• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank
  • Kritk / Fragen / Anregungen zu Artikeln

    Wenn ihr Kritik, Fragen oder Anregungen zu unseren Artikeln habt, dann könnt ihr diese nun in das entsprechende Forum packen. Vor allem Fehler in Artikeln gehören da rein, damit sie dort besser gesehen und bearbeitet werden können.

    Bitte beachtet dort den Eingangspost, der vorgibt, wie der Thread zu benutzen ist: Danke!

"Oppenheimer" in der Filmkritik: Männer, die auf Tafeln starren

Christian Fussy

Redakteur
Teammitglied
Mitglied seit
19.02.2013
Beiträge
245
Reaktionspunkte
35
ich gebe nichts auf die meinung anderer, werde mir selber ein bild machen :)
 
Ich liebe Nolan. Interstellar unangefochten auf dem Thron. Mich catcht leider das Thema weniger. Ich bin recht belesen im Thema, trotz allem habe ich die Epoche des atomaren Wettlaufs und folgenden kalten Kriegs der Kriegs- und Nachkriegsjahre irgend wie über. Ich werde warten und irgend wann günstig nachholen.
 
Ich bin selten mit Chritian Fussy einer Meinung aber dieses mal kann ich seine Kritik nur zu 100% unterschreiben.

Ich war am Samstag im Kino und kann nicht sagen, dass mich "Oppenheimer" gelangweilt oder nicht unterhalten hat aber dennoch muss sagen, dass der Film paradoxerweise ziemlich lahm, zäh und etwas am Thema vorbei gedreht wurde. Ich und einige andere haben nach einer gewissen Zeit immer wieder auf die Uhr geguckt (ja, Analoguhr). In Gedanken kam mir, dass der Film doch langsam zu Ende sein könnte.

Der Cast ist gut bis sehr gut. Allen voran Cillian Murphy war herausragend! Nur muss man sich auch fragen muss warum diverse Charaktere überhaupt in dem Film gezeigt wurden, wenn sie dennoch nur Randfiguren sind und stellenweise nur kurzfristige Seelsorger/Stichwortgeber darstellen. In einer Szene ist ein Charakter immerhin da und in den danach folgenden Szenen ist es nicht mal mehr eine Randbemerkung wert. Traurig ist halt, dass in einem drei stündigen Film viel erzählt wird ohne wirklich etwas zu erzählen.

In dem Sinne hatten leider so einige Schauspieler:Innen so viel verschenktes Potential. Bei Florence Pugh hatte man irgendwie das Gefühl, dass bei ihr eher die Sexszenen im Fokus standen, die es nicht gebraucht hätten. Für Rami Malek gab es einfach nichts zu tun, außer eine wichtige Szene (dass der Mann mehr kann hat man in "Bohemian Rapsody" und "Mr. Robot" gesehen).

Emily Blunts Charakter wurde mehr als nervige Zicke dargestellt, obwohl sie als Ehefrau sicherlich facettenreicher war. Relevant für die gesamte, erzählte Geschichte war sie auch nur in einer Szene.

So viele namenhafte Schauspieler:Innen in einem Film und kaum jemand hatte wirklich etwas zu tun. Wenn manche Charaktere nach gefühlt einer halben Stunde doch nochmal auftauchen hatte ich den Gedanken: "Oh stimmt, die Person gibt’s ja auch noch."

Die Thematik mit dem Kind Oppenheimers hätte es auch nicht gebraucht, weil es nicht auserzählt wurde, sondern auch nur eine Randbemerkung war, ebenso wie die Schauspieler:Innen, die sich um das Kind gekümmert haben und daher nur kurz eingeführt wurden aber dann nie wieder gesehen werden, denn das war auch mehr gefühlt eine Fußnote.

Robert Downey Jr., den ich an sich als Schauspieler schätze, fand ich auch eher schwach. Sein Schauspiel wirkte eher so als hätte er einen greisigen Tony Stark gespielt.

Die Filmmusik ist großartig! Das was Ludwig Göransson da komponiert hat hört sich wundervoll an, nur wirkt sie deplatziert. Wenn man die Augen schließt könnte man denken, dass man "Blade Runner" guckt, abgesehen davon dass einem kaum Szenen dargeboten werden die ohne Musik auf Zuschauer:Innen einwirken durften. Gerade wieder in den ersten 2/3 des Films wird man quasi dauerbeschallt. Etwas mehr Demut (immerhin ist die Musik meistens "brachial" und schwankt von etwas dezent bis laut) wäre im Film deutlich angebrachter aber dieses Opulente dient wieder mehr zur Ablenkung von einer Erzählung die nicht wirklich etwas erzählt.

Wie immer gelingt es Nolan ein riesen Fass aufzumachen macht es aber nur halbgar, denn die Geschichte Oppenheimers in drei Stunden zu zeigen ist so als würdest man die Geschichte der Welt in einer dreiteiligen Miniserie verpacken. Wichtige und essentielle Charaktere bleiben einfach auf der Strecke. Da macht es keinen Unterschied, dass Nolan inszenatorisch fast immer abliefert, sei es vom Set oder von den handgemachten Special Effects (ich war wirklich beeindruckt wie man die Atombombenexplosion simuliert hat). Dennoch merkt man immer wieder aufs Neue, dass Nolan seine typische Formel mit einem Zeitthema und auch gerne etwas Agentenmäßiges einbauen muss, woran man metaphorisch schon fast die Uhr stellen kann. Ich finde es einfach schade, dass Nolan es einfach nie schafft über seinen Schatten zu springen, obwohl in seinen Filmen so viel Potential steckt, die er aber durch seine Nolan-Formel immer wieder zerstört.

Die kurz angedeutete Kritik an der Arbeit Oppenheimers kam auch viel zu kurz, ebenso wie die soziale Komponente, die Oppenheimers Familie betrifft. Davon hätte ich auch gerne mehr gesehen, weil sie den Charakter – wir reden hier immerhin von einem Biopic – besser durchleuchtet hätte.

Etwas Gutes hatte der Film auf jeden Fall: Er hat mein Interesse an J. Robert Oppenheimer als Person geweckt aber das ist für ein Biopic auch ziemlich schwach, denn irgendwie ist es schade, dass man im Vorfeld oder im Nachhinein mehr recherchieren muss, um die starke Blässe in Schärfe zu verwandeln. Wenn die Intention von Nolan und "Oppenheimer" genau das war, dann hat der Film natürlich alles richtig gemacht und sein Ziel erfüllt.
Wenn nicht war selbst "Elvis" als Biopic, der auch nicht gerade stark war, erleuchtender, was den Charakter angeht.

Dem Film hätte es auch wirklich gut getan wenn man ihn stringent erzählt hätte, anstatt mal wieder mit Zeitsprüngen zu arbeiten. Das hätte allen Charakteren gut getan, weil sie dann nicht wie hineingeworfen gewirkt hätten. Auch dieser Film beweist, dass Nolan von seinen schlechten Erzählweisen und seinen platten Geschichten ablenkt, in dem er pathologisch Filme wirr bis unübersichtlich machen muss.
Dass Nolan, wegen seinem Wirr Warr den Zuschauer:Innen immer wieder zeigen bzw. von den Charakteren erzählen lassen muss was passiert war auch wieder typisch. Der Dialog im Zug ist das präsenteste Beispiel daran, weil Charaktere im Vorfeld erzählen was als nächstes passiert und dann beim nächsten Szenenwechsel genau das Gesagte gezeigt wird.

Prinzipiell hatte ich das Gefühl, dass ich in den ersten 2/3 des Films einen Trailer geguckt habe (kurzer Dia- oder Monolog->Szenenwechsel; kurzer Dia- oder Monolog->Szenenwechsel; kurzer Dia- oder Monolog->Szenenwechsel und das permanent wiederholend). Es wirkte mehr so als müsste Nolan krampfhaft Zitate herunterrattern, weil er sie gut und wichtig fand. Grundsätzlich hat mich das letzte Drittel deutlich mehr abgeholt, weil die Erzählweise etwas stringenter war und bei weitem nicht so gehetzt.

Wenn man mich fragt fehlt es "Oppenheimer" am Fokus. Die Person Oppenheimer, also sein Charakter und sein Privatleben, wird so gut wie gar nicht durchleuchtet, seine Mitarbeit am Manhattan Project ist auch zu wenig (darüber gibt es ja durchaus schon diverse Filme), der Politthriller-Aspekt hat etwas mehr Spielraum, nimmt aber dennoch nicht den Platz ein, den er verdient hätte und als allgemeine Kritik am Werk der Atombombe mangelt es leider auch.

Ich verstehe immer weniger den Hype um Nolan, weil er immer dasselbe macht: Komplexität suggerieren, obwohl die Geschichte bei weitem nicht so komplex ist wie angedeutet. Dabei ist Oppenheimers Leben komplex genug, wenn man sie richtig erzählen würde, denn gerade die Charaktere selbst machen die Geschichte komplex, da braucht es nicht noch zusätzlich eine wirre Erzählstruktur. Der Verdacht liegt nahe, dass Nolan im wahrsten Sinne des Wortes nur die Bombe platzen lassen wollte. Mittlerweile bin ich bei dem Punkt, dass ich sagen muss, dass Nolan ein Blender ist.

Im Vergleich zu "Oppenheimer" gucke ich mir dann doch lieber nochmal "A Beautiful Mind" oder auch "The Imitation Game" an, weil sie besser erzählt und vor allem die besseren Biopics über einen Mathematiker bzw. Physiker sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh mein Gott. Bin zufällig hier gelandet.
Also eine kompetenzfreiere Rezension hab ich bisher nirgendwo gelesen.
Oppenheimers Frau war eine depressive Alkoholikerin. Das Spiel von Blunt zB war nuanciert und herausragend. Kann man für das gesamte Schauspielerriege so bewerten.
Maleks Rolle war zwar winzig aber wichtig. Schließlich führten nicht zuletzt seine Ausführungen vor dem Senat zur Nichtwiederwahl von Strauss.
Sie haben leider nicht die geringste Ahnung vom Medium Film. Bleiben Sie bitte lieber beim Rezensieren von PC Games (wie der Name Ihrer Website sowieso suggeriert).
Und nein, ich bin kein Nolan-Fan. Hab gar nicht alle Filme gesehen.
Oppenheimer ist grandioses, fesselndes Kino (wahrscheinlich nut erkennbar für Kinoliebhaber ab 30 - und nichts für 16 jährige Gamer, die glauben, wenn das MCU vor Greenscreens rumhampelt, das wär lustig und toll). Schuster bleibt bei Euren Leisten.
 
Ich liebe Nolan. Interstellar unangefochten auf dem Thron. Mich catcht leider das Thema weniger. Ich bin recht belesen im Thema, trotz allem habe ich die Epoche des atomaren Wettlaufs und folgenden kalten Kriegs der Kriegs- und Nachkriegsjahre irgend wie über. Ich werde warten und irgend wann günstig nachholen.

Wirklich, sein bei weitem schlechtester Film (hab Oppenheimer nicht gesehen, aber schlimmer gehts nicht)? Ja bis zur Mitte ist der schon super, aber ab dann wirds so ein Schwachsinn, Logik fliegt komplett űber Bord, es wird nur noch albern und das trotz der angeblich hohen wissenschaftlichen Akkuratesse...

Aber wirklich schade, der Film hätte mega werden können, wenn nicht die Lösung "Deus Ex Machina", widersprüchliches Paradoxon und "ich finde die Lösung in meinem Kinderzimmer" wäre....
 
Zurück