Habe mir die Studie gerade mal durchgelesen. Sicherlich eine der besseren Studien zum Thema. Allerdings muss man schon deutlich machen worum es eigentlich geht. Die Forscher messen hier groessen-Aenderungen einer Hirnregion die sehr spezifisch fuer das Lernen raeumlicher Umgebung ist (hippocampus, vor allem CA1). Sie stellen dann fest, dass Leute, die Spiele spielen, bei welchen man eher dazu gezwungen wird sich eine interne kognitive Karte der Spielwelt zu erstellen und diese zu navigieren am Ende des Trainings mehr Hirnmasse in dieser speziellen Region aufweisen, als solche, die eher lineare Spiele gespielt haben. Das ist zunaechst wohl kaum ueberraschend, wobei man noch dazu sagen muss, dass die Hirnmasse nur seeeeehr indirekt Aufschluss ueber Hirnfunktion gibt.
Was mich wundert ist, sie sehen ein aehnliches Ergebnis, wenn sie die Mario Spieler mit Spielern vergleichen, die open world Shooter, wie z.B. Bordelands 2 spielen. Sie begruenden das mit dem Vorhandensein einer Minimap, ich haette aber eigentlich gedacht, dass man als Spieler solcher open world Titel trotzdem eine interne Karte erstellt, zumindest zu einem gewissen Mass. Waere interessant gewesen, sie haetten den gleichen Test nochmal durchgefuehrt, nur mit ausgeschalteter Minimap. Das fehlt aber leider.
Man kann sich nun darueber streiten, wie viel die reine Hirnmasse wirklich aussagt, was in anderen Hirnregionen passiert, etc., etc. Das ganze ist alles noch in einem recht fruehen Stadium und da wird man noch einige Follow-ups brauchen um wirklich brauchbare Schluesse zu ziehen. Die Studie an sich ist aber denke ich recht ordentlich durchgefuehrt worden. Die Kontrollen sehen alle gut aus und die p-values sind stark signifikant. Die Diskussion ist in Teilen ziemlich spekulativ (vor allem wenn sie dann anfangen von autonomic stress responses und dem Einfluss von Inhibition durch die Amygdala zu reden) aber immerhin sind ihre Schlussfolgerungen nicht ganz so weit gefasst, wie z.B. der Artikel hier bei PCG es darstellt. Sie beschraenken sich zunaechst mal darauf, dass man ein Auge darauf halten sollte, wie gut Videospiele tatsaechlich als cognitive learning tools geeignet sind und sie machen auch am Ende nochmal klar, dass sie noch weiter Genres testen muessen, etc.
Also, alles in allem denke ich, es ist - innerhalb seiner eng definierten Grenzen - eine der besseren Studien zu dem Thema. Man sollte solche Sachen nicht einfach gleich reflexartig verschreien, blos weil einem das Ergebnis nicht gefaellt. Wobei natuerlich auch mal wieder die Ueberschrift "Shooter machen Hirn kaputt" der Sache nicht wirklich gerecht wird.
Hier uebrigens nochmal der Link zur eigentlichen Studie (der link au der CBC Seite zum Beispiel geht nicht, ich musste ueber Pubmed suchen). Kann aber sein, dass man eine subscription braucht um's zu lesen,:
http://www.nature.com/mp/journal/vaop/ncurrent/full/mp2017155a.html?foxtrotcallback=true