Sehr geehrte Damen und Herren.
Wieder einmal haben Sie bewiesen, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu primitiver Meinungsmache und Propaganda fähig ist und eben nicht zu sachlicher Darstellung von Tatsachen. Allein durch die voreingenommene und vorsätzlich falsche Präsentation von Fakten auf ihrer Homepage (http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,3990031,00.html) haben Sie in meinen Augen jeglichen Anspruch auf Sachlichkeit verwirkt.
Ich rate ihnen stark sich vorher in den entsprechenden Kreise kundig zu machen bevor Sie weiterhin solche Machwerke an reisserischen Machwerken verbreiten. Der von Ihnen veröffentlichte Artikel hat nichts mit der Realität zu tun, sondern zielt alleine darauf ab die Gruppe der Computerspieler (von denen wohlgemerkt die meisten schon erwachsen sind) in ein falsches Licht zu stellen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Ihre "Berichterstattung" grenzt schon fast an Volksverhetzung, und ich kann nur sagen dass mich das ZDF wieder einmal sehr enttäuscht hat. Anstatt die Chance zu nutzen und einmal vernünftig über das Thema Gewalt in Computerspielen zu berichten, lassen Sie sich nur wieder einmal dazu herab unser Hobby schlecht zu reden und uns alle als Wahnsinnige oder potenzielle Gewalttäter darzustellen.
Ich möchte nur einmal auf ein paar Kleinigkeiten hinweisen (alle Zitate der oben aufgeführten Website entnommen):
* "Trotz derlei virtuellen Gewaltexzessen können auch solche Spiele in deutschen Kaufhäusern vermarktet werden."
Und welche Titel genau sind "solche Spiele"? Nennen Sie diese doch bitte auch beim Namen, mit dem entsprechenden Kaufhaus bitte. Ich hege jedoch starke Zweifel dass Ihnen das gelingen wird, da dererlei brutale Spiele sich nicht der BPjM entziehen können und sehr schnell wieder aus den Regalen verschwinden, wenn sie denn überhaupt erst dorthin gelangen. Oder benutzen Sie diese Formulierung etwa nur der reißerischen Wirkung auf den nicht mit der Materie vertrauten durchschnittlichen Zuschauer wegen?
* "Wir haben uns geeinigt, wir wollen mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen Nachweise führen, dass die USK hier falsch gehandelt hat, und dann aber gleich den Auftrag erteilen, 'was sind Killerspiele?' - dann wollen wir Formulierungen haben für ein Herstellungsverbot und ein Verbreitungsverbot."
Was mich zu der Frage führt ob der werte Herr Innenminister keine anderen Probleme hat? Oder kann es etwa sein dass wiedereinmal die Computerspiele als schneller Sündenbock für eine hoffnungslos verfehlte Bildungs- und Sozialpolitik herhalten muss? Wie leider so oft in Deutschland ist es wichtiger sich wirksam zu verkaufen und darzustellen, als sachlich fundierte Argumente und Beweise vorzubringen -- und Sie spielen da genau mit.
* "Sachsen Innenminister Dr. Albrecht Buttolo (CDU) hält die derzeit praktizierte Vermarktung für "völlig unakzeptabel, egal ob ab 16 oder ab 18"."
Ich verweise nur auf Artikel 5 des Grundgesetzes: "... Eine Zensur findet nicht statt." Vielleicht sollte der Herr Innenminister zum einen Lesen lernen, und zum zweiten sich mit den demokratischen Grundprinzipien des Deutschen Staates vertraut machen, dem er angeblich dient. Was er hier propagiert widerspricht eklatant dem Grundsatz der Meinungsfreiheit.
* "Wertezerfall bei Jugendlichen"
Was eventuell auf die miserable Ausbildungs- und Arbeitsmarktpolitik der Regierung zurückzuführen ist? Fehlende Ausbildungsplätze, Tausende Ausfallstunden an Schulen, unmotivierte und von der Verwaltung im Stich gelassene Lehrkräfte, verfehlte Sozialpolitik, korrupte und egoistische "Vorbilder" aus Politik und Wirtschaft -- das sind die wahren Gründe für den angeprangerten Werteverfall, nicht jedoch Computerspiele. Wieder ein Beispiel dafür dass die Union es vorzieht schnell einen Sündenbock aus der Luft zu zaubern anstatt sich ernsthaft mit dem Problem zu beschäftigen und sich auch mal selber an die Nase zu fassen.
* "Wir sehen zum Beispiel in einem Spiel, dass der Spieler in die Rolle kommt, einer Frau von hinten das Messer durch den Hals zu ziehen, dann bricht sie zusammen, und eine Blutlache breitet sich aus oder eine Frau mit einer Schaufel zu erschlagen, wüstes Geschrei, und dann liegt sie in ihrem Blut ... und dann sieht man Tote, und das Blut breitet sich aus."
Was so in Deutschland wegen der BPjM nicht vorkommen wird. Dererlei Darstellung erfüllt den Punkt "übermäßige Gewaltdarstellung" und wird mit einem Eintrag auf der Liste der Jugendgefährdeten Schriften beantwortet. Nur eine "entschärfte" Version des Spiels darf (nach einer erneuten Prüfung) in den öffentlichen Verkauf. Diese "Entschärfung" birgt jedoch viel größere Risiken in sich als die reelle Darstellung von Gewalttaten. Oder wie können Sie einem Kind erklären, dass in der Wirklichkeit Menschen die erschossen werden sich nicht kopfschüttelnd auf den Boden setzen wie in Half-Life (dt.)?
* "Aus unserer Sicht ist völlig klar, dass eines der populärsten Spiele unter zehnjährigen, 'GTA San Andreas', überhaupt nicht auf den Markt dürfte."
Womit wir wieder beim Thema "Sündenbock" wären. "GTA San Andreas" hat die USK Einstufung "Ab 16" erhalten. Wie kann dann bitteschön ein 10 Jähriger dieses Spiel spielen? Ist es nicht oft so dass Eltern den Computer als Ersatzbabysitter missbrauchen? Oder dass ihnen einfach die nötige Medienkompetenz fehlt? Aber es ist natürlich viel einfach und populistisch wirksamer die Computerspiele als Sündenbock zu präsentieren, anstatt sich vernünftig zur Diskussion zu stellen und Fehler in der eigenen Politik einzugestehen.
Alles in allem haben Sie wieder einmal demonstriert dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland sich auf dem selben Niveau wie die Bild-Zeitung bewegt und nur öffentlichkeitswirksame Meinungsmache betreibt. Von sachlicher Berichterstattung sind Sie noch soweit entfernt wie Nordkorea von der Demokratie.
Und nur so als abschließende Bemerkung: ich bin 24 Jahre alt, bin im 3. Semester meines Informatikstudiums, hab einen Abiturschnitt von 2.4, und war in noch keine einzige Schlägerei verwickelt obwohl ich seit meinem 13. Lebensjahr Computerspiele (auch die ach so brutalen) spiele.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Rotter.