MrNooP
Gelegenheitsspieler/in
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Warum Nebenquests dazu gehören; oder eben auch nicht
Ich möchte an dieser Stelle mal ein größeres Fass aufmachen, da ich in den letzten Tagen zu dem Thema einige Gedanken hatte und gerne die Meinung anderer hören würde. (Sorry jetzt schon einmal für einen riesigen Batzen Text )
Vor geraumer Zeit kam ein Update für AC Odyssey, das es ermöglicht, die Level der Gegner permanent unter dem eigenen anzusiedeln. Zu der Zeit hatte ich das Spiel noch nicht gekauft und die Änderung erschien mir, angesichts der Kritik, die das Spiel anfangs wegen langsamen XP-Gewinns erhielt, doch sehr sinnig. In den Kommentaren wurde mir danach nahegelegt, dass Questen abseits der Mainstory ja unweigerlich zu einem Rollenspiel dazu gehört. Seit dem Artikel habe ich mir aufgrund eines guten Sales im Ubishop das Spiel einfach mal geholt und wollte mich selber überzeugen, ob sich denn seit Origins etwas geändert hat, bei dem ich persönlich an mehreren Stellen es als störend empfand, wenn ich 3 Sidequests machen musste, um meinen Level auf die nächste Stufe für die Mainstory zu heben.
Worum es jetzt eigentlich gehen soll, ist die Frage, ob das Erledigen von Nebenquests denn nun zu so einem (Action-)RPG dazugehören MUSS. Springender Punkt ist für mich hier (auch wenn dieser Begriff seit geraumer Zeit ausgelutscht ist) die sogenannte ludo-narrative Dissonanz, also der Bruch zwischen Story und dem was eigentlich gespielt wird. Wir alle kennen das aus Uncharted oder Tomb Raider, wo der vermeintliche Held(in) einfach mal 100 Leute ermordet und trotzdem als Mensch mit Gewissen dargestellt wird. In einem Rollenspiel zeigt sich das meist auf andere Art und Weise. In den meisten Spielen haben wir ja eine recht klare Hauptstory: Die Welt geht unter, ein Bösewicht will alles vernichten, das Böse selbst will uns an den Leib - der übliche Kram. Und dann entscheiden wir uns in einem Dorf was wir durchreiten dazu, einem Bauern dabei zu helfen, seine Kühe in den Stall zu führen um vielleicht die Milchflasche der Kräftigung und ein paar XP zu erhalten. Klingt doof, passiert aber oft genug.
Und genau hier liegt mein Kritikpunkt. Gehört das denn zu einem RPG, einem ROLLENspiel, dazu? Würde Bayek denn wirklich der Vergiftungsverschwörung des örtlichen heiligen Krokodils auf die Spur gehen, wenn Aya ihm vor ein paar Momenten noch erzählt hat, dass ein Informant in der nächsten Stadt jeden Moment gekidnapped werden könnte? Würde Geralt wirklich den verschwundenen Ehemann auffinden, auch wenn die Wild Hunt jeden Moment Ciri finden könnte? Würde Kassandra einer Frau helfen ihrem Mann Viagra zu brauen, wenn Okkultisten ihr auf den Fersen sind?
Ich denke, jeder versteht was ich meine. Nebenquests können teilweise einen Riss in den Spielfluss der Hauptstory darstellen, gerade, wenn man mehrere davon machen muss, um mit dieser fortzufahren. Aber es gibt ja durchaus auch ein paar positive Beispiele. Nehmen wir mal Divinity OS2. Unser Hauptanliegen ist es anfangs, aus dem Gefängnis Fort Joy zu entfliehen. Um das zu bewerkstelligen, werden dem Charakter auf seiner Suche nach Möglichkeiten mehrere Personen vorgestellt, die einen Ausweg bieten könnten - wenn man bereit ist, ihnen zu helfen. Damit bietet das Spiel eine erzählerische Konnektivität zwischen Haupt- und Nebenquests und nicht nur ein Levelcap. Unser Charakter muss also zB einen Schuh für jemanden finden, weil er sonst keinen Weg sieht, sein eigenes Ziel zu erreichen.
Bevor ich jetzt Spiele wie die bereits erwähnten AC und Witcher (und so ziemlich jedes andere aktuelle RPG) an den Pranger stelle, so gibt es doch auch hier ein Pro-Argument. Die Charaktere, die wir in diesen Spielen verkörpern, verdienen ihren Sold meist damit, anderen zu helfen. Dass ein Hexer, dessen Aufgabe es ist, Monster für Geld zu erlegen, in einem Dorf die hiesige Drowner Plage erledigt, scheint somit also auch gar nicht mehr so abwegig. Denn auch er muss ja auf seiner Suche nach Ciri von irgendetwas leben. Somit kann man sich als Rollenspieler definitiv seine Geschichte dazu denken und die erwähnte Dissonanz fällt auf einmal gar nicht mehr so auf. Genau diesen Punkt nehme ich mir zurzeit auch in Odyssey zu Herzen. Und so dumm es auch klingen mag, es hilft mir. Zwar gibt es immer noch Tiefpunkte in dem Spiel, was die Variation an Questdesigns angeht, jedoch habe ich somit mehr Spaß daran, mir auch einmal Zeit zu nehmen und Sachen zu erledigen.Denn hier haben RPGs einem Action Adventure doch einiges voraus - wir schreiben hier eine zum Teil eigene Story.
Ist das Erledigen von Nebenquests nun wirklich nötig? Ich denke, da hat jeder eine andere Meinung. In einem Fallout ist es vermutlich der beste Teil am Spiel, in einem Witcher kann es eher auch mal von einer tollen Geschichte ablenken, so dass man den Faden verliert.
Für mich persönlich kommt es also auch immer darauf an, wie die Nebenaufgaben ihre eigene Geschichte erzählen und ob ich diese als relevant empfinde. Denn so ist es nicht nur einfach mehr Content aus Prinzip, sondern auch welcher, der Spaß macht.
Nach diesem Schinken an Text die Frage in die Runde: Wie seht ihr das? Teilt ihr meine Meinung oder seht ihr es komplett anders?
Ich möchte an dieser Stelle mal ein größeres Fass aufmachen, da ich in den letzten Tagen zu dem Thema einige Gedanken hatte und gerne die Meinung anderer hören würde. (Sorry jetzt schon einmal für einen riesigen Batzen Text )
Vor geraumer Zeit kam ein Update für AC Odyssey, das es ermöglicht, die Level der Gegner permanent unter dem eigenen anzusiedeln. Zu der Zeit hatte ich das Spiel noch nicht gekauft und die Änderung erschien mir, angesichts der Kritik, die das Spiel anfangs wegen langsamen XP-Gewinns erhielt, doch sehr sinnig. In den Kommentaren wurde mir danach nahegelegt, dass Questen abseits der Mainstory ja unweigerlich zu einem Rollenspiel dazu gehört. Seit dem Artikel habe ich mir aufgrund eines guten Sales im Ubishop das Spiel einfach mal geholt und wollte mich selber überzeugen, ob sich denn seit Origins etwas geändert hat, bei dem ich persönlich an mehreren Stellen es als störend empfand, wenn ich 3 Sidequests machen musste, um meinen Level auf die nächste Stufe für die Mainstory zu heben.
Worum es jetzt eigentlich gehen soll, ist die Frage, ob das Erledigen von Nebenquests denn nun zu so einem (Action-)RPG dazugehören MUSS. Springender Punkt ist für mich hier (auch wenn dieser Begriff seit geraumer Zeit ausgelutscht ist) die sogenannte ludo-narrative Dissonanz, also der Bruch zwischen Story und dem was eigentlich gespielt wird. Wir alle kennen das aus Uncharted oder Tomb Raider, wo der vermeintliche Held(in) einfach mal 100 Leute ermordet und trotzdem als Mensch mit Gewissen dargestellt wird. In einem Rollenspiel zeigt sich das meist auf andere Art und Weise. In den meisten Spielen haben wir ja eine recht klare Hauptstory: Die Welt geht unter, ein Bösewicht will alles vernichten, das Böse selbst will uns an den Leib - der übliche Kram. Und dann entscheiden wir uns in einem Dorf was wir durchreiten dazu, einem Bauern dabei zu helfen, seine Kühe in den Stall zu führen um vielleicht die Milchflasche der Kräftigung und ein paar XP zu erhalten. Klingt doof, passiert aber oft genug.
Und genau hier liegt mein Kritikpunkt. Gehört das denn zu einem RPG, einem ROLLENspiel, dazu? Würde Bayek denn wirklich der Vergiftungsverschwörung des örtlichen heiligen Krokodils auf die Spur gehen, wenn Aya ihm vor ein paar Momenten noch erzählt hat, dass ein Informant in der nächsten Stadt jeden Moment gekidnapped werden könnte? Würde Geralt wirklich den verschwundenen Ehemann auffinden, auch wenn die Wild Hunt jeden Moment Ciri finden könnte? Würde Kassandra einer Frau helfen ihrem Mann Viagra zu brauen, wenn Okkultisten ihr auf den Fersen sind?
Ich denke, jeder versteht was ich meine. Nebenquests können teilweise einen Riss in den Spielfluss der Hauptstory darstellen, gerade, wenn man mehrere davon machen muss, um mit dieser fortzufahren. Aber es gibt ja durchaus auch ein paar positive Beispiele. Nehmen wir mal Divinity OS2. Unser Hauptanliegen ist es anfangs, aus dem Gefängnis Fort Joy zu entfliehen. Um das zu bewerkstelligen, werden dem Charakter auf seiner Suche nach Möglichkeiten mehrere Personen vorgestellt, die einen Ausweg bieten könnten - wenn man bereit ist, ihnen zu helfen. Damit bietet das Spiel eine erzählerische Konnektivität zwischen Haupt- und Nebenquests und nicht nur ein Levelcap. Unser Charakter muss also zB einen Schuh für jemanden finden, weil er sonst keinen Weg sieht, sein eigenes Ziel zu erreichen.
Bevor ich jetzt Spiele wie die bereits erwähnten AC und Witcher (und so ziemlich jedes andere aktuelle RPG) an den Pranger stelle, so gibt es doch auch hier ein Pro-Argument. Die Charaktere, die wir in diesen Spielen verkörpern, verdienen ihren Sold meist damit, anderen zu helfen. Dass ein Hexer, dessen Aufgabe es ist, Monster für Geld zu erlegen, in einem Dorf die hiesige Drowner Plage erledigt, scheint somit also auch gar nicht mehr so abwegig. Denn auch er muss ja auf seiner Suche nach Ciri von irgendetwas leben. Somit kann man sich als Rollenspieler definitiv seine Geschichte dazu denken und die erwähnte Dissonanz fällt auf einmal gar nicht mehr so auf. Genau diesen Punkt nehme ich mir zurzeit auch in Odyssey zu Herzen. Und so dumm es auch klingen mag, es hilft mir. Zwar gibt es immer noch Tiefpunkte in dem Spiel, was die Variation an Questdesigns angeht, jedoch habe ich somit mehr Spaß daran, mir auch einmal Zeit zu nehmen und Sachen zu erledigen.Denn hier haben RPGs einem Action Adventure doch einiges voraus - wir schreiben hier eine zum Teil eigene Story.
Ist das Erledigen von Nebenquests nun wirklich nötig? Ich denke, da hat jeder eine andere Meinung. In einem Fallout ist es vermutlich der beste Teil am Spiel, in einem Witcher kann es eher auch mal von einer tollen Geschichte ablenken, so dass man den Faden verliert.
Für mich persönlich kommt es also auch immer darauf an, wie die Nebenaufgaben ihre eigene Geschichte erzählen und ob ich diese als relevant empfinde. Denn so ist es nicht nur einfach mehr Content aus Prinzip, sondern auch welcher, der Spaß macht.
Nach diesem Schinken an Text die Frage in die Runde: Wie seht ihr das? Teilt ihr meine Meinung oder seht ihr es komplett anders?