Die Zeiten haben sich aber geändert. Heute zocken die Kids nicht erst mit 12 oder 14, sondern schon in der Grundschule. Das ist ja gerade, was ich nicht verstehe. Die Welt hat sich in Bezug aufs Zocken extrem gewandelt. Es sind nicht mehr nur 12-30 jährige junge Männer, sondern praktisch alle Gesellschaftsschichten, die gerne zocken, vom Grundschulkind bis ins hohe Alter. Die Spieleindustrie auf den Konsolen wird diesem gesellschaftlichen Wandel überhaupt nicht gerecht. Hier bedient man immer noch die gleiche Zielgruppe - und zwar fast ausschließlich - die man schon vor 10 Jahren bedient hat, nämlich genau die 12-30 jährigen jungen Männer.
Zu behaupten, dass die Playstation als Familiengerät nie richtig eingeschlagen hätte, ist imo dahingehend falsch, dass Sony nie ernsthaft versucht hat, das Image ihrer Konsole der Zeit anzupassen. Microsoft hat jetzt immerhin erkannt, dass die Welt des Gamings größer geworden ist und trägt dem mit seinen One Windows und Xbox Play Anywhere Programmen teilweise Rechnung. Aber wirklich inklusiv ist man nicht, noch hat man erkannt, welche Gelegenheiten der Markt heute bietet abseits von Hardcore Actionspielen. Aus den Erfahrungen mit der Kinect hat man imo die völligen falschen Schlüsse gezogen. Viele Leute mögen die Kinect, schon alleine wegen der Sprachbefehle und Co., und hätten nichts gegen mehr Spiele, die auf sowas basieren. Die Leute waren für eine gezwungen wirkende Implementierung in besagte Hardcore Actionspiele. Microsoft hat verpasst, die Xbox als die ultimative Entertainmentbox im Wohnzimmer zu etablieren, weil sie ihre Kunden nicht verstanden haben und ihr Marketing daher völlig falsch ausgerichtet hatten und nicht etwa weil sie die falsche Technik hatten. Sony hingegen hat überhaupt keine Antwort auf den modernen Markt und hatte noch nie eine. Sie profitieren eigentlich einzig von dem Fehlen von Konkurrenz und den Fehlern der Konkurrenz. Sie verstehen den Markt keineswegs besser, sie verstehen es nur besser, wie man sich gegenüber der Konkurrenz positioniert und von deren Fehlern profitiert. Das ist ein großer Unterschied.
Als umfassende Entertainmentlösung für die ganze Familie im Wohnzimmer ist imo weder die Xbox noch die Playstation geeignet - und das ist schade, weil beide durchaus das Potenzial dazu hätten, wenn man es denn konsequent verfolgen würde. Das heißt ja auch nicht - um den Befürchtungen gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen - dass es dann plötzlich keine Hardcore Actionspiele für Erwachsene mehr geben sollte, ganz im Gegenteil. Mehr Inklusion und ein umfangreicheres Angebot ist eine rein positive Sache. Kein Hardcore Gamer hätte darunter zu leiden, wenn man es nur richtig machen würde.
Als moderner Famlienvater wäre ich heute ziemlich ratlos, welche Gaminglösung ich in mein Wohnzimmer stellen sollte. Xbox und PS sind ungeeignet für Kinder und leider auch immer weniger geeignet für soziale (auch mal nicht gewalttätige) Erfahrungen in einem Raum, die WiiU bietet insgesamt viel zu wenig und befriedigt auch die Erwachsenen nicht wirklich im Hardcore Bereich. Und ein PC ist halt von der Bedienung her eher umständlich und auch nicht unbedingt kindgerecht. "Core Gaming" hat für die moderne Familie keine Lösung und das ist schlicht schade. Mal ganz davon abgesehen, dass es auch bestimmte viele erwachsene Spieler gibt, die gerne mal was anderes zocken würden als immer nur die gleichen Hardcore Actionspieler nach alter Formel...