AchtBit am 14.01.2008 11:11 schrieb:
Aber hast dich schon mal gefragt, warum soviel Kids ständig vorm Spielegerät sitzen? Weil sie ganz einfach keinerlei Kontakte nach Aussen mehr haben. Sie wissen einfach nicht was sie sonst machen sollen und da bietet sich dann halt das Zocken an.
Und genau da liegt ja das Problem! Klar, man kann jetzt fragen, was zuerst da war - das Spiel oder die Antriebslosigkeit.
Ich kenne persönlich 2 exzessive WoW Zocker. Der eine ist 15, er geht weder raus noch hat er irgendwelche Freunde. Er lebt in seiner WoW Welt. Wenn ich aber komme und ihn frage ob wir mal in die Stadt gehen und ein bisschen rumchillen, dann ist er sofort dabei. Da er halt meistens allein zu Hause ist, versteh ich seine Zockerei schon.
Siehst du denn auch, dass er sich durch das Zocken weiter ausgrenzt? Es ist halt irgendwie ein Teufelskreis - so wie bei vielen anderen Drogen auch. Wenn man sich täglich stundenlang in einer (ich drücks mal drastisch aus) Zweitrealität aufhält, macht man sein "echtes" Leben nicht unbedingt attraktiver. Wieso sollte man auch aus eigenem Antrieb heraus Kontakte und Beschäftigungen da draußen suchen, wenn man in seiner eigenen Welt ruckzuck krasse Erfolgserlebnisse wie beispielsweise das Töten eines riesigen Monsters haben kann?
Der andere ist Anfang 40 und querschnittsgelähmt. Er treibt 2 mal die Woche Sport und den Rest der Zeit verbringt er mit WoW. Auch den versteh ich. Wenn du allein einfach nix machen kannst, dann ist Zocken ne willkommene Abwechslung.
In dem Fall gebe ich dir schon Recht - klar ist dieser Mensch dann eingeschränkt und kann nicht all das machen, was gesunde Menschen machen können.
Zocken ist einfach ein Ersatz, für nix Besseres zu tun haben.
Und hier liegt für mich der Hund begraben: anfangs war Spielen ein Zeitvertreib, ein Hobby. WOW aber vereinnahmt jemanden unter Umständen so sehr, dass dieser Mensch seinen Tagesablauf nach WOW ausrichtet. Wer am Ball bleiben will, muss sich nach dem Spiel richten. Ruckzuck sind da mehrere Stunden verstrichen, wenn man eigentlich "nur mal kurz on gehen" wollte.
Ich weiß wovon ich rede, denn ich spiele selber sehr aktiv WOW. Wenn ich weiß, dass ich abends einen Raidtermin habe, plane ich meine Tag darauf hin. Aufstehn, Uni, heimkommen, essen, WOW, pennen gehen.
Aber ich finde glücklicherweise halbwegs einen Kompromiss aus Spiel und RL. Wenn langfristig Raidtermine gemacht werden, lege ich die halt nie aufs Wochenende, da ich die dann eh wieder absagen müsste, wenn ein Kumpel anruft und was machen will.
Dauerzocker sind für mich das Resultat, einer langsam degenerierenten Gesellschaft.
Einer Gesellschaft oder vielmehr einer Zockergesellschaft?
MfG Jimini