Im Zusammenhang mit der Killerspiel-Debatte taucht immer häufiger auch die Frage auf, ob Computerspiele generell als "Kunst" oder doch eher als "Kitsch" einzuordnen sind. Diejenigen, die solchen Spielen den Status einer Kunstform verweigern, führen als Gründe vor allem an, das Computerspiele zumeist kommerziell sind, technisch von Programmierern entwickelt werden und inhaltlich eben "nur" Spiele sind, die dazu teilweise sogar noch Sex oder Gewalt verherrlichen.
Ich selber würde die Frage, ob Computerspiele eine eigene Kunstform sind, eindeutig bejahen, und zwar aus folgenden Gründen:
Der Begriff der "Kunst" unterlag im Laufe der Zeit parallel zur kulturellen Entwicklung der unterschiedlichen Gesellschaften rund um den Globus auch einem steten Wandel. Kunst und Kultur hängen eng miteinander zusammen, ja sie bedingen einander sogar. Beide werden von Menschen hervorgebracht, vor allem die Kunst ist das Ergebnis eines kreativen, intellektuellen Prozesses, in den zumeist auch die Gefühle des "Kunstschaffenden" und seine kulturelle und religiöse Prägung mit einfliessen. Somit ist Kunst niemals etwas statisches, sie muss zwangsläufig ständig im Fluss sein, sich in verschiedene Richtungen und in Form neuer Medien weiterentwickeln und dabei durchaus auch vermeintlich moralische Grenzen überschreiten, um etwas neues zu schaffen.
Autoren, Filmemacher und vor allem auch Theater-Intendanten sind dafür ein gutes Beispiel. Wer einmal eine Aufführung von Peter Zadek live miterlebt hat, der kann abhängig von seinem kulturellen Hintergrund durchaus zu geteilten Schlüssen kommen, ob es sich dabei um Kunst oder um Kitsch, um experimentelles Theater oder schlichtweg um Pornografie handelt. Gleiches gilt für die Arbeiten berühmter Regisseure oder Schriftsteller. Wo Menschen kreativ werden und etwas erschaffen, womit sich andere Menschen intellektuell auseinandersetzen sollen, muss es zwangsläufig zu Mißverständnissen, Irritationen, Ablehnung oder gar Abscheu kommen. Alles andere würde der Verschiedenartigkeit von uns Menschen keinesfalls Rechnung tragen. Der sogenannte "Mainstream", also das Bemühen, es allen Recht zu machen, scheitert ja schon bei der simplen Diskussion von Designern, ob ein ordinärer Dosenöffner schwarz oder weiss sein soll. Solange es frei denkenden Menschen gibt, wird es auch unterschiedliche Meinungen und Geschmäcker geben - und solange wird es auch hoffentlich auch unterschiedliche Ausdrucksformen der Kunst geben.
Kunst war schon immer auch kommerziell, wer etwas anderes behauptet, ist blauäugig. Selbst die "alten Meister" (Rembrandt, Rubens, Dürer, da Vinci, etc.) haben zu ihrer Zeit nicht für Museen oder aus reinem Selbstzweck Gemälde gemalt oder Statuen gemeisselt - immer entstanden ihre Arbeiten als Aufträge einer elitären Oberschicht, zumeist Adel oder Kirche. Die Auftraggeber erfreuten sich dann an dieser Kunst in ihren privaten Palästen oder Gemächern. Die Päpste und Bischöfe schmückten damit ihre Kirchen und lockten so Gläubige an, die zu jener Zeit zwar nicht lesen konnten, die aber durch die Gemälde und Wandmalereien Szenen aus der Bibel plastisch vor Augen geführt bekamen. Bevorzugt natürlich Themen von Himmel (Zuckerbrot) oder Hölle (Peitsche)...
Entwickler von Computerspielen müssen in der Tat wirtschaftlichen Aspekten Rechnung tragen, ansonsten bekämen sie gar nicht erst die Chance, ihre Ideen von kreativer Unterhaltung am Computer umzusetzen. Denn das erfordert heutzutage bei ambitionierten Projekten einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand. Genauso wie vor 500 Jahren Leonardo da Vinci Farben und Leinwand kaufen und Hilfskräfte bezahlen musste, so muss heute ein Entwickler-Team Hardware und Lizenzen kaufen und Gehälter für Mitarbeiter zahlen. Dennoch ist die reine Entwicklung eines Computerspiels ein kreativer, zeitaufwendiger Prozess, der häufig während der Umsetzung mehrfach Änderungen unterliegt, weil die Beteiligten alte Ideen verwerfen und dafür neue Ideen umsetzen wollen. Grafiker erschaffen digitale Kunstwerke, die sich mittlerweile durchaus mit klassischen Gemälden messen können. Level-Designer oder Storyboard-Schreiber lassen ihre eigene Kreativität in ein Spiel einfliessen, um dem Kunden nicht nur eine intellektuelle Herausforderung zu bieten, sondern ihm auch ein ganz persönliches Genusserlebnis zu verschaffen. So wie man beim Betrachten eines Bildes oder eines Theaterstücks Freude empfinden kann, so kann man das gleiche auch beim Spielen eines Computerspiels verspüren. Das es dabei auch "Schund" gibt, der jeglichen künstlerischen Anspruch vermissen läßt, wird niemand bestreiten - gleiches galt und gilt bis heute aber auch für jede andere Form von künstlerischem Ausdruck. Würde der Autor dieses Artikels von geistiger Umnachtung befallen zu Pinsel und Leinwand greifen, so würde das Ergebnis garantiert von keinem noch so wohlmeinenden Zeitgenossen als "Kunst" betrachtet werden - in 300 Jahren mag das anders sein.
Computerspiele sind seit etwa 30 Jahren Teil unserer Kultur geworden - und damit unterliegen sie auch den gleichen Spielregeln wie alle kulturellen Güter. Die Wahrheit, was Kunst und was Kitsch ist, liegt wie so häufig im Auge des Betrachters...
Was meint ihr zu der Debatte ? Sind Computerspiele Kunst oder doch nur Kommerz ?
Ich selber würde die Frage, ob Computerspiele eine eigene Kunstform sind, eindeutig bejahen, und zwar aus folgenden Gründen:
Der Begriff der "Kunst" unterlag im Laufe der Zeit parallel zur kulturellen Entwicklung der unterschiedlichen Gesellschaften rund um den Globus auch einem steten Wandel. Kunst und Kultur hängen eng miteinander zusammen, ja sie bedingen einander sogar. Beide werden von Menschen hervorgebracht, vor allem die Kunst ist das Ergebnis eines kreativen, intellektuellen Prozesses, in den zumeist auch die Gefühle des "Kunstschaffenden" und seine kulturelle und religiöse Prägung mit einfliessen. Somit ist Kunst niemals etwas statisches, sie muss zwangsläufig ständig im Fluss sein, sich in verschiedene Richtungen und in Form neuer Medien weiterentwickeln und dabei durchaus auch vermeintlich moralische Grenzen überschreiten, um etwas neues zu schaffen.
Autoren, Filmemacher und vor allem auch Theater-Intendanten sind dafür ein gutes Beispiel. Wer einmal eine Aufführung von Peter Zadek live miterlebt hat, der kann abhängig von seinem kulturellen Hintergrund durchaus zu geteilten Schlüssen kommen, ob es sich dabei um Kunst oder um Kitsch, um experimentelles Theater oder schlichtweg um Pornografie handelt. Gleiches gilt für die Arbeiten berühmter Regisseure oder Schriftsteller. Wo Menschen kreativ werden und etwas erschaffen, womit sich andere Menschen intellektuell auseinandersetzen sollen, muss es zwangsläufig zu Mißverständnissen, Irritationen, Ablehnung oder gar Abscheu kommen. Alles andere würde der Verschiedenartigkeit von uns Menschen keinesfalls Rechnung tragen. Der sogenannte "Mainstream", also das Bemühen, es allen Recht zu machen, scheitert ja schon bei der simplen Diskussion von Designern, ob ein ordinärer Dosenöffner schwarz oder weiss sein soll. Solange es frei denkenden Menschen gibt, wird es auch unterschiedliche Meinungen und Geschmäcker geben - und solange wird es auch hoffentlich auch unterschiedliche Ausdrucksformen der Kunst geben.
Kunst war schon immer auch kommerziell, wer etwas anderes behauptet, ist blauäugig. Selbst die "alten Meister" (Rembrandt, Rubens, Dürer, da Vinci, etc.) haben zu ihrer Zeit nicht für Museen oder aus reinem Selbstzweck Gemälde gemalt oder Statuen gemeisselt - immer entstanden ihre Arbeiten als Aufträge einer elitären Oberschicht, zumeist Adel oder Kirche. Die Auftraggeber erfreuten sich dann an dieser Kunst in ihren privaten Palästen oder Gemächern. Die Päpste und Bischöfe schmückten damit ihre Kirchen und lockten so Gläubige an, die zu jener Zeit zwar nicht lesen konnten, die aber durch die Gemälde und Wandmalereien Szenen aus der Bibel plastisch vor Augen geführt bekamen. Bevorzugt natürlich Themen von Himmel (Zuckerbrot) oder Hölle (Peitsche)...
Entwickler von Computerspielen müssen in der Tat wirtschaftlichen Aspekten Rechnung tragen, ansonsten bekämen sie gar nicht erst die Chance, ihre Ideen von kreativer Unterhaltung am Computer umzusetzen. Denn das erfordert heutzutage bei ambitionierten Projekten einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand. Genauso wie vor 500 Jahren Leonardo da Vinci Farben und Leinwand kaufen und Hilfskräfte bezahlen musste, so muss heute ein Entwickler-Team Hardware und Lizenzen kaufen und Gehälter für Mitarbeiter zahlen. Dennoch ist die reine Entwicklung eines Computerspiels ein kreativer, zeitaufwendiger Prozess, der häufig während der Umsetzung mehrfach Änderungen unterliegt, weil die Beteiligten alte Ideen verwerfen und dafür neue Ideen umsetzen wollen. Grafiker erschaffen digitale Kunstwerke, die sich mittlerweile durchaus mit klassischen Gemälden messen können. Level-Designer oder Storyboard-Schreiber lassen ihre eigene Kreativität in ein Spiel einfliessen, um dem Kunden nicht nur eine intellektuelle Herausforderung zu bieten, sondern ihm auch ein ganz persönliches Genusserlebnis zu verschaffen. So wie man beim Betrachten eines Bildes oder eines Theaterstücks Freude empfinden kann, so kann man das gleiche auch beim Spielen eines Computerspiels verspüren. Das es dabei auch "Schund" gibt, der jeglichen künstlerischen Anspruch vermissen läßt, wird niemand bestreiten - gleiches galt und gilt bis heute aber auch für jede andere Form von künstlerischem Ausdruck. Würde der Autor dieses Artikels von geistiger Umnachtung befallen zu Pinsel und Leinwand greifen, so würde das Ergebnis garantiert von keinem noch so wohlmeinenden Zeitgenossen als "Kunst" betrachtet werden - in 300 Jahren mag das anders sein.
Computerspiele sind seit etwa 30 Jahren Teil unserer Kultur geworden - und damit unterliegen sie auch den gleichen Spielregeln wie alle kulturellen Güter. Die Wahrheit, was Kunst und was Kitsch ist, liegt wie so häufig im Auge des Betrachters...
Was meint ihr zu der Debatte ? Sind Computerspiele Kunst oder doch nur Kommerz ?