meisten aber wünsche ich mir dass die allerletzten Arschlöcher von Corona-Leugnern und -Verharmlosern endlich in der Realität ankommen und ihren Teil dazu tun um das Virus endlich im Keim zu ersticken, denn wenn solche Gestalten weiter so unklug, um nicht zu sagen dumm tun und machen wie bisher werden wir aus der Lage nicht so schnell herauskommen wie es unter bedachteren Umständen vielleicht möglich wäre.

P.S.
Ich habe den Politik-Part vergessen:
Der Bundesregierung an sich mache ich wenig Vorwürfe, den Ministerpräsidenten der meisten Bundesländer umso mehr. Jeder kochte bis zuletzt sein eigenes Süppchen, bis es allen erst im November/Dezember endlich mal in die Birne ging dass einzelnes Handeln das bundesweite Problem nicht löst. Ich halte sonst nicht viel von Frau Merkel, aber als sie von "Lockerungsorgien" sprach hatte sie von allen die meiste Weitsicht bewiesen.
Wie auch immer, "meinen" Ministerpräsidenten von NRW (Laschet) werde ich garantiert nicht wählen, schließlich war er einer der Lautesten und Unbelehrbarsten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Werde hier sicher auch reinschreiben. Aber das wird, ebenfalls ein längeres Posting. Bin gespannt auf die andrern Posts. Finds auch spannend, die ganze Sache selber mal wieder, rückwirkend zu betrachten: Wir schlagen uns mit der neuen Normalität seit einem Jahr rum oO
 
Für mich hat sich glücklicherweise bis auf die Freizeit nicht viel geändert. Ich arbeite eh von zu Hause, ich hab einen sehr eng bemessenen Bekanntenkreis, in dem niemand große Einbußen hat. Ich treffe mich privat seit langer Zeit nur mit 3 verschiedenen Kumpels, von denen seit den strengeren Maßnahmen immer 2 pro Woche zu mir kommen, je einer am Freitag und Samstag für nen Filmabend. Zwei von den Dreien arbeiten im Büro von sehr großen Konzernen, sind dort aber fast die einzigen, weil fast alle anderen Homeoffice machen, und auf dem Weg zur Arbeit nutzen sie KEINE Nahverkehrsmittel. Der dritte Kumpel hatte bereits Covid19 und es überstanden, sein Sohn ist mein Patenkind. Dann geh ich nur noch zu meinen Eltern. Das war's, der Rest an sind Kontakte beim Einkaufen oder Gespräche mit Nachbarn über 3-4m hinweg an der freien Luft. Daher fühle ich persönlich mich sehr sicher und habe in Verbindung mit dem Einhalten der Maßnahmen (zB Maske auch dann, wenn "nur" der DHL-Bote ein Paket abgibt) keine Sorge, mich anzustecken. Meine anderen Bekannten hab ich seit Monaten nicht mehr persönlich gesehen, einer von denen hat auch wegen einer Autoimmun-Erkrankung von sich aus so gut wie keinen Kontakt mehr zu anderen, und zwar schon seit fast einem Jahr.

Richtig scheiße für mich PERSÖNLICH ist nur, dass man nicht mehr ausgehen kann und auch nicht mehr ins Stadion darf. Auch dass bis auf Radfahren und Joggen jeder Sport seit langem nicht mehr möglich ist, trifft mich persönlich sehr. Außerdem mache ich mir bei dieser Thematik große Sorgen darum, wie viele der ganzen Kneipen, Bars und Clubs sowie deren Zulieferer die Sache überstehen, denn die sind SO wichtig für die Kultur, womit ich nicht "Elfenbeinturm-Kultur" meine und auch nicht so was wie die 0815-Pop/Ballermann-Kultur, sondern das, was kulturell eher unter dem Radar abläuft und die Saat für zukünftige Entwicklungen in Musik, Mode und Gesellschaft sein kann, aber auch Futter für viele, die keinen Bock auf den ganzen Charts-Scheiß oder gar Schlager haben.

Einer meiner Lieblingsclubs zb hatte an sich jede Woche mindestens 2 Konzerte von kleinen Bands / Künstlern, die so "unbekannt" sind, dass man da maximal 10€ Eintritt bezahlen muss, und das meist dann plus Neben/Vor-band. Aber genau DIESE Band sind halt dann auch "echt" und stehen mit allem hinter ihrer Musik, sind kein Kunstprodukt oder machen Dinge nur "wegen Insta" oder so nem Scheiß. Ich hoffe, den Club gibt es nach der Pandemie noch, damit er dann wieder voll durchstarten kann. Darauf, dass zumindest anfänglich nur staatlich "gewollte" Hochkultur durch Subventionen sowie Pop&Schlager wegen der Kommerzialität übrig bleiben, hab ich keinen Bock...

Ich bin normalerweise an 1-2 Abenden die Woche "Party machen", was für mich bedeutet: Mit Freunden in einem der Stammläden treffen, Bier trinken, über die Woche und Erlebnisse reden, zu Themen diskutieren und nach 2-3 Stunden noch in einen "Alternative"-Club (nicht im Sinne von "alternativ links", sondern von im Sinne von "Szene" oder "Underground" ), wo man an sich das gleiche macht, aber lauter reden muss ;) und ab und an auch mal tanzen geht. Ab und an sind wir auch bei einem befreundeten Pärchen mit 8-10 Leuten, essen und trinken in lockerer Runde bis tief in die Nacht - in jedem Falle an Silvester. Das ging dieses mal natürlich nicht. Und in Sachen Sport spiele ich normalerweise 3-4 Mal die Woche, im Winter auch 1-2 mal. Seit September hab ich keine Minute mehr gespielt...

Aber all das rückt weit in den Hintergrund, wenn man bedenkt, wie schlecht es vielen anderen geht, wie viele schon verstorben oder krank geworden sind und wie es bei uns aussehen würde, wenn man alles einfach so laufengelassen hätte als gäb es keinen Virus. Und "wäh - meine Freizeit ist langweilig!" ist natürlich auch ein viel kleineres Problem als sich mit ner ganze Familie inklusive Kindern über Wochen und Monate die Decke auf den Kopf fallen lassen zu müssen. Aber hier soll es ja um die eigene Situation gehen ;)
 
Also.

Bei mir wird es vielleicht nicht so viel Text. :) (Ok, doch)

Privat hat mir die Pandemie keine großen Einschränkungen beschert, außer, dass gesellige Videoabende weggefallen sind oder auch ausgiebiges Flanieren in der Stadt und gemeinsames frühstücken im Lieblingscafé.
Mein Musikunterricht findet derzeit wieder virtuell statt und mein anderes Hobby (ihr wisst schon...Gaming) lässt sich perfekt online mit anderen erleben.
Dass ich nur noch mit FFP-Maske rumlaufe und meine Eltern mich auch nicht mehr ohne sehen, ist etwas traurig, aber mittlerweile völlige Routine geworden.

Beruflich sieht das natürlich ganz anders aus. Seit einem Jahr stehen alle Themen, die sonst meinen Berufsalltag bestimmten, absolut im Schatten der Pandemie. Es gab eine harte Zeit mit vielen Überstunden, aber da haben wir mittlerweile die Reißleine gezogen und seitdem ist es besser.
Und das soll auch gar nicht negativ klingen, denn tatsächlich haben wir unheimlich von COVID profitiert, so böse das auch klingen mag. Wir haben bis zur Geschäftsleitung rauf enorm viel Anerkennung bekommen. Wir bekamen eine Gehaltserhöhung, ohne danach fragen zu müssen und sehr viel Unterstützung. War man vorher die Abteilung, die kein Geld bringt (was so auch nicht stimmt, aber bei uns ist es nicht so offensichtlich) und Kosten verursacht, wenn wir was zu bemängeln haben, sind wir nun diejenigen, die das Chaos (versuchen) zu bändigen und anderen helfen, in dieser schwierigen Situation klar zu kommen.
Das tut ganz gut und gerade in einer Zeit, in der andere Branchen schlimme Probleme haben.
Aber manchmal nagt es an der Moral, wenn wieder jemand an der Krankheit gestorben ist oder man mit Menschen spricht, die immer noch an den Spätfolgen leiden oder mit Ärzten, als die sich sorgten, als die Kapazitäten für Notfallpatienten knapper wurden. (In der Phase hat man das auch hier im Forum gemerkt :B)

Dennoch bin ich weiterhin ganz gut dabei, auch wenn ich denke, dass wir noch alle einen langen Weg vor uns haben.
Solange ich mit unseren Kollegen und dem netten Menschen aus dem Gesundheitsamt lachen kann, ist alles in Ordnung. ;)

Bin übrigens vor drei Stunden das erste mal geimpft worden. Das habe ich auch erstmal ganz gut verpackt. ;)
 
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