Frage: Wie kann es sein, daß man bei einem Medium sagt: "Alles ist Kunst" (Bilder, Literatur, Film, Musik,...) und bei Spielen heißt es plötzlich "Manches kann Kunst sein, aber nicht alles ist Kunst"?
In meinen Augen ein
besonders kritischer Punkt, der eine unhaltbare Situation schafft.
Eigentlich habe ich nie ein Problem damit, meine Meinung zu einem Thema und mein Verständnis einer Situation klar auf den Punkt zu bringen. Aber hier... Ich finde nicht die richtigen Worte, um die Situation zu verdeutlichen, die durch solch einen Schwachsinn geschaffen wird. Ich habe jetzt schon mehrfach zu einem Beitrag angesetzt, aber nach ein paar Zeilen wieder alles verworfen. Verzeiht also bitte, wenn Nachfolgendes stellenweise etwas wirr klingt, oder ich mich wiederhole. Ich versuche es beim Schreiben zu sortieren.
Fangen wir mit der Grundlage an. Es gibt keine objektiven Maßstäbe dafür, was genau nun Kunst ist! Man kann kein Lineal anlegen und sagen "
Dieses Bild ist 13,6cm hoch. Damit ist es Kunst". Das geht nicht. Man kann höchstens darüber diskutieren, ob man etwas als Kunst empfindet. Dabei wird man aber niemals zu einem gültigen Ergebnis kommen. Was ich als Kunst empfinde, kann für einen anderen auch grausliges Gekritzel sein. Wie will man also beurteilen, welches Spiel sich nun Kunst nennen darf und welches nicht? Man beachte: Es geht hierbei nicht um einen persönlichen Standpunkt und das eigene Verständnis von Kunst, sondern darum, ob etwas gegen Gesetze verstößt, oder ob es gewisse Freiheiten genießt, die man der Kunst gewährt (und da geht es nicht nur um Hakenkreuze).
Es darf nicht sein, dass bei jedem Spiel im Einzelfall entschieden werden muss. Schon bei der Altersfreigabe stellt sich die Frage, warum manche Spiele zeigen dürfen, was anderen Spielen verboten wurde. Das beste Beispiel ist hier wohl Fallout: New Vegas. Zum ursprünglichen Release hat Bethesda noch die Schere angesetzt, um das Spiel in Deutschland verkaufen zu können. 1,5 Jahre später, hat man die Ultimate Edition ungeschnitten auf den deutschen Markt gebracht. Wir reden hier vom selben Spiel! Würde man "Kunst" ähnlich konsequent beurteilen? Es darf nicht sein, dass künftig Spiele ungeschnitten auf den Markt kommen, weil sie Kunst sind, während ähnlichen Spielen verwehrt wird, sich Kunst nennen zu dürfen. Das grenzt an Wettbewerbsverzerrung.
Man erlaubt Uwe Boll, seine Filme Kunst zu nennen. Farcry und Alone in the Dark sind also genauso Kunst, wie Der Pate oder Pulp Fiction. Und wenn Sido das nächste mal "
Endlich Wochenende, unendlich viele Drogen nehmen" ins Mikrofon sallert, steht er wieder auf einer Ebene mit Mozart und Beethoven. Bei Computerspielen aber, wird von Fall zu Fall entschieden, was im Extremfall so endet, wie mit Fallout: New Vegas und der Ultimate Edition.
Wenn man ein Medium in den Kunst-Club aufnimmt, dann soll man dies auch vollumfänglich machen. Gebt allen "Künstlern" die gleichen Chancen. Lasst die Entwickler entwickeln, was sie entwickeln wollen. OHNE das sie sich bereits in der frühen Design-Phase fragen müssen, ob ihr Spiel wohl offiziell als Kunst anerkannt wird, oder ob sie es so gestalten müssen, dass sie am Ende die Hälfte wegschneiden können, ohne unlogischen Müll (durch fehlende Zusammenhänge) zu bekommen. Überlasst dem Betrachter, ob er das Spiel als Kunst empfindet. Nicht einem einzelnen Prüfer. Lasst Kunst Kunst sein, auch wenn sie schlecht ist. Wenn Sido schon auf einer Stufe mit Mozart und Beethoven steht, wird es ja wohl kaum wehtun (sinnbildlich gesprochen), Fallout: New Vegas auf eine Stufe mit Falout: New Vegas - Ultimate Edition zu stellen, oder?
Nein, ich habe da echte Verständisprobleme... Andere Werke werden blind als Kunst anerkannt, bloß weil sie in einem Format veröffentlicht werden, in dem schon bedeutende Kunst veröffentlicht wurde. Spiele allerdings, will man im Einzelfall beurteilen, obwohl es keine klaren Maßstäbe gibt. Man verlässt sich auf das Kunstverständnis eines Prüfers, obwohl man schon seit Jahren sehen kann, dass die Prüfer bei der Altersfreigabe auch MIT relativ klaren Vorgaben widersrpüchlich handeln. Wie soll das gut gehen?
Man geht hier den völlig falschen Weg. Niemand sollte stellvertretend für alle entscheiden dürfen, was Kunst ist und was nicht.