Steht doch schon da: Ich finde das Spielprinzip ist völlig hirnlos. Was steckt für ein Gedankengang hinter dem Spielprinzip? Stundenlang durch eine häßliche Grafik rennen und alles zer- und verkloppen, was einem im Wege steht. Das ganze gepaart mit übertriebener Brutalität und schon finden das viele toll? Ich finde es einfach nur krank und bin immer wieder entsetzt, womit sich manche so zufrieden geben.
Ich finde Du simplifizierst da etwas zu stark. Auf die Art kann man jedes Videospiel schlecht aussehen lassen. Da ist dann jeder Egoshooter auch nur stundenlanges rumgeballer und zerstören von allem was einem vor die Flinte läuft. Da wäre ein Formel 1 Spiel nur hirnloses im Kreis fahren und ein Fußballspiel nur stupides dem Ball hinterher rennen und hin und her laufen. So vereinfacht sieht natürlich auch Prototype ziemlich mies aus das stimmt.
Hast Du den Titel je selbst gespielt oder ihn direkt völlig ignoriert?
Spielt man nämlich Prototype mal selber, stellt man fest, dass es zwar seine Ecken und Kanten hat, aber ein durchaus innovatives Open-World-Spiel ist. Prototype wurde hier letztens als die "Ultimative Macht-Fantasie" beschrieben und das trifft es eigentlich ziemlich genau.
Bei der folgenden Beschreibung mag nicht jedes Detail genau stimmen, da es eine Weile her ist, das ich das Spiel durchgespielt habe.
Der Protagonist Alex Mercer hat einen Virus aus einem Labor in dem er arbeitet entwendet und versucht damit zu entkommen. Mit dem Rücken zur Wand in die Ecke gedrängt misslingt der Versuch und als letzter Ausweg setzt Mercer das Virus frei.
Man startet im Grunde ohne große Erinnerungen was passiert ist und versucht durch ein Netz aus Lügen / Täuschungen / Intrigen und Verschwörung hindurch herauszufinden, was passiert ist und welche Rolle man selbst und der Virus in dieser Angelegenheit spielt.
Im Verlauf des Spiels findet man dann diverse Dinge heraus, die mit kleinen Informations-Schnipseln, die in Mini-Zwischensequenzen gezeigt werden mehr und mehr Hintergrund enthüllen. Man erfährt unter anderem was das für ein Virus ist, warum es "erschaffen" wurde und welche bösartigen Ziele damit verfolgt werden sollten, die Motivation von Alex Mercer etc. Auch gen Ende weiß das Spiel noch mit einer für mich damals sehr überraschenden Wendung noch mal einen "Wow-Effekt" zu erzeugen.
Klar Open-World-Titel sind nicht immer bildhübsch und Prototype war da sicherlich kein Meilenstein der Grafikgeschichte aber hässlich wie die Nacht eben auch nicht. Zweckmäßig und von der Atmosphäre her ok. So würd ich die Grafik bezeichnen.
Alex Mercer ist der Gestaltwandel-Anti-Held schlechthin. Mit abgedrehten, bösartigen Superkräften und den spielerischen Freiheiten die einem das Spiel gibt, kann man sich selbst abseits der Story Missionen für Stunden in dem Titel verlieren indem man die zahlreichen Nebenmissionen bzw. Herausforderungen meistert.
Der hohe Gewaltgrad des Titels trägt zumindest für mich stark dazu bei die extreme Überlegenheit des Protagonisten gegenüber dem 0815 Soldat oder gar einem Panzer oder Hubschrauber zu demonstrieren. Es ist meiner Meinung nach auch bewußt übertrieben worden um das ganze einfach etwas überspitzt darzustellen.
Naja und nur weil einem der Entwickler die Freiheit gibt sich quer durch New York zu metzeln (was durchaus auch Aufmerksamkeit seitens des Militärs erregt und entsprechende Gegenwehr provoziert) heißt es noch lang nicht, dass man es auch macht bzw. vom Spiel dazu aufgefordert wird. An keiner Stelle wird von einem verlangt wahllos Zivilisten zu schnetzeln oder ähnliches. Meist wird man auf Mutantenjagd geschickt oder legt sich eben mit dem Militär an.
Auch wird es einem meist selbst überlassen wie man spielen will. Es gibt die "Mit dem Kopf durch die Wand"-Methode in der man sich durch seine Gegner metzelt oder die Schleich-Methode in der man mit dem Aussehen eines Soldaten feindliche Stützpunkte infiltriert. Gewalt ist also nicht die einzige Wahl.
Es steckt also weitaus mehr in Protoype als nur hirnlose Gewalt, man muss nur mal genauer hinsehen und etwas offener für vermeintlich hinrlose Titel sein.